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Wahlstation in Charlotte, USA
Erfahrungsbericht Bridgehouselaw Charlotte

Charlotte
Charlotte ist die größte Stadt des US-Bundesstaates North Carolina. Sie ist Hauptsitz der größten US-Bank, der Bank of America und ist neben New York der zweitwichtigste Finanzplatz der Vereinigten Staaten. Trotzdem ist die Stadt recht überschaubar. Im Prinzip gibt es nur eine wichtige Straße in Charlotte- hier spielt sich unter der Woche das Leben ab. Am Wochenende ist es jedoch sehr ruhig. Ich war des Öfteren am Sonntag in der Stadt, hätte dies aber getrost lassen können, da die Innenstadt wie ausgestorben war. Ich fand die Stadt nicht gerade schön- aber das ist ja bekanntlich Geschmacksache. Für Kunstliebhaber gibt es ein paar Museen...aber ansonsten...naja;-)

Unterkunft
Ich hatte das große Glück bei einer sehr liebenswürdigen Engländerin wohnen zu dürfen. Sie hat sich in jeder Hinsicht rührend um mich gekümmert. Ich fand es nicht besonders schwierig in Charlotte eine Unterkunft zu finden.

Kanzlei
Bridgehouselaw

Ich habe ein dreimonatiges Praktikum bei Bridgehouselaw in Charlotte absolviert und bin froh, dass ich es gut hinter mich gebracht habe. Es handelt sich um eine kleine 3 Mann-Kanzlei im Herzen von Charlotte.
Nach einem sehr nervenaufreibendem Visumprozess, der noch dazu sehr teuer war, ging es los in die USA. Auf Anfrage (!) hat die Kanzlei die Hälfte der offiziellen Visakosten bezahlt. In Wirklichkeit machte dies etwa ein Drittel der Kosten aus, da man noch die Kosten für die Bahnfahrt zur Botschaft sowie Fotos (für das Visum in die USA benötigt man ein spezielles Foto, kein biometrisches Foto) dazu rechnen muss. Als Praktikant muss man von ca. 9 Uhr bis mindestens 17 Uhr unbezahlt arbeiten. Die Tätigkeiten umfassten bei mir u.a. Artikel für den Blog zu schreiben (siehe Homepage der Kanzlei), die dann von der für den Blog zuständigen Rechtsanwältin unter ihrem Namen veröffentlicht werden. Außerdem musste ich zahlreiche Übersetzungen anfertigen. Zusätzlich musste ich typische Sekretärinnenarbeiten verrichten, wie z.B. das Telefon beantworten, was damit zusammen hing, dass die Kanzlei die meiste Zeit als ich anwesend war keine Sekretärin hatte. Dies hat sich mittlerweile jedoch geändert. Die Sekretärinnen wechselten in der Vergangenheit jedoch recht häufig, wie ich von der vorherigen Praktikantin erfahren habe. Juristisch tätig werden konnte ich äußerst selten. Es beschränkte sich auf das Erstellen einer Power Point Präsentation. Das lag eventuell aber auch daran, dass die wenigen vorhandenen Kommentare schon 10 Jahre und älter waren. Außerdem gab es keinen Beck- Onlinezugang. Deswegen war es nur möglich über Google zu recherchieren.
Ich hatte in der Kanzlei kein eigenes Zimmer, sondern saß am Gang ohne Tageslicht, was ich recht unangenehm empfand.

Der Partner der Kanzlei:
Mein offizieller Ausbilder war der Partner der Kanzlei Bridgehouselaw in Charlotte. Meines Erachtens hat sich seine Ausbildung mir gegenüber jedoch darin erschöpft, dass er seine Unterschrift unter den Ausbildungsvertrag setzte. Ich habe während meiner dreimonatigen Wahlstation nur ein einziges Mandantenschreiben für ihn verfasst. Ein paar Wochen später kam er zu mir und meinte, dass meine "Arbeiten" völlig unbrauchbar waren. Ansonsten überließ er mich meinem Schicksal und den beiden anderen Anwältinnen. Ich hätte mir gewünscht, dass ich von ihm eine juristisch fundierte Ausbildung erhalte. Leider wurde mir dieser Wunsch nicht im Geringsten erfüllt. Ich hätte erwartet, dass ich im Gegenzug für mein kostenloses Arbeiten wenigstens juristisch etwas dazulerne.

Zur amerikanischen Anwältin:
Sie stammt aus Charlotte und war schon des Öfteren in Deutschland und Österreich, weshalb sie sehr gut deutsch spricht.
§
Zur deutschen Anwältin:
Frau H. trägt als " Signalfarbe " gerne rosarote Kleidung. Morgens kommt sie meist nicht sehr gut gelaunt ins Büro, was sich dann auch den Rest des Tages so fortsetzt. Am besten man spricht sie dann auch bis zur Mittagszeit nicht an, denn bis dahin muss sie sich der juristischen Schwerstarbeit widmen, dem Ausfüllen von Visumsanträgen. Mich hat sie einmal in der Kanzlei ohne jeglichen Grund angebrüllt. Wie ich mir habe sagen lassen, hat sie das aber auch schon bei dem vorherigen Praktikanten gemacht. Danach hat sie sich dann erst mal mehrere Stunden in ihrem Büro verschanzt, da es ihr doch peinlich gewesen ist. Es ist auch schier unmöglich ihr irgendwelche Übersetzungen recht zu machen. Ich fragte mich während meines Aufenthaltes stets, warum ich andauernd Übersetzungen anfertigen sollte. Ich absolvierte bei Bridgehouselaw meine Wahlstation und hatte deswegen einen Anspruch auf eine juristische Ausbildung...Die mangelnde Ausbildung hätte ich jedoch hingenommen, wenn ich ansonsten human behandelt worden wäre. Frau H.‘s Verhalten gegenüber Praktikanten war des Öfteren unangemessen.

Die deutsche Anwältin hat es mich während meiner Wahlstation auch stets spüren lassen, dass man nur Praktikant ist. Sie hat auf jeden Fall noch ein gewaltiges Entwicklungspotential in juristischer Hinsicht ("was ist ein Mahnbescheid"?) als auch vor allem im menschlichen Bereich. Ich habe jedenfalls oft mit dem Gedanken gespielt meine Wahlstation dort abzubrechen, habe es dann aber durchgezogen, da ein Wechsel v.a auch wegen des Visums mit erheblichem Aufwand verbunden gewesen wäre.

Für mich war die Wahlstation bei Bridgehouselaw eher enttäuschend und war froh als ich wieder zu Hause war. Wer sich dennoch für Bridgehouselaw entscheidet: good luck!!! Die drei Monate gehen auch vorbei.

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