1. Lehrangebote, Kurswahl, Kursinhalte
Das Kursangebot beinhaltet die üblichen Fächer
wie Tort, Contract, Land, Commercial, Criminal, International, European Union,
Laboer, Familie Law und viele andere. Am besten ist es, das aktuelle
Vorlesungsverzeichnis entweder im Auslandsamt in Regensburg oder bei der
University of Cambridge zu besorgen. Aus den dort angebotenen Kursen kann
grundsätzlich jedes Fach ausgewählt werden. Erasmusstudenten
müssen mindestens drei Fächer belegen. Zu beachten ist dabei
lediglich
der Unterschied zwischen den "halfpapers" und den
"fullpapers". Es bieten sich die "fullpapers" an, da
diese von "supervisions" begleitet werden. "Halfpaper"
bedeutet, daß in dem Fach etwas weniger Vorlesungen und keine
"supervisions" sind, Du also selbständiger arbeiten mußt,
wobei zwei "halfpapers" einem "fullpaper" entsprechen.
Die gefürchteten "supervisions", die es in England in dieser
Form nur in Cambridge und Oxford gibt, sind Kleingruppen von 2-5 Leuten mit
einem Lehrer, in denen der Vorlesungsstoff noch einmal durchgegangen wird.
Für diese "supervisions" bekommt man eine Leseliste und
Problemfragen und oft genug die Aufgabe, ein Essay zu schreiben. Diese Essays
sollten sich meist über 4-6 Seiten erstrecken und sind mit einer kurzen
Hausarbeit vergleichbar, nur daß sie nicht benotet werden, und eher dazu
dienen zu testen, ob der Vorlesungsstoff verstanden wurde, oder überhaupt
nachgearbeitet wurde. Wenn man den Vorlesungsstoff allerdings nicht
nacharbeitet, kann man die supervision ohnehin vergessen. Denn dieser alle zwei
Wochen stattfindende Unterricht bedeutet eine gute Betreuung der Studenten,
aber
auch viel Arbeit. Sie finden zusätzlich zu den Vorlesungen statt, welche
ablaufen wie in Deutschland auch.
Ich persönlich habe mich für die Fächer
"Law of Tort" (Deliktrecht, first year subject),
"International Law" (Völkerrecht, second year subject) und
"European Union Law" (Third year subject) entschieden.
"Tort law" ist etwas typisch Englisches und
bietet die Möglichkeit zu etwas Rechtsvergleichung. Von den ganzen
Fällen habe ich mich nicht abschrecken lassen, da man mit ihnen in jedem
Fach in England zu kämpfen hat. Europarecht und Völkerrecht werden
auch auf Fällen basierend gelehrt. Obwohl diese Fälle am Anfang mehr
als verwirrend sind, finde ich es doch sehr interessant und auf jeden Fall
lebendiger als das deutsche Recht mit seinen Paragraphen und Artikeln, die man
für Europa- und Völkerrecht allerdings auch lernen muß. Ein
Wissen über die europäischen Institutionen und deren Aufgaben wird
vorausgesetzt. Ebenso wie im Völkerrecht ein gewisses Basiswissen
vorausgesetzt wird. Bei dieser Fächerwahl kann ich eigentlich empfehlen,
sich noch einmal mit deutschem Verwaltungsrecht zu beschäftigen und sich
einen kurzen Überblick über den Einfluß von Europarecht und
Völkerrecht auf das deutsche Recht zu verschaffen. Allerdings ist es auch
ohne diesen Zusatzaufwand zu schaffen.
Der Arbeitsaufwand wird wahrscheinlich in jedem Fall
größer als in Deutschland sein. Ich habe jedenfalls in den Monaten,
die ich bisher in Cambridge bin, schon wesentlich mehr für die Uni getan
als jemals in einem vergleichbaren Zeitraum in Regensburg.
Die Qualität der Vorlesungen wie auch der
supervisions hängt, wie in Deutschland auch, vom Professor bzw. Lehrer ab.
Anders bei den Vorlesungen ist, daß der Prof. in regelmäßigen
Abständen wechselt. Alle hatten aber immer recht gute
handouts.
An den supervisor ist man dagegen gebunden. Nur in ganz
extremen Fällen kann man den supervisor wechseln. Da dies bei mir aber
nicht notwendig war, kann ich dazu nichts sagen. Zu kämpfen hat man in den
supervisions ohnehin, schließlich kommt zu dem Fachwissen ja noch das
Problem der Fremdsprache hinzu. Da die Engländer aber ein sehr
höfliches Volk sind, wird auch auf die armen Ausländer bis zu einem
gewissen Grad Rücksicht genommen. Kommt aber auf den supervisor an, den
man
sich ja nicht aussuchen kann, da dieser collegeabhängig ist.
Obwohl man ohne Rücksicht auf die Jahre aus dem
gesamten Kursangebot wählen kann, sollte man sich bei der Kurswahl auch
überlegen, wo man seine Prioritäten eines Auslandsaufenthaltes setzt.
Den kleinsten Arbeitsaufwand wird man wohl mit den first year subjects haben,
da
man dort mit Leuten zusammen sitzt, die von englischem Recht genauso wenig
Ahnung haben wie man selbst. Außerdem können sich da am leichtesten
Freundschaften entwickeln, da die "freshers" ebenfalls neu im
College und an der Uni sind und somit in einer ähnlichen Situation wie man
selbst. Für das eigene Studium könnten einem andere Fächer
allerdings eher etwas bringen.
2. Anerkennung meiner im Ausland
erbrachten Studienleistungen an der Universität
Regensburg
Ich konnte mir
für meine drei abgelegten Prüfungen ohne Probleme den großen
Schein im Öffentlichen Recht anerkennen lassen. Wenn entsprechende
Fächer im Privatrecht belegt werden ist wohl die Anerkennung des
großen BGB Scheins auch kein Problem. Allerdings gilt dieser Schein dann
nur für die Universität Regensburg und muß für andere
Universitäten einzeln erfragt werden.
3. Unterkunft
In Cambridge kann man sich seinen Wohnplatz eigentlich gar nicht aussuchen. Die
Wahl zwischen Privat oder Wohnheim gibt es nicht, weil man in ein College
kommt.
Das College wird den Erasmusstudenten zugeteilt. In diesen Colleges spielt sich
dann auch das gesamte soziale Leben ab.
Vergleichen kann man ein College vielleicht am ehesten
mit einem Wohnheim, nur daß der Zusammenhalt etwas stärker ist. Mit
den Collegemitgliedern wird zum Beispiel Sport getrieben, die Mensa ist im
College und nicht an der Uni, und die supervisions sind auch
dort.
Die Größe und Qualität der Zimmer
variiert von College zu College ebenso wie die Preise der Zimmer. Allerdings
gibt es eigentlich nur Einzelzimmer, komplett möbliert, meist mit
Waschbecken auf dem Zimmer. Duschen und Toiletten sind mit 5- 10 Leuten zu
teilen, ebenso wie die Küchen. Die sanitären Anlagen sind etwas
schlechter als in Deutschland. Einige hatten auch nur eine Badewanne ohne
Duschmöglichkeit zur Verfügung was erst mal eine Umstellung war,
woran
sie sich dann aber auch gewöhnt haben.
Allgemein ist die Miete etwas teurer als in Deutschland.
Die Preise variieren so etwa zwischen 350 und 500 Pfund für den term, also
zwei Monate. Allerdings ist im Preis Heizung und Bettmachfrau inbegriffen.
Diese
Bettmachfrau ist für das Leeren des Mülleimers und die Reinigung der
Zimmer zuständig.
In den meisten Colleges gibt es Bettzeug und
Bettwäsche, die jede Woche gewechselt wird. Aber auch dies kann in
verschiedenen Colleges unterschiedlich sein. In der Regel bekommt man aber von
den Colleges mitgeteilt, was vorhanden ist und was in jedem Fall mitgebracht
werden sollte.
In der Hall (Mensa) gibt es Frühstück,
Mittagessen und auch Abendessen. Das Essen ist - naja, recht englisch. Es gibt
aber auch Kochgelegenheiten, die in jedem College anders aussehen. Bei mir war
es eine kleine Küche, die eher einer Box mit zwei Kochplatten und
Kühlschrank entsprach. Die Küche wird mit ca. 5- 10 anderen Zimmern,
also Leuten geteilt werden. Wie gut diese dann ausgestattet ist, hängt von
den anderen Mitbenutzern ab. Das Essen in der Hall fand ich schon preislich das
günstigste, da die Lebensmittelkosten unheimlich hoch sind.
Sinnvoll zum Mitnehmen oder dort zuzulegen wären
auf jeden Fall zwei oder drei Tassen, Teller und Bestecke und ein Wasserkocher,
weil es nach meiner Erfahrung zum guten Ton gehört, Besuch einen Tee
anzubieten.
Wer es nicht schleppen will, kann sich alles relativ
günstig bei Woolworth zulegen. Möglichst schnell sollte man sich
Adapter kaufen, denn als ich dort ankam, waren die European Adapter nach einer
Woche ausverkauft, und ich stand dann erst mal etwas dumm mit meinem Fön
und Radiowecker und so da.
Ansonsten wohnt man in den meisten Colleges zusammen mit
den ganzen First Years, was entsprechend manchmal recht laut sein kann, aber
ziemlich nett ist und einen auf jeden Fall in das englische Studentenleben
integriert.
Telefonanschluß gibt es nicht unbedingt in jedem
Zimmer, und wenn man sich dennoch einen neuen legen lassen möchte, kann
das
sehr kostspielig werden. Man sollte sich vorher bei anderen
Telefongesellschaften neben der British Telekom erkundigen. Und zum
Telefonieren
gibt es auch für öffentliche Fernsprecher Telefonkarten von privaten
Anbietern die wesentlich günstiger sind. Einfach bei der Post
nachfragen.
Bei allen meinen Problemen und Fragen waren die Porters (in der Porterslodge in
jedem College)
sehr hilfreich oder eigentlich auch jeder
andere im College, den ich gefragt habe. Ich bin wohl noch nie vorher auf so
viele hilfsbereite Menschen getroffen wie dort.
In jedem College gibt es auch einen Waschsalon, und in
manchen sogar die Möglichkeit zum Bügeln, was dort sehr nützlich
sein kann.
4. Formalitäten
Da man in seinem College einem Director of Studies zugewiesen wird, wird einem
immer mitgeteilt, wann man sich wo einzuschreiben hat. Das meiste ist aber auch
bereits von Deutschland aus erledigt worden. Bei wirklich wichtigen Sachen
wurde
ich bestimmt dreimal persönlich darauf hingewiesen, was noch zu erledigen
war.
Wichtig sind auf jeden Fall die ersten
"meetings" mit den supervisorn, zu denen man schon mit einem
ungefähren Stundenplan gehen sollte, da man die Zeit der supervision
mitbestimmen kann, und deswegen wissen sollte, wann die Vorlesungen und die
anderen supervisions liegen. Dabei ist es wichtig darauf zu achten, daß
nicht alle supervisions in der gleichen Woche liegen. Ansonsten gibt es
Probleme
mit essays und Lesearbeit. Die Zeiten, wann ich mich wo zu melden hatte, habe
ich
in Cambridge in der ersten Woche von meinem Director of Studies mitgeteilt
bekommen.
Ansonsten mußte ich mich in der ersten Woche bei
einem Arzt registrieren lassen. Dafür sollte man seinen Impfausweis
mitnehmen und ungefähr über die eigene Krankheitsgeschichte Bescheid
wissen. Ich würde empfehlen, vor der Abreise zu allen Ärzten in
Deutschland zu gehen, alle Impfungen auffrischen zu lassen und den Zahnarzt in
keinem Fall auszulassen. Zur Zeit haben in England alle sehr viel Angst vor
Meningitis. Eine Impfung in Deutschland oder sonst dort wird dringend
angeraten.
Über all dies informiert auch die Collegenurse, die bei Krankheiten auch
immer die erste Anlaufstelle ist, und meist bei kleineren Krankheiten mit
Hustensaft oder ähnlichem, aushelfen kann. Sie hat auch eine Liste mit
Ärzten, bei denen man sich registrieren lassen kann. Die Collegenurse ist
kostenlos, und die Allgemeinärzte werden vom public health system
getragen.
Der Zahnarzt ist selber zu bezahlen. Eine Auslandskrankenversicherung ist
sowieso notwendig.
Weiterhin ist es hilfreich, ein Konto in Cambridge zu
eröffnen. Es ist nicht zwingend notwendig, da dort aber vieles mit Scheck
bezahlt wird, ist es sehr nützlich. Das Eröffnen des Kontos ist
eigentlich kein Problem, bei einigen Banken wird ein Nachweis verlangt,
daß regelmäßig Geld auf das Konto überwiesen wird.
Ansonsten braucht man einen Nachweis, daß man in Cambridge studiert, aber
den bekommt man vom College ohnehin. Einfach bei verschiedenen Banken fragen,
da
diese auch unterschiedliche spezielle Studentenangebote haben. Dies sollte man
möglichst früh erledigen, wenn man etwas eher als die anderen
freshers
ankommt, da dann das Schlange-Stehen wegfällt und man die Schecks auch
rechtzeitig zur Verfügung hat. Das Kontoeröffnen habe ich als sehr
unproblematisch empfunden.
An Papieren wurde sonst immer noch von sehr vielen
benötigten Passbildern berichtet. Das kann ich so auch bestätigen. So
wie eben überall, wenn neue Ausweise angefertigt werden, braucht man dort
etwa 3 oder 4 Passbilder.
5. Sonstiges: Wertung, Kritik,
Schwierigkeiten, TipsAlso, ich
bin inzwischen ein ziemlicher England und vor allem Cambridge Fan geworden.
Allein die Stadt lohnt sich, und das Studentenleben dort ist einfach genial,
weil es so vieles zu bieten hat. Allerdings fand ich den Arbeitsaufwand dort
wesentlich höher als in Deutschland, obwohl ich nur drei Fächer
belegen mußte, die Engländer haben vier im ersten Jahr und fünf
im zweiten und dritten Jahr. Aber es wird nur bedingt Rücksicht darauf
genommen, daß man das Studium dort ja in einer Fremdsprache macht. Wer
aber trotzdem ein anderes, lebendiges, abwechslungsreiches und wesentlich
intensiveres Studentenleben kennenlernen möchte, dem kann ich Cambridge
nur
empfehlen. An Freizeitaktivitäten wird einem dort so ziemlich alles
geboten, was man sich nur vorstellen kann. Von sämtlichen Sportangeboten
(Rudern ist auf jeden Fall wenigstens einmal zu testen) über alle
musikalischen Angebote und kreativen "societies" bis hin zu einer
"drinking society" sind den unterschiedlichen Interessen keine
Grenzen gesetzt. Theoretisch kann man seine gesamte Zeit bei irgendwelchen
Hobbies in "societies" verbringen für die man am Anfang aber auch etwas
zahlen muß. Wenigstens einer "society" sollte man in jedem Fall
beitreten,
weil man dabei einfach am besten Leute kennenlernt und diese "societies"
wichtiger Bestandteil des Cambridger Studentenlebens sind. Ein handbook mit
allen angebotenen societies bekommt man in der ersten Woche in
Cambridge.
Das Leben dort ist einfach unheimlich intensiv, weil der
term nur zwei Monate dauert, und in diesen zwei Monaten wahnsinnig viel an
Wissen, Freizeitaktivitäten und sozialen Kontakten an einen herangetragen
wird. Ich persönlich bin begeistert und kann es nur weiter
empfehlen!
Was eventuell vor allem für weibliche
Teilnehmerinnen interessant sein könnte ist die strenge Kleiderordnung.
Für viele Anlässe wird sogenannte "black tie" verlangt,
was dann ein Abendkleid bedeutet, oder auch "nur"
"Blazer" oder "smart clothes", was dann eben eine etwas
elegantere Garderobe bedeutet. Also entweder genug schicke Klamotten mitnehmen,
oder auf jeden Fall genügend Geld mitnehmen. Einkaufen kann man dort recht
gut, es ist eben nur alles recht teuer. In den Colleges gab es noch die
"gown", was ein Mantel oder so ist, der bei festlichen Anlässen
wie zum Beispiel "Formal Hall" über der normalen Kleidung
getragen wird. Solche Dinger gibt es entweder für viel Geld in einem
speziellen Laden oder auch gebraucht von anderen Studenten. Eigentlich reicht
es
aber auch sich so eine "gown" für die wenigen Anlässe zu
leihen. Sonstige Kleidervorschriften gibt es nicht, Anzug und Krawatte sind
für die Herren natürlich entsprechend auch ein
Muß.
Ansonsten sollte man sich dessen bewußt sein,
daß das Leben in England wesentlich teurer als in Deutschland ist, zur
Zeit durch den schlechten Wechselkurs noch drastischer als ohnehin schon.
Wer ansonsten speziellere Fragen hat, sei es zu der
Fächerwahl oder zu Trinity College, der kann mich sehr gerne per Email
noch
in Cambridge kontaktieren unter
annajschramm@yahoo.de
oder unter Obere Bachgasse 19, 93047 Regensburg.