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Artikel 5409
Dr. Martin Bahr

M-Commerce - Flopp oder Top ?

Eine Rezension zu:

Alexander T. Nicolai/Thomas Petersmann (Hrsg.)

Strategien im M-Commerce

Grundlagen - Management - Geschäftsmodelle

Schäffer-Poeschel, Stuttgart 2001, 306 S., 39,- €
ISBN 3-7910-1931-7

http://www.schaeffer-poeschel.de


Der mobilen Kommunikation gehört der Markt der Zukunft. Oder vielleicht doch nicht? Alles nur eine große Seifenblase?

Schaut man sich die vorhandenen Marktprognosen an, so scheint die Antwort glasklar. Ab 2007 sollen die Erlöse aus dem mobilen Internet die des herkömmlichen Mobilfunkgeschäfts überschreiten. Die Umsatzprognosen für Europa pendeln zwischen 23,6 Mrd. Euro im Jahr 2004 und 13 Mrd. Euro im Jahr 2004. Neue technologische Entwicklungen, allen voran GPRS und UMTS, sollen eine Vielzahl von Internetanwendungen vom Festnetz auf die Mobilnetze verlagern. Statistiker behaupten, dass sich bis 2005 weltweit mehr Menschen über ihr Mobiltelefon ins Netz einwählen als über den heimischen PC.

Diese Zahlen und diese Prognosen sind - gelinde gesprochen - oftmals eher Zukunftswünsche denn realistische Einschätzungen. Nicht zuletzt WAP hat gezeigt, dass der Kunde nicht alle Technologien kauft, nur weil sie einfach neu sind. Und kritische Stimmen äußern sich, die bei UMTS eher von einem Milliardengrab denn von einer Milliardeninvestition sprechen.

In dieses Spannungs- und Problemfeld tritt Strategien im M-Commerce. Das Werk umfasst 18 Aufsätze und Artikel von unterschiedlichen Autoren. Der Band ist in drei große Teilbereiche gegliedert: Grundlagen, Management und Geschäftsmodelle.

In einer sehr guten Einführung mit dem bezeichnenden Titel Fakten und Fiktionen im M-Commerce von Nicolai/Petersmann sprechen die Autoren den sehr schmalen Pfad zwischen Hype und Realität an. Schon hier zeigt sich, dass es den Herausgebern an einer kritischen Sichtweise und Würdigung dieses Themas gelegen ist - und nicht an einer Schönfärberei.

Im ersten großen Teilbereich - den Grundlagen - finden sich sieben Aufsätze wieder. Hier werden neben der Darstellung der Möglichkeiten und Grenzen des Mobile Business vor allem die Auswirkungen dieser neuen Technologie angesprochen. Daneben finden sich interessante Erörterungen zur Kundenbindung im M-Commerce und ein Ausblick in einen neuen Business-Ansatz: Dem H-Commerce (=Hybrid-Commerce).

Der Management-Teil des Buches beginnt mit einer Darstellung von Zobel zu dem Thema Mobile Business: Zusätzlicher Vertriebskanal oder eigenständiges Geschäft?. Wie schon in seinem eigenen Buch Mobile Business und M-Commerce zeigt der Autor auch hier, dass seine große Stärke die Schilderung und Analyse praktischer Vorgänge ist. Im weiteren gehen Silberer/Wohlfahrt auf die Akzeptanz und Wirkung des Mobile Banking ein. Wimmerer beschäftigt sich mobilen Portalen. Göbel/Molfenter analysieren das Wettbewerbsumfeld von M-Commerce-Start-ups.

Ein großer Vorteil dieses Bandes ist seine große Praxisausrichtung. So werden im letzten Teil sechs unterschiedliche Geschäftsmodelle angesprochen: 12snap, iobox, Jamba!, MyAlert, Paybox und @Road. Die einzelnen Autoren stellen dabei zunächst in ansprechender Weise das jeweilige Produkt- oder Dienstleistungskonzept dar. Dann gehen sie ausführlich auf den Erfolg bzw. Misserfolg ein - und versuchen z.T. hierfür die Gründe anzugeben.

Sämtliche Abhandlungen bestechen durch ihren kritischen, distanzierten Stil. Schönfärberische Titel mit Lobeshymnen auf den M-Commerce wird der Leser hier weitgehend nicht finden. Viele Darstellungen lockern ihre Präsentation durch leicht verständliche, ansprechende Grafiken auf. Die Mehrheit der Autoren bietet zudem durch ein ansehnliches Literaturverzeichnis die Möglichkeit zu einer tiefergehenden Auseinandersetzung.

Gesamteindruck:
Ein Buch, das insbesondere durch seinen kritischen, analytischen Stil gefällt. Das beinahe schon übliche "BlaBlaBla" wird der Leser hier nicht finden. Natürlich bewerten die einzelnen Autoren die Entwicklungsmöglichkeiten unterschiedlich und haben auch hinsichtlich des technologischen Fortschritts erhebliche Meinungsverschiedenheiten. Dies macht den zusätzlichen Reiz dieses Buches aus, dass hier nicht nur eine einzelne Stimme, sondern gleich eine Vielzahl von Meinungen für den Leser bereitsteht.


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