Stand: 04.08.2005
Die Einschreibung ist geschafft und du machst die ersten Schritte in einen neuen
Lebensabschnitt - dein Studium. Hoffentlich hast du an der Orientierungswoche
teilgenommen, kennst schon ein paar Kommilitonen und hast deine erste Vorlesung
überstanden. Vielleicht bist du sogar schon ein oder zwei Semester weiter und
weißt schon genau, dass Jura das Richtige für dich ist. Trotzdem hast du einige Fragen und dir sind manche Begriffe
unklar? Ein paar Antworten haben wir für dich hier gesammelt:
Ich dachte, man stellt sich im Studium den
Stundenplan selbst zusammen - trifft das beim Jura-Studium eigentlich zu?
Jein. An jeder Uni gibt es einen festen Studienplan, der vorsieht, welche
Vorlesungen in welchem Semester besucht werden sollten, und an den sollte man
sich einfach halten. Auf keinen Fall solltest du Vorlesungen auf später
verschieben, denn dann kannst du mit der Zwischenprüfung Probleme bekommen.
Andersherum hat es zumindest in den ersten Semestern wenig Sinn, Vorlesungen
früher zu besuchen als eigentlich vorgesehen, weil diese in der Regel auf Stoff
aufbauen, den du dann parallel in den normalen Vorlesungen deines Semesters
erlernst. Du läufst Gefahr, unnötigen Frust aufzubauen und hast im Grunde
keinen Zeitgewinn - je eher du ein Thema "abhakst", desto länger
liegt es für dich zum Zeitpunkt der Examensvorbereitung zurück, desto mehr
musst du dann also neu lernen (statt nur zu wiederholen). Folge also wenigstens
in den ersten zwei, drei Semestern dem Standard-Stundenplan deiner Fakultät,
der ist schon sinnvoll.
Wenn du dich nun drauf gefreut hast, dir einen eigenen Stundenplan
zusammenstellen zu dürfen, kannst du dich immer noch bei den freiwilligen
Veranstaltungen (Arbeitsgemeinschaften und Tutorien) sowie Zusatzqualifikationen
austoben. Man hat nie wieder im ganzen Studium (und danach!) so viel Zeit für
Politik-, BWL- oder Kunstgeschichte-Vorlesungen wie in den ersten Semestern, und
auch das Sprachenlernen geht da noch viel besser als später. Nutze diese Zeit!
Wann brauche ich Schönfelder und Sartorius?
Jedenfalls nicht im ersten Semester, auch wenn es in manchen Lehrbüchern anders
steht. Du wirst dich krumm ärgern über die teuren Nachlieferungen, und
außerdem musst du in den ersten Semestern noch lernen, wie man kommentiert
(wenn das an deiner Uni überhaupt erlaubt ist). Das tut man am besten in den
billigen Taschenbüchern, statt nachher die ganzen unzulässigen Schnörkel vom
Bibelpapier des Schönfelders zu radieren. Und es ist NICHT cool, schon im
ersten Semester mit so einem schweren roten Ziegel im Hörsaal aufzutauchen. Den
Sartorius brauchst du frühestens in der Fortgeschrittenen-Übung. Ansonsten
geben die Profs in der ersten Vorlesung ebenfalls Hinweise auf sinnvolle
Gesetzestexte - befolge diese.
Lehrbuch oder Skript - oder was? Und welches?!
Geschmackssache. Wirklich - wäre ein Lehrbuch oder Skript allen anderen
eindeutig vorzuziehen, dann gäbe es ja nur das eine. Manche Leute können nur
mit Skripten lernen, andere hassen Skripten wie die Pest, und manche nehmen ein
Skript als Grundlage und lesen vertiefend in normalen Lehrbüchern nach. Die
Empfehlungen der Profs sind dein erster Anhaltspunkt, aber diese werden fast nie
ein Skript empfehlen und haben oft keine rechte Vorstellung, was für einen
Anfänger wirklich verständlich ist. Kaufe dir niemals blind ein Buch oder
Skript (auch nicht auf Empfehlung von Freunden), sondern vergleiche - in der
Bibliothek oder im Buchladen. Lies z. B. ein Thema nach, was ihr gerade in der
Vorlesung oder AG behandelt habt und das du nicht ganz verstanden hast oder wozu
du noch Fragen hast - in welchem Buch ist es so erklärt, dass du es auf Anhieb
verstehst? Verleitet dich ein Buch oder Skript dazu, das nächste Kapitel gleich
auch noch durchzulesen? Dann hast du dein Buch gefunden.
Muss ich wirklich in jede Vorlesung gehen?
Nein. Manche Professoren können einfach nicht lehren. Aber du solltest am
Anfang auch nicht zu rasch urteilen, denn dir fehlt das Fachwissen. Manche
vermitteln sehr viel Stoff und Feinheiten, obwohl sie seltsam wirken und du sie
nicht ganz verstehst. In einem solchen Fall hilft gründliche Vor- und
Nachbereitung. Wenn du dich aber mehrere Wochen lang langweilst (Achtung! Manche
Profs fangen mit den philosophischen Grundlagen ihres Fachs an und kommen erst
nach einer Weile so richtig zur Sache, dann aber mit Macht!), dann geh nicht hin
und setze dich stattdessen lieber in eine AG mehr. Das ist deine studentische
Eigenverantwortung und Freiheit, und manche kommen so besser klar. Es ist auch
für deine Kommilitonen angenehmer, du bleibst weg, statt die Langeweile durch
Ratschen mit dem Nachbarn zu vertreiben! Langeweile in der Vorlesung könnte
aber auch ein Anzeichen dafür sein, dass dir das Fach insgesamt nicht liegt;
wenn alle anderen aufmerksam lauschen, dir der Vortrag aber zum einen Ohr rein
und zum anderen wieder raus geht, sieh dir lieber mal Vorlesungen anderer
Fächer an und vergleiche.
Muss man nun von Anfang an mitlernen oder soll man das
Leben in den ersten Semestern genießen?
Die Leute mit dem Genießen-Ratschlag mussten in aller Regel noch keine
Zwischenprüfung schreiben, also ist dieser Ratschlag lang nicht mehr so
uneingeschränkt zu genießen wie noch vor sechs, sieben Jahren. Du wirst aber im ersten Semester feststellen, dass
du auch mit viel gutem Willen gar nicht groß mitlernen kannst, weil du nicht so
recht weißt, wo du anfangen sollst. Keine Panik! Die ersten beiden Semester
sind tatsächlich die lockerste Zeit des Studiums und du solltest sie dringend
nutzen, um Leute kennen zu lernen, dich zu engagieren, neue Hobbys zu
entwickeln, Sprachen zu lernen, in fremde Fächer hineinzuschnuppern und dich an
der Uni einzuleben. Gerade an größeren Unis ist es sehr wichtig, ein gutes
soziales Netz zu entwickeln, zu dem idealerweise auch ein paar Nicht-Juristen
gehören sollten. Andererseits sind die Dinge, die du in den ersten beiden
Semestern vor allem im Zivilrecht lernst, die Basis für den Rest deines
Studiums, nimm also das nicht zu sehr auf die leichte Schulter. Ob du nun
wirklich jede Stunde Vorlesung zwei Stunden lang vor- und nachbereiten musst -
eher nicht. Versuche, alles zu verstehen, und dafür musst du so viel Zeit
verwenden wie nötig, den Rest kannst du nutzen, wie du willst.
Welche Arbeitsmittel brauche ich?
In Vorlesungen, Arbeitsgemeinschaften und Tutorien: das jeweilige Gesetz (in dem
du die gerade einschlägigen Normen immer nachlesen solltest) und Schreibzeug.
Natürlich kannst du ein Laptop verwenden, aber - üblich und notwendig ist es
nicht, entsprechend schiefe Blicke wirst du ernten. Das mag dir altmodisch
vorkommen, andererseits nimmt so ein Gerät vergleichsweise viel Platz weg,
verursacht zusätzlichen Lärm und lenkt dich und andere ab (ich sage nur:
Solitär), und wenn du dann vielleicht noch das Stromkabel über die Treppen
spannst, hat jeder Prof einen guten Grund, dich aus Sicherheitsgründen hochkant
aus der Vorlesung zu werfen.
Für Hausarbeiten ist ein Computer mittlerweile so gut wie unverzichtbar, und
ideal ist dann ein Laptop, den du in die Bibliothek mitnehmen kannst (abgesehen
davon, dass er aus Platzgründen für die Studentenbude besser ist).
Zum Lernen zu Hause brauchst du ein Lehrbuch pro Fach (das du an vielen Unis
aber auch leihen kannst!). Kommentare sind zwar ganz praktisch, aber teuer, und
wirklich brauchen wirst du sie allenfalls in der Examensvorbereitung. Bis dahin
kann aber schon eine neue Auflage erschienen sein - mit dem Kauf deshalb lieber
warten.
Wie werde ich Hiwi an einem Lehrstuhl?
Das kommt auf den Professor an. Einige sprechen gezielt Studenten an, die ihnen
in Seminaren oder Vorlesungen positiv auffallen - hier schadet also intelligente
Mitarbeit nicht. Andere lassen sich Studenten von ihren Mitarbeitern empfehlen,
die ihrerseits das Nasen-Prinzip auf ihre Arbeitsgemeinschaften anwenden. Manche
Profs (wieviele, ist von Uni zu Uni verschieden) schreiben die Stellen aber auch
regulär aus. Die "üblichen Unterlagen", die da gern verlangt werden,
sind Anschreiben, tabellarischer Lebenslauf, Abi-Zeugnis, Scheine und was du
sonst noch so hast.
Selbstbewerbungen sind auch möglich - aber bitte: Erst wenn ihr dem Prof
begründet darlegen könnt, warum er mit euch einen guten Fang macht, also erst,
wenn ihr schon ein paar Scheine habt. Professoren sehen Hiwis als potentiellen
wissenschaftlichen Nachwuchs, entsprechend sind meist die Anforderungen an die
juristischen Fähigkeiten. Auch wenn ihr bei vielen Lehrstühlen nachher erst
mal nur kopieren dürft.
Die Bezahlung bewegt sich zwischen 4,80 und 9 Euro. Meist sollte man sich die
Sicht zu eigen machen, man tue das nicht als Job, sondern als ersten Schritt in
einer wissenschaftlichen Karriere (siehe oben).