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Wahlstation beim Deutschen Segler-Verband (DSV) in Hamburg
Christian Bubenzer


Wahlstation beim Deutschen Segler-Verband (DSV) in Hamburg


"Wahlstation beim Deutschen Segler-Verband? Das hört sich ja gut an!" meinte mein Referendarskollege, als ich ihm erzählte, welche Station ich mir ausgesucht hatte. Angesichts seiner Begeisterung merkte ich gleich, daß er mit dem Namen Segler-Verband so schöne Dinge wie Urlaub, Sommer, Sonne und eben Segeln verband. "Und was macht man da so den ganzen Tag?", fragte mich mein Kollege, der sich anscheinend nur schwer vorstellen konnte, daß es rund um den organisierten Wassersport genügend rechtliche Fragen zu beantworten gibt. Nun, die Palette der zu bearbeitenden Rechtsgebiete ist sehr abwechslungsreich; sie reicht von Vereins-, Umwelt- und Naturschutzrecht über Sozial-, Finanz- und Steuerrecht bis hin zum Straßen- und Wegerecht. Warum das so ist, erklärt sich aus der Struktur des Deutschen Segler-Verbandes: Er vertritt ca. 1.300 Mitgliedsvereine mit etwa 200.000 Einzelmitgliedern in der gesamten Bundesrepublik. Klar, daß sich bei einer solch großen Zahl auch die verschiedensten rechtliche Probleme ergeben, mit denen sich die zumeist ehrenamtlichen Vereinsvorstände an den Segler-Verband wenden. Hier einige Beispiele für Anfragen, die ich während meiner Wahlstation zu bearbeiten hatte: Darf ein Segelverein seinen Sportlern eine Aufwandsentschädigung zahlen, ohne den Status der Gemeinnützigkeit zu verlieren? Sollten Halter von Bootstrailern nach der Änderung des Schadensersatzrechts spezielle Anhängerversicherungen abschließen? Darf ein Vorstandsmitglied eines Vereines einfach zurücktreten, wenn es keine anderen, nach § 26 BGB vertretungsberechtigten Vorstandsmitglieder mehr gibt? Gelten die Unfallverhütungsvorschriften der Berufsgenossenschaften auch beim Bootsliptermin eines privaten Segelvereines? Muß die Homepage eines Segelvereines ein Impressum nach dem Teledienstgesetz enthalten?

Das ist nur ein kleiner Ausschnitt aus der Vielfalt der Anfragen. Bei der Beantwortung dieser Anfragen kommt es ganz wesentlich darauf an, rechtliche Empfehlungen und Hinweise so zu formulieren, daß sie auch für juristische Laien verständlich sind. Auch deswegen sind beim Segler-Verband keine theoretischen Gutachten, an denen man Wochen sitzt, gefragt – das macht die Arbeit abwechslungsreich und praxisnah.

Über die Beantwortung von Rechtsfragen hinaus begleitet man als Referendar auch die zahlreichen Gesetzgebungsverfahren auf Europa-, Bundes- und Landesebene, die für den Wassersport von Belang sind. Man lernt, wie Rechtssetzungsverfahren laufen, welche Einfluß- und Lobbymöglichkeiten es auf welcher Ebene gibt und wie öffentliche Anhörungen im politischen Bereich funktionieren. Dabei steht immer der praktische Nutzen für die Wassersportler im Vordergrund. Während meiner Wahlstation ging es beispielsweise darum, wie man verhindern kann, daß riesige Wasserflächen um die überall neu entstehenden Offshore-Windparks auch für kleinere Segelboote komplett gesperrt werden.

Ich war während meiner Wahlstation hauptsächlich in der Abteilung "Recht, Umweltschutz und Raumordnung" eingesetzt. Es bestand aber auch die Gelegenheit, in die anderen Abteilungen des DSV hineinzuschnuppern. In der Abteilung "Führerscheinwesen" geht es unter anderem um Widerspruchs- und Klagverfahren in Zusammenhang mit Prüfungen zum Erwerb von verschiedenen Wassersportführerscheinen. Der DSV ist vom Bundesverkehrsministerium zur Ausstellung dieser Führerscheine ermächtigt, so daß er trotz seiner Rechtsform als eingetragener Verein behördliche Aufgaben wahrnimmt. Für eine andere Abteilung, die sich um die Öffentlichkeitsarbeit kümmert, erstellte ich Texte für die Homepage und für eine Zeitschrift des DSV und erhielt so interessante Einblicke in die journalistische Arbeit.

Das Betriebsklima beim Deutschen Segler-Verband habe ich als sehr angenehm empfunden. Dazu trägt sicher bei, daß man als Rechtsreferendar unter den knapp 40 hauptamtlichen Mitarbeitern in Hamburg nicht untergeht und als vollwertige Arbeitskraft angesehen wird.

Bei der Arbeitszeit zeigte sich mein Ausbilder übrigens sehr flexibel. "Es hilft uns beiden mehr, wenn Sie die Arbeiten selbständig erledigen und wir die Ergebnisse gemeinsam besprechen, als wenn Sie jeden Tag bei mir auf der Matte stehen", meinte er und damit hat er sicher Recht. Klar, daß man diesen Vertrauensvorschuß nicht mißbrauchen sollte.

Mein Fazit:
Wer Interesse am Wassersport hat und in der Lage ist, selbständig zu arbeiten, der wird beim Deutschen Segler-Verband eine interessante und abwechslungsreiche Wahlstation erleben können.

Kontakt:
Deutscher Segler-Verband e. V.
Gründgensstr. 18
22309 Hamburg
Tel.: 040/63 20 09-0
Fax: 040/63 20 09-28
info@dsv.org
http://www.dsv.org

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