Herzlich willkommen auf jurawelt.com

Zur neuen Webseite: jurawelt.com

Zum Forum: forum.jurawelt.com


Wahlstation an der Forschungsstelle für Rechtsinformatik in Marburg
Forschungsstelle für Rechtsinformatik - Mit Multimedia in die Zukunft
von Dierk Wiegand (siehe auch RechtsreferendarInfo Heft 4/2000, S. 11f.)

An der Philipps-Universität Marburg werden Rechtsreferendare auf das Internet-Zeitalter vorbereitet. Der Umgang mit modernen Informations- und Kommunikationstechnologien wird für die meisten Juristen bald zum Alltag gehören. Wer die Entwicklung nicht verschlafen möchte, der sollte die Ausbildungsmöglichkeiten an der Forschungsstelle für Rechtsinformatik nutzen. Die Nutzung von Internet und Datenbanken wird für angehende Juristen immer wichtiger. Rechtsreferendaren bietet die Philipps-Universität Marburg eine praxisnahe Möglichkeit, den Umgang mit elektronischen Medien zu erlernen bzw. zu vertiefen.

Die Ausbildungsinhalte

Die Inhalte der viermonatigen Ausbildung werden auf die besonderen Interessen und Fähigkeiten der Rechtsreferendare abgestimmt. Feste Bestandteile sind der Umgang mit dem Betriebssystem Windows-NT und die Nutzung der juristischen Online-Datenbanken (insbesondere JURIS) sowie CD-ROM Datenbanken (z. B. NJW-Volltext oder Beck‘sche Leitsatzkartei).

Einen Schwerpunkt bildet die Nutzung und der Betrieb von Internetressourcen. Die Erstellung juristischer HTML-Dokumente macht die vertiefte Beschäftigung mit einzelnen Rechtsgebieten notwendig. Hierbei wird auf die Vorlieben der Referendare Rücksicht genommen, so daß auch auf wenig examensrelevante Rechtsgebiete zurückgegriffen werden kann. Sinnvoll ist es dabei, juristische Themen zu präsentieren, die einen Bezug zu Computer und Recht herstellen.

Weiterhin besteht die Möglichkeit, sich mit Netzwerktechnik und betrieb vertraut zu machen. Gelegenheit zur Programmierung von Anwendungssoftware besteht ebenfalls. IT-Erfahrungen sind sehr hilfreich aber nicht Voraussetzung für die Ausbildung an der Forschungsstelle. Auch Referendare ohne Programmiererfahrung sind bei der universitären Wahlstation willkommen.

Die Universität

In der ersten und damit ältesten protestantischen Universität Deutschlands prallen Historie und High-Tech aufeinander. Die frisch renovierten Räume der Forschungsstelle befinden sich in einem langweiligen Betonbau am Fuße der Altstadt. Einige Dachfenster gewähren jedoch einen schönen Blick auf das Landgrafen-Schloß. In den Mittagspausen lädt das Lahnufer zu Spaziergängen ein.

Für Geschichtsinteressierte ist ein Besuch der alten theologischen Fakultät wegen der historischen Gebäude ein echter Tip. Auf den Lahnbergen befindet sich der Botanische Garten der Universität. Für eine Besichtigung sollte man sich ruhig einen ganzen Tag Zeit nehmen.

Die Forschungsstelle

Durch die Anschaffung moderner Rechner ist die technische Ausstattung augenblicklich auf der Höhe der Zeit. Geleitet wird die Forschungsstelle von Herrn Prof. Dr. Dieter Meurer. Die Arbeitsatmosphäre ist ungezwungen und kommunikativ. Zur Pflege der kollegialen Beziehungen veranstaltet der Leiter der Forschungsstelle einmal pro Monat eine Mensa Academica, bei der er selber zum Kochlöffel greift.

Für die Arbeit mit den klassischen Printmedien steht das juristische Seminar zur Verfügung. Allzu große Erwartungen darf man hier aber nicht haben, da aktuelle Literatur, wenn überhaupt, nur in geringer Stückzahl vorhanden ist.

Persönliche Erfahrung

Als typischer Vertreter der Gattung Rechtsreferendar war mein Rechner bislang nur das Hilfsmittel bei Textverarbeitung und Online-Recherchen. Die Wahlstation in der Forschungsstelle für Rechtsinformatik ermöglichte mir einen Einstieg in Windows NT und Office 97. Auch die Erstellung juristischer Internetdokumente in HTML und die Programmierung von Datenbanken konnte ich in den Grundzügen erlernen und durchführen. Bei schwierigen Fragen erwiesen sich die studentischen Hilfskräfte der Forschungsstelle als äußerst kompetente Ansprechpartner. Keine Frage blieb unbeantwortet. Mein erstes Internetdokument enthält ein Prüfungsschema für § 263 a StGB, sowie 10 Fälle nebst Lösungsvorschlägen.

Studenten soll damit im Idealfall die Angst vor Klausuren mit dem Schwerpunkt Computerbetrug genommen werden. Schon rein optisch kann das Dokument zwar nicht mit professioneller Internetanimation mithalten, ein Erfolgserlebnis war es dennoch für mich.

Warum Rechtsinformatik?

Bei der juristischen Ausbildung gehört der Umgang mit gängigen Textverarbeitungsprogrammen schon seit Jahren zum Alltag. Darüber hinausgehende Kenntnisse werden mittlerweile nicht nur von Wirtschaftsjuristen verlangt. Die Forschungsstelle für Rechtsinformatik gibt Rechtsreferendaren mit wenig IT-Kenntnissen die letzte Gelegenheit, im Rahmen der Referendarausbildung Erfahrungen mit der Nutzung von elektronischen Medien zu sammeln. Die Ausbildung bei den Gerichten ermöglicht dies, trotz der Wichtigkeit für das spätere Berufsleben, regelmäßig nicht. Gerade die Nutzung von Datenbanken erleichtert die Suche nach einschlägiger Rechtsprechung und Literatur erheblich.

Auch für diejenigen, die schon über eine fundierte IT-Vorbildung verfügen, ist die Ausbildung an der Forschungsstelle sinnvoll, da reichlich Gelegenheit zur Anwendung und zum Ausbau der Fähigkeiten gegeben wird. Besonders lernbegierige Referendare können sich ältere, aber funktionstüchtige IBM-Think-Pads ausleihen, damit die Zeit in Bus und Bahn sinnvoll genutzt werden kann.

Auch blinde und sehbehinderte Referendare können ihre Wahlstation in der Forschungsstelle für Rechtsinformatik absolvieren. Entsprechend eingerichtete Arbeitsplätze sind vorhanden.

Marburg außerhalb der Ausbildung

Marburg lebt von und mit der Universität. Die Anzahl rustikaler Studentenkneipen in der idyllischen Altstadt ist kaum zu überbieten und das kulturelle Angebot ist groß. An warmen Sommertagen ist ein Besuch des Oper-Air-Kinos im Schloßpark sehr zu empfehlen. Einen ersten Eindruck von Marburg bekommt man unter www.marburg.de und www.BoP.de.

Impressum | Datenschutz