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Utrecht

1. Lehrangebot, Kurswahl, Kursinhalte

Das Studium in den Niederlanden gliedert sich in Trimester. Das erste Trimester dauert von September bis Weihnachten, das zweite beginnt in der zweiten Januarwoche und endet im März, das dritte Semester dauert von April bis Ende Juni. Die Universiteit Utrecht bietet jedes Trimester für Austauschstudenten eine Reihe englischsprachiger Kurse an. Eine Liste der Kurse, die im Studienjahr 1999/ 2000 angeboten wurden habe ich beigefügt. Außerdem ist im AAA oder im ELSA Büro die Broschüre General Information Law Courses erhältlich, der sich die Kurse und eine Kurzbeschreibung entnehmen läßt. In der Regel werden die gleichen Kurse jedes Jahr angeboten. Natürlich kann man auch niederländisch unterrichtete Kurse besuchen, wenn man die nötigen Sprachkenntnisse hat. Diese hatte ich nicht und wählte daher aus den englischsprachigen Kursen die folgenden aus:

Trimester 1:
European Contract Law
Introduction to European Private Law
Introduction to Public International Law
International and European Protection of Human Rights

Trimester 2:
European Administrative Law: towards a Ius Commune in Administrative Law
Constitutional Law of the Netherlands
Civil Procedure in Europe

Diesen Bericht verfasse ich zu Beginn des zweiten Trimesters, so daß ich allein über meine Erfahrungen im ersten Trimester berichten kann. Im allgemeinen sind die Kurse mit einer Teilnehmer zahl um die 50 erheblich kleiner als in Deutschland. Dies führt dann auch zu einer lockeren Atmosphäre und zur Einbindung der Studierenden. So sind gemeinsame Diskussionen oder der Austausch von Erfahrungen mit dem eigenen Rechtssystem untereinander keine Seltenheit. Einige Kurse werden nicht von Professoren sondern von Assistenten gehalten, die sich manchmal auch mit Vornamen anreden lassen. Mit zwei Kursen gingen wir nach der Klausur auch noch einen Trinken. Die Vorlesungen dauern 90 Minuten unterbrochen durch eine Kaffeepause, in der man ebenso wie nach der Vorlesung die Dozenten zum Unterricht fragen kann oder sich auch einfach mit ihnen unterhalten kann.
Das gesamte Lehrmaterial ist in Englisch. Die Universität gibt selber zu den meisten Kursen sogenannte Reader oder Syllaben heraus, in denen wichtige Texte oder Materialien für den Unterricht enthalten sind. Diese Syllaben unterscheiden sich preislich aber erheblich, von 10,- bis zu 120,-. Zusätzlich mußte ich mir für die Kurse normale Bücher kaufen. Anders als in Deutschland kann man sich sein Lehrbuch nicht selbst auswählen, sondern der Dozent schlägt ein Buch vor, mit dem dann alle im Kurs arbeiten und mit dem auch im Kurs gearbeitet wird. Auch können sich Klausuren auf einzelne Kapitel eines der Bücher beziehen, so daß es sehr sinnvoll ist diese auch zu haben. Im Schnitt muß man mit 50,- für Bücher und Syllaben pro Kurs rechnen.
In Utrecht können die Leistungsprüfungen verschiedene Formen annehmen. Häufig sind dreistündige Abschlußklausuren, die zum Teil aber open book sind, d.h. man darf Bücher und Mitschriften mitbringen. Ergänzt werden dies durch papers genannte schriftliche und mündliche Kurzreferate. Diese können drei bis 15 Seiten umfassen. Bei kürzeren papers sind oft mehrere anzufertigen. Auch Gruppenpräsentationen und investigative Projekte sind üblich. Die Notenskala reicht von null bis zehn, ab einer Note von sechs hat man bestanden. Sechs und sieben sind die häufigsten Noten.
Jetzt möchte ich meine Kurse beschreiben, insbesondere für diejenigen die mit dem Gedanken spielen, diese zu wählen.

Der Kurs European Contract Law behandelte die Bildung eines einheitlichen Vertragsrechts in Europa, wobei aber auch kritische Gegenstimmen gehört wurden. Meistens arbeiteten mit den sogenannten Lando Principles, den Unidroit Principles und dem CISG ( Wiener UN- Kaufrecht). Wer jetzt mit alledem überhaupt nichts anzufangen weiß, wird dies spätestens in dem Kurs oder eventuell auf Nachfrage von Professor Zimmermann erfahren. Mir hat es viel Spaß gemacht, mit Gesetzesvorschlägen zu arbeiten und einen Einblick in die Rechtsvergleichung zu erhalten. Auch war der fachliche Austausch der Studierenden untereinander sehr gut. Die Klausur fiel mir nicht allzu schwer. Ich kann diesen Kurs sehr empfehlen.

Der Kurs Introduction to European Private Law überschnitt sich zum Teil mit dem Contract Law Kurs. Er betrachtete aber auch noch andere Gebiete der Privatrechtsvereinheitlichung wie Sachen-, Familien-, Handels- und Gesellschaftsrecht. Er war aber notgedrungen um einiges oberflächlicher als der Contract Law Kurs. Dennoch vermittelte er einen guten ersten Eindruck über die Entwicklungen und animierte zum Weiterforschen. Die Klausur war sehr gut zu bewältigen. Auch dieser Kurs ist zu empfehlen, solange man noch keine fortgeschrittenen Kenntnisse in der Materie hat.

Der Kurs Introduction to Public International Law ist einer Grundvorlesung im Völkerrecht vergleichbar. Die allgemeinen Prinzipien werden behandelt, das spezielle Völkerrecht aber außen vor gelassen. Leider war der Unterricht in diesem Kurs vergleichsweise frontal gestaltet. Die Diskussionen setzten oft Kenntnis des politischen Tagesgeschehen voraus, das dann positiverweise von der rechtlichen Seite betrachtet wurde. Gut war auch, daß nie der Eindruck entstand, das Völkerrecht sei der Politik nicht unterworfen, was eine realistische Betrachtung bedeutete. Leider wurde im Unterricht oft nicht sehr über den Inhalt des sehr guten Lehrbuchs hinausgegangen, manche Leserei war sogar für den Kurs überflüssig. Auch wurde oft überzogen und der Stoff nicht gänzlich behandelt. Die Klausur war schwer, aber fair und durchaus zu bestehen. Trotz einiger Unpässlichkeiten, regte der Kurs zum eigenen Denken und Urteilen an. Auch konnte er gut kompensieren, daß ich in Regensburg die Völkerrechtsvorlesung verpaßte.

Der Kurs International and European Protection of Human Rights dürfte eine Geschmacks- und Interessenssache sein. Es wurden einige Modelle und Interpretationen von Menschenrechten und ihrem Schutz besprochen. Es handelte sich dabei aber oft um akademische Vorschläge. Dennoch war der Austausch über diese in Diskussionen anregend. Negativ war aber, daß oft vieles im Unklaren blieb. Die klassischen Mechanismen des Menschenrechtsschutz im Rahmen der UN, des Europarats und der EU wurde zu knapp in einer Art Frontalunterricht vermittelt. Daher eignet sich dieser Kurs eher für Studierende mit guten Vorkenntnissen in der Materie. Auch wurden wir auf die Klausur gut im Kurs vorbereitet.


2. Anerkennung der Studienleistungen

Ich beabsichtige mir den Public International Law und den Human Rights Kurs als großen Schein im Öffentlichen Recht anerkennen zu lassen, was nach vorheriger Information kein Problem sein dürfte. Zur Zeit bin ich aber noch in Utrecht, so daß ich noch nicht dergleichen unternommen habe.


3. Unterkunft

Die Unterkunft wird vom Housing Office des International Relations Office vergeben. Nach der Studienplatzzusage erhält man von diesem ein Formular, in dem man verschieden Vorstellungen zur Unterkunft angeben kann. Es werden auch Doppelzimmer vergeben. Wer kein solches beziehen möchte, muß im Formular Single Room ankreuzen. Generell herrscht in Utrecht Wohnungsnot. Daher bewegen sich die Preise zwischen 150,- für ein Doppelzimmer und 350,- für ein Einzelzimmer mit geteilten Sanitäreinrichtungen und geteilter Küche. Die private Wohnungssuche empfiehlt sich nur, wenn man genügend Zeit und Geld hat, da selbst niederländische Studierende oft über ein halbes Jahr nach einer Wohnung suchen.
Die Unterbringung geschieht entweder in Studentenwohnheimen, die in ihrer Qualität sehr schwanken, oder in Wohngemeinschaften mit niederländischen Studenten.
Ich wohnte in einem Gästehaus der Universität, einer Art Studentenwohnheim, in einem Doppelzimmer. Zwar gab es nur eine große Küche und vier Duschen für 25 Personen, dafür liegt das Gästehaus mitten in der Stadt keine zwei Minuten von Jurabibliothek, der juristischen Fakultät und den besten Kneipen entfernt. Allerdings ist es Lärmempfindlichen wegen der Lage über zwei sehr beliebten Kneipen und der häufig stattfindenden Parties nicht zu empfehlen. Auch macht man hier früher oder später Bekanntschaft mit den Nachbarn und der Polizei. Dafür ist mein Zimmer vergleichsweise groß. Die Einzelzimmer können aber von der Besenkammer bis zu einer angenehmen Größe ( 20 m²) variieren. Für mein Zimmer zahlte ich etwa 200,-. Der Name dieser Unterkunft ist Janskerkhof 21. Wer über manches hinwegsehen kann und gerne die einzigartige Erfahrung machen möchte, mit 24 anderen ausländischen Studenten zusammenzuleben, ist hier bestimmt gut aufgehoben.
Ein sehr schönes, frisch renoviertes Wohnheim mit Einzel- und Doppelzimmern ist auch Parnassos. Dort sind die Zimmer aber auch etwas teurer. Weitere Wohnheime befinden sich etwas außerhalb der Innenstadt, oder auf dem Universitätscampus de Uithof. Dort finden aber keine juristischen Vorlesungen statt. Die Distanzen sind aber mit dem Fahrrad gut zu bewältigen.
Letztlich noch ein Tip und eine Warnung. Möglichst schnell sollte man das Formular für die Wohnung abschicken und sich auch danach informieren. Sonst wohnt man nämlich wirklich außerhalb oder den ersten Monat in der Jugendherberge.


4. Betreuung durch ESN (Erasmus Student Network)

ESN hat ein Mentorensystem entwickelt, bei dem jeder Austauschstudent einen Utrechter Studenten als Ansprechpartner hat. Der Mentor muß nicht dasselbe studieren wie man selbst. Kurz vor dem Beginn des Auslandsstudiums erhält man ein Formular, mit dem man nach einem Mentor fragen kann. Ausfüllen und Abschicken. Die Mentoren helfen einem bei den Formalitäten vor Ort, holen einen am Bahnhof ab und führen Dich in das Utrechter Studentenleben ein, richtig nett und hilfreich.
ESN organisiert des weiteren Parties, Exkursionen und Einführungsveranstaltungen für Austauschstudenten. Auch gibt es ein wöchentliches Meeting in einem Irish Pub, das absolute Muß.


5. Sprache

Die Kurse werden in Englisch unterrichtet und jeder spricht in Utrecht auch fließend Englisch. Dennoch ist es hilfreich und nett ein wenig Holländisch zu sprechen. Die Universiteit Utrecht bietet Austauschstudenten einen ermäßigten Sprachkurs zu 125,- an. Ich fand das immer noch zu teuer, zumal wenn man bedenkt das man einen ebenso guten Kurs an der Universität Regensburg ohne Kosten machen kann. Daher besuchte ich im Sommersemester vor dem Auslandsaufenthalt den Niederländischkurs in Regensburg.


6. Formalitäten

Die Bewerbung läuft über das AAA und ist unproblematisch. Man sollte bloß seine Post lesen und die Fristen einhalten. Einige Monate vor dem Beginn des Auslandstudiums, erhält man Post von der Universiteit Utrecht und wird aufgefordert sich mittels eines beigefügten Formulars für die Kurse einzuschreiben. Vor Ort ist dann die Einführungsveranstaltung zu besuchen, in der man seine Unterlagen wie Stundentafel und Studentenausweis ausgehändigt bekommt.
In der ersten Woche hat man die Möglichkeit Kurse zu wechseln.

Nicht Privatversicherte benötigen für die Krankenversicherung ein E 127 Formular, das bei der eigenen Krankenkasse auf Anfrage erhältlich ist. Gegen Vorlage dieses Formulars bei einer niederländischen Versicherung erhält man dann die nötigen Unterlagen.
Eine Haftpflichtversicherung wird dringend empfohlen. Ein Nachweis für diese ist aber nicht zu erbringen.
Als EU- Bürger muß man sich bei der städtischen Meldebehörde registrieren lassen, wenn man länger als vier Monate in den Niederlanden wohnt. Hierzu ist ein Reisepaß, der Mietvertrag und ein Schreiben der Universität nötig.
Die Formalitäten werden aber alle ausführlich in der Einführungsveranstaltung und in verteilten Broschüren erklärt, so daß man sich darüber keine Gedanken machen muß.


7. Sonstiges

Zwar war ich mit dem Auto in Utrecht, aber ich bereute es bald und kann es nicht empfehlen, ein Auto mitzunehmen. Zum einen sind gebührenfreie Parkplätze in der Innenstadt rar und eine Lizenz zum Parken teuer, zum anderen brauchte ich mein Auto so gut wie nicht.
Vieles läßt sich nämlich einfacher und schneller mit dem fiets (Rad) erledigen. Aber auch sein eigenes gutes Rad sollte man nicht mitbringen, es wird nämlich trotz guter Schlösser gestohlen werden. Entweder kauft man ein gebrauchtes Rad für 45,- im Laden oder nächtens ein gestohlenes für 6,- beim Junkie. Letzteres ist natürlich verboten. Wenn man Pech hat, war der Junkie ein Polizist und dann sind 100,- Strafe fällig. Auf jeden Fall sollte man zwei bis drei sehr robuste Schlösser zur Abschreckung haben. Wird das Rad dann doch gestohlen, so ärgert man sich , daß die teuren Schlösser hinüber sind.

Zur Stadt Utrecht kann ich leider wegen des beschränkten Platzes nicht viel mehr sagen als, daß es sich lohnt, diese Stadt lieben zu lernen. Auch liegt Utrecht so zentral, daß man mit der Bahn schnell in Amsterdam. Den Haag, Rotterdam oder an der Küste ist. Für etwa 50,- gibt es eine generelle Ermäßigung um 40 % für Bahnfahrten.
Wegen der vielen Ausflüge, Parties und des allgemein entspannteren Lebens, muß man mit einem erhöhtem Geldbedarf rechnen, der so um die 600,- bis 800,- insgesamt liegen dürfte. Zum Glück liegen die Jobs in Utrecht nicht auf, sondern an der Straße in den zahlreichen Arbeitsvermittlungen (Uitzendbureau), so daß der Auslandsaufenthalt nicht zum Ruin führen muß.


8. Wertung

Sowohl fachlich, als auch menschlich und der Erfahrungen und der tollen Erinnerungen wegen lohnt es sich in der Domstad ( =Utrecht) zu studieren. Gerade die Betreuung durch Dozenten und ESN läßt kaum zu wünschen übrig. Die Niederländer und die anderen Austauschstudenten sind richtig weltoffen, was den Auslandsaufenthalt noch schöner macht.

Belef prettige en onvergetelijke dagen en nachten en Utrecht!


9. Tips: Adressen

Homepages:

Universiteit Utrecht: http://www.uu.nl
Speziell für foreign students: http://www.uu.nl/international/foreign/stud
ESN: http://www.studver.uu.nl/esn


E- mail Adressen/ Fax/ Telefon:

International Relations Office
secr@bb.usc.uu.nl
Tel.: +31 30 253 2696
Fax: +31 30 253 75 50

Koordinatoren der Juristischen Fakultät für Sokrates- Austausch
Annemiek van den Akker
Janskerkhof 3
3512 BK Utrecht
a.vandenakker@law.uu.nl
Tel.: +31 30 253 84 98
Fax.: +31 30 253 73 00

ESN
esn@pobox.uu.nl
Tel.: +31 30 253 87 81
Fax.: +31 30 253 87 75


02/00 § § § § § § § § § § § § Timm Fabian Ebner, ebner_timm@hotmail.com


Studienadresse:
Schwalbennestsraße 4
93051 Regensburg
0941/ 31357 oder 0171/ 4147321
ebner_timm@hotmail.com

Heimatadresse:
Eichendorffweg 8
64285 Darmstadt
06151/ 25922


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