Stand: 04.08.2005
Du überlegst, Jura zu studieren, bist aber noch nicht ganz sicher? Im
Folgenden haben wir für dich ein paar FAQ zusammengestellt, die in unserem
Forum
immer wieder auftauchen und hoffen, es hilft dir weiter!
Re: Voraussetzungen
Latein jedenfalls nicht! Es mag vereinzelt noch Unis geben, bei denen
Lateinkenntnisse für die Promotion oder Habilitation vorausgesetzt werden, aber
das muss dich am Anfang deines Studiums noch nicht interessieren.
Auch das Schulfach
Wirtschaft/Recht bringt dir allenfalls einen leichten
Startvorteil; keine Sorge also, wenn es an deiner Schule nicht angeboten wird,
den Wissensvorsprung deiner Kommilitonen hast du in wenigen Wochen eingeholt.
Im Jurastudium muss man viel schreiben und lesen, beides sollte dir daher
möglichst Spaß machen. Man muss kein angehender Schriftsteller sein, es bringt
jedoch gelegentlich Extra-Punkte, wenn du gut formulierst. Das soll jetzt nicht
Ausländer abschrecken - für euch ist es zwar schwerer, aber trotzdem machbar!
Wer Jura nur wählt, weil er nie wieder was mit
Mathe zu tun haben will, liegt
nicht ganz falsch - selbst Prozentrechnung kommt im Studium so gut wie nicht
vor. Aber: Gerade eine juristische Argumentation muss vor allem logisch sein,
und der Aufbau einer solchen Argumentation wird oft und nicht zu Unrecht mit dem
einer mathematischen Gleichung verglichen. Deshalb wohl sehen auch viele
Professoren die Mathe-Note als guten Indikator für einen späteren
Studienerfolg an. Es sollen aber auch schon Mathe-Hasser hervorragende Juristen
geworden sein.
Ein Interesse an Gerechtigkeit ist sicher gut, aber Achtung - Jura ist nicht
Politik, sondern gerade für Anfänger ein recht "technisches" Fach.
Du wirst recht bald feststellen, dass es um Fairness und die wirklich spannenden
Fragen nur selten geht, dafür aber viel um Fristen, Formfragen und die
Abwägung von Interessen (die "Alltagsgerechtigkeit" also).
Grundsätzlich gilt für jedes Studium an einer Hochschule, dass man die Fähigkeit besitzen sollte, sich auf ein Thema zu konzentrieren. Darüber hinaus sind
Ausdauer, selbstständige und planvolle Einteilung des Arbeitstages sowie die Fähigkeit Querverbindungen zwischen verschiedenen Themen herzustellen
wichtig. Aber ob du das kannst, siehst du eigentlich erst, wenn du es probierst.
Wesentlich bedeutender ist die eigene
Einstellung zum Jurastudium. Wer Jura studiert, weil ihm nichts Besseres eingefallen ist oder zu seinem Wunschstudiengang nicht zugelassen worden ist, betreibt das Studium sicherlich mit geringerer Motivation, so dass hier die Möglichkeit des Scheiterns enorm hoch ist. Statistiken zeigen, dass Studenten mit guten Abiturnoten auch im Studium überaus erfolgreich sind. Aber ein gutes Abitur stellt noch keine Garantie für einen erfolgreichen Hochschulabschluss dar.
All diejenigen, die beim
Abitur noch nicht mit Bestnoten aufwarten konnten, sei gesagt: Jura kann man lernen. Hin und wieder sind es gerade die eher mäßigen Abiturienten, die es zu einem überdurchschnittlichen Examen bringen. Voraussetzungen für ein erfolgreiches Studium sind ein gutes Allgemeinwissen, wissenschaftliche Neugier, Aufnahmebereitschaft, Kommunikationsfähigkeit und selbstständiges Arbeiten. Selbstverständlich benötigt man zur Zulassung zum Studium die Allgemeine Hochschulreife. Ausnahmen hiervon sind
in manchen Bundesländern möglich; in solchen Fällen entscheidet die Uni über die Aufnahme zum Studium. Meistens müssen vorher noch einige Tests absolviert werden.
Ausländische Studieninteressierte benötigen einen der deutschen Hochschulreife entsprechenden Abschluss und eine Aufenthaltserlaubnis.
Re: Altersgrenze
Jein. Zumindest für den öffentlichen Dienst gibt es natürlich
Höchstaltersgrenzen, so dass es keinen Sinn hat, mit 30 mit dem Studium zu
beginnen, wenn man auf jeden Fall Richter oder Verwaltungsbeamter werden
möchte, aber das wirst du schon wissen. Ansonsten wird es bei Bewerbungen
durchaus auch honoriert, wenn man vor dem Studium schon mal Lebens- und
Berufserfahrung gesammelt hat. Diese hilft übrigens auch beim Studium selbst
weiter! Und die meisten Absolventen (derzeit ca. 80 Prozent) werden ohnehin
Anwalt, viele davon als Selbstständige - dafür gibt es natürlich keine
Altersgrenzen, es ist sogar eher angenehmer für die Mandanten, einem
"richtigen" Erwachsenen gegenüberzusitzen. Je älter du bist, desto
mehr Gedanken wirst du dir schon gemacht haben, ob du das Wagnis Studium
überhaupt auf dich nehmen sollst, und gerade Jura ist ein Studium, mit dem du
auch als älterer Absolvent durchaus frei ins Berufsleben einsteigen kannst.
Deshalb solltest du dich von Alters-Erwägungen nicht vom Jura-Studium abhalten
lassen.
Re: Vorlesung vorher ansehen
Kannst du machen, dann weißt du wenigstens schon mal, wie so ein Professor
aussieht und wie eine Vorlesung abläuft. Aber such dir dazu Anfängervorlesungen
aus dem ersten Semester aus, sonst sitzt du in der Vorlesung und verstehst womöglich
kein Wort! Außerdem solltest du dir mindestens zwei verschiedene Vorlesungen
aussuchen - auch unter Jura-Professoren gibt es gute und weniger gute Lehrer.
Eine Anmeldung ist nicht erforderlich, du findest mit Hilfe des
Vorlesungsverzeichnisses heraus, wo und wann eine Vorlesung stattfindet, gehst
einfach hin und setzt dich in die letzte Reihe. Selbst bei kleinen Vorlesungen
ist die Gefahr gering, dass du als Nicht-Student auffällst (du kannst dir zur
Tarnung aber auch einen Block mitnehmen) oder gar drangenommen wirst (das machen
nur sehr sehr wenige Profs).
Einen noch besseren Eindruck in den Studienalltag vermitteln sog.
Arbeitsgemeinschaften und Tutorien, die von wissenschaftlichen Mitarbeitern und
Studenten geleitet werden und in denen Studienanfänger lernen, wie man Fälle löst.
Wenn es dir, zB mit Hilfe der Fachschaft, gelingt herauszufinden, wann und wo
die stattfinden, solltest du dir so etwas mal ansehen. Hier aber vorher mit dem
Leiter reden, denn hier geht es schon eher zu wie in der Schule!
Re: Lehrbücher vorher lesen
Ein klares Nein. Mal eins angucken solltest du dir schon. Nicht, um dir schon
inhaltlich einen Vorsprung anzulesen -§ dazu hast du im Studium noch genug
Zeit, und ohne Anleitung verstehst du wahrscheinlich auch vieles falsch. Aber
nur Lehrbücher vermitteln wirklich, was da auf dich zukommt, denn aus denen
wirst du am meisten lernen. Also geh in eine Buchhandlung und nehme ein Lehrbuch
deiner Wahl (Achtung! Nicht einen von den "Ihr Ratgeber Mietrecht"-Bänden
oder ähnliches!) aus dem Regal und lies ein paar Absätze. Wenn dich überhaupt
nicht interessiert, was du da liest, könnte es sein, dass auch das Studium
nicht deins ist.
Re: Einführungsliteratur
Natürlich, schließlich bist nicht nur du unschlüssig! Folgende Bücher sind
schon von unseren Usern genutzt und empfohlen worden (die Links führen dich zu
ausführlichen Rezensionen):
"Einführung in die Rechtswissenschaft" von Johann Braun
"Einführung in das juristische Denken" von Karl Engisch
"Jura - erfolgreich studieren" von Christof Gramm/Heinrich Wolf
"Einführung in das juristische Lernen" von Fritjof Haft
"Jurastudium
erfolgreich" von Barbara Lange
"Jura
in Studium und Praxis" von Axel Westerwelle
"Einführung
in das Recht" von Reinhold Zippelius
Re: Uniwahl
Sich einen Studienort auszusuchen, ist natürlich nicht ganz einfach, und
"die" perfekte Uni gibt es nicht. Sind dir ein reiches Freizeitangebot
und eine gewisse Anonymität wichtig? Dann wirst du in einer kleineren Stadt wie
Passau schnell unglücklich. Du willst möglichst schnell möglichst viele
Freunde finden und legst Wert auf persönlichen Kontakt zu den Lehrenden? Dann
mach einen Bogen um Unis wie München oder Köln.
Selbst wenn du nicht unbedingt heimatnah studieren willst - wie oft willst du
nach Hause fahren, und fährst du dann auch gern acht Stunden mit dem Zug?
Völlig unwichtig für Erstsemester ist übrigens, in welchen
Rechtsgebieten
eine Uni stark ist und ob die Professoren gut in der Forschung sind - ersteres
geht dich frühestens im Hauptstudium etwas an, letzteres merkst du überhaupt
nicht! Viel wichtiger sind die Größe und Ausstattung der Bibliothek, die Größe
der Vorlesungen und wie viele Arbeitsgemeinschaften, Tutorien, Vorlesungen, Übungen
etc. angeboten werden. Daneben kannst du noch nach besonderen Zusatzausbildungen
(Sprachen, Wirtschaft, Soft Skills) aussuchen.
Ein hoher
NC ist kein Siegel für Qualität, sondern zeigt nur, dass aus
bestimmten Gründen (Attraktivität der Stadt, guter Ruf der Uni) besonders
viele Bewerber an dieser Uni interessiert sind. Allerdings sind Studenten an den
Unis mit gutem Ruf - die wir hier nicht nennen werden - tendenziell etwas
ehrgeiziger. Ob dich das motiviert oder abschreckt, musst du entscheiden.
Nord- und Süddeutschland haben ihre Prüfungsregeln mittlerweile weitgehend
angeglichen, dafür unterscheiden sich jetzt die Unis auch innerhalb der Bundesländer
deutlich in ihren Prüfungsregeln sowohl für die
Zwischenprüfung
als auch für den
universitären
Teil der Ersten Juristischen Prüfung.
Wichtig für das Hauptstudium sind die von einer Uni angebotenen
Schwerpunkte
- wenn du auf jeden Fall vermeiden willst, die Uni später zu wechseln, solltest
du auch darauf achten.
Schließlich solltest du dir eine Uni(stadt) nicht nach der
"Papierform" aussuchen, sondern einfach mal zu zwei, drei Unis
hinfahren und sie dir anschauen. Für alle Städte bieten wir dir auch kurze
Vorstellungen.
Re: Uniwechsel§
Natürlich - manchmal klappt die Übertragung einiger Scheine und Praktika
zwar nicht, aber die wichtigsten Prüfungen während des Studiums (Zwischenprüfung
und Große Scheine) werden anerkannt. Empfehlenswert ist ein Wechsel zeitlich
vor allem nach Bestehen der Zwischenprüfung, also nach dem dritten oder vierten
Semester, oder nach dem Auslandsstudium. Viele Studierende wechseln aber auch,
weil sie nach den Regeln ihrer eigenen Hochschule die Zwischenprüfung noch
nicht bestanden haben, nach denen der Zielhochschule dagegen schon. In Zukunft
kann auch ein besonderer Schwerpunkt ein guter Grund für einen Wechsel der
Hochschule sein - manche dieser Schwerpunkte werden nur von wenigen Universitäten
angeboten. Was voraussichtlich nicht möglich ist, ist der Wechsel in ein
anderes Bundesland nach bestandener Schwerpunktprüfung; dies gehört aber zu
den noch nicht abschließend geklärten Fragen des neuen Prüfungsrechts.
Im Lebenslauf sieht so ein Uni-Wechsel nach Flexibilität und Mobilität aus;
andererseits sollte man sich einen Wechsel gut überlegen. Die Zeit, die man benötigt,
um neue Leute kennen zu lernen und sich an der neuen Uni einzugewöhnen, geht
von der Lernzeit ab! Außerdem kann es durchaus schwierig sein, im Hauptstudium
noch Kommilitonen zu treffen (außer beim Rep natürlich). Besser ist es, sich
gleich von Vornherein die "richtige" Uni auszusuchen.
Re: Arbeitsmarkt
Schlecht. Die besten zehn Prozent haben kaum Probleme, die
"schlechten" fünfzig bis siebzig Prozent starke bis sehr starke. Ein
paar Tatsachen: Staat und Kommunen haben kein Geld, stellen also auch fast nicht
ein. Die Zahl der Anwälte hat sich in den letzten Jahren vervielfacht, und auf
ca. 132.000 Anwälte, die den Markt jetzt schon überfüllen, kommen ca. 190.000
Studenten, von denen auch mehr als 80% diesen Beruf ergreifen werden. Dazu wird
sich die Konkurrenz auf dem Arbeitsmarkt durch einige Reformen in letzter Zeit
noch verschärfen. Der damalige bayerische Justizminister hat bereits 2001 davor
gewarnt, ein Jurastudium zu beginnen, und seitdem ist die Lage nicht besser
geworden.
Andererseits haben sehr gute Absolventen die Chance auf extrem hohe Gehälter,
und natürlich kannst auch du zu diesen sehr Guten gehören. Nur wiege dich
nicht in der Illusion, auch mit einem mittelmäßigen Ergebnis leicht einen Job
zu finden, weil man als Jurist ja so vielseitig ist: Dieser Spruch stammt aus
anderen Zeiten.
Übrigens kommt es bei der Jobsuche hauptsächlich auf die Note an und weniger
auf Vitamin B - keine Angst also, auf dem Arbeitsmarkt chancenlos zu sein, nur
weil der Papa nicht Anwalt ist!
Re: Jobben/Leistungssport
Jura ist ein durchaus sehr arbeitsaufwändiges Studium. Der Arbeitsaufwand ist
aber bei jedem Studenten anders, abhängig auch von deinen Vorkenntnissen und
Erwartungen an dich selbst, was die Noten angeht. Zu Studienbeginn ist der
Aufwand noch recht erträglich, so dass es den meisten möglich ist, einem
Teilzeitjob nach zu gehen oder als Leistungssportler die Trainingseinheiten zu
machen. Je weiter man aber im Studium voranrückt, desto stressiger wird es
leider auch.§
Andererseits ist der Vorteil des Jurastudiums, dass es eine
Anwesenheitspflicht
nur für Seminare gibt, von denen im ganzen Studium höchstens zwei zu
bestreiten sind. Wenn man also bereit ist und die nötige Disziplin hat, kann
man den Stoff lernen, ohne eine einzige Vorlesungen zu besuchen – quasi von zu
Hause aus. Dass sich dies allerdings nicht empfiehlt, da der Kontakt zu
Kommilitonen und den Professoren, die ja auch das Examen korrigieren und die mündliche
Prüfung abnehmen, verloren geht, versteht sich aber von selbst. Insbesondere im
Schwerpunktstudium ist Anwesenheit quasi doch Pflicht, denn in diesem Bereich
werden die Prüfungen nicht zentral, sondern von den lehrenden Professoren
gestellt und fließen zu 30 % in die Endnote ein.§
Letztlich jedoch ist man recht flexibel in der Zeiteinteilung, was es leichter
macht, andere Aktivitäten einzuplanen. Trotzdem sollte man den Aufwand für das
Studium nicht unterschätzen, denn es kommt in diesem Fach nicht nur auf das
Bestehen des Examens an, sondern ebenso auf die Note.
Am schwierigsten gestaltet sich die Situation dann im Stadium der
Examensvorbereitung, in der es schwer sein wird, Arbeit oder Sport mit dem
Studium unter einen Hut zu bringen. Wenn man sich allerdings genug Zeit nimmt,
nicht von vornherein mit der Einhaltung der Regelstudienzeit rechnet und nicht Höchstnoten
anstrebt, sollte es zu schaffen sein, neben dem Studium auch der Arbeit zu frönen.
Es ist empfehlenswert, für das Examen ein Bundesland zu wählen, wo man nicht
das Examen am Stück machen muss, sondern einige Aufgaben vorziehen kann.
Auskunft hierzu geben die Landesjustizministerien.