Der mobilen Kommunikation gehört der Markt der Zukunft. Oder vielleicht
doch nicht? Alles nur eine große Seifenblase?
Schaut man sich
die vorhandenen Marktprognosen an, so scheint die Antwort glasklar. Ab
2007 sollen die Erlöse aus dem mobilen Internet die des herkömmlichen
Mobilfunkgeschäfts überschreiten. Die Umsatzprognosen für Europa pendeln
zwischen 23,6 Mrd. Euro im Jahr 2004 und 13 Mrd. Euro im Jahr 2004. Neue
technologische Entwicklungen, allen voran GPRS und UMTS, sollen eine
Vielzahl von Internetanwendungen vom Festnetz auf die Mobilnetze
verlagern. Statistiker behaupten, dass sich bis 2005 weltweit mehr
Menschen über ihr Mobiltelefon ins Netz einwählen als über den
heimischen PC.
Diese Zahlen und diese Prognosen sind - gelinde
gesprochen - oftmals eher Zukunftswünsche denn realistische
Einschätzungen. Nicht zuletzt WAP hat gezeigt, dass der Kunde nicht alle
Technologien kauft, nur weil sie einfach neu sind. Und kritische Stimmen
äußern sich, die bei UMTS eher von einem Milliardengrab denn von einer
Milliardeninvestition sprechen.
In dieses Spannungs- und
Problemfeld tritt
Strategien im M-Commerce. Das Werk umfasst 18
Aufsätze und Artikel von unterschiedlichen Autoren. Der Band ist in drei
große Teilbereiche gegliedert: Grundlagen, Management und
Geschäftsmodelle.
In einer sehr guten Einführung mit dem
bezeichnenden Titel
Fakten und Fiktionen im M-Commerce von
Nicolai/Petersmann sprechen die Autoren den sehr schmalen Pfad
zwischen Hype und Realität an. Schon hier zeigt sich, dass es den
Herausgebern an einer kritischen Sichtweise und Würdigung dieses Themas
gelegen ist - und nicht an einer Schönfärberei.
Im ersten
großen Teilbereich - den Grundlagen - finden sich sieben Aufsätze
wieder. Hier werden neben der Darstellung der Möglichkeiten und Grenzen
des Mobile Business vor allem die Auswirkungen dieser neuen Technologie
angesprochen. Daneben finden sich interessante Erörterungen zur
Kundenbindung im M-Commerce und ein Ausblick in einen neuen
Business-Ansatz: Dem H-Commerce (=Hybrid-Commerce).
Der Management-Teil des Buches beginnt mit einer Darstellung von
Zobel zu dem Thema
Mobile Business: Zusätzlicher
Vertriebskanal oder eigenständiges Geschäft?. Wie schon in seinem
eigenen Buch
Mobile Business und M-Commerce zeigt der Autor auch
hier, dass seine große Stärke die Schilderung und Analyse praktischer
Vorgänge ist. Im weiteren gehen
Silberer/Wohlfahrt auf die
Akzeptanz und Wirkung des Mobile Banking ein.
Wimmerer
beschäftigt sich mobilen Portalen.
Göbel/Molfenter analysieren
das Wettbewerbsumfeld von M-Commerce-Start-ups.
Ein großer
Vorteil dieses Bandes ist seine große Praxisausrichtung. So werden im
letzten Teil sechs unterschiedliche Geschäftsmodelle angesprochen:
12snap, iobox, Jamba!, MyAlert, Paybox und @Road. Die einzelnen Autoren
stellen dabei zunächst in ansprechender Weise das jeweilige Produkt-
oder Dienstleistungskonzept dar. Dann gehen sie ausführlich auf den
Erfolg bzw. Misserfolg ein - und versuchen z.T. hierfür die Gründe
anzugeben.
Sämtliche Abhandlungen bestechen durch ihren
kritischen, distanzierten Stil. Schönfärberische Titel mit Lobeshymnen
auf den M-Commerce wird der Leser hier weitgehend nicht finden. Viele
Darstellungen lockern ihre Präsentation durch leicht verständliche,
ansprechende Grafiken auf. Die Mehrheit der Autoren bietet zudem durch
ein ansehnliches Literaturverzeichnis die Möglichkeit zu einer
tiefergehenden Auseinandersetzung.
Gesamteindruck:
Ein Buch, das insbesondere durch seinen kritischen, analytischen Stil
gefällt. Das beinahe schon übliche "BlaBlaBla" wird der Leser hier
nicht finden. Natürlich bewerten die einzelnen Autoren die
Entwicklungsmöglichkeiten unterschiedlich und haben auch hinsichtlich
des technologischen Fortschritts erhebliche Meinungsverschiedenheiten.
Dies macht den zusätzlichen Reiz dieses Buches aus, dass hier nicht nur
eine einzelne Stimme, sondern gleich eine Vielzahl von Meinungen für den
Leser bereitsteht.