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Bericht über die Rechtsanwaltsausbildung bei AV & P LEGAL, Rechtsanwälte in Singapore

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Bericht über die Rechtsanwaltsausbildung bei AV & P LEGAL, Rechtsanwälte in Singapore

I. Singapur – eine Station der Vielfältigkeit
Singapur. Für manche ein weißer Fleck auf der Landkarte, vielleicht bekannt als Stop-Over Flughafen für Australien oder für die Todesstrafe auf qualifizierten Drogenbesitz. Soweit die Theorie. Die Praxis sieht völlig anders aus. Singapur ist eine wunderbare Stadt und bietet unglaublich viel.
Unter anderem eben auch die Möglichkeit, hier die Anwaltsausbildung oder Wahlstation zu verbringen. Ich entschied mich, einen Teil meiner anwaltlichen Ausbildung in der Kanzlei AV & P LEGAL, Rechtsanwälte durchzuführen. Eine Entscheidung, die ich nicht bereuen sollte.
Die Möglichkeit, einen Ausbildungsabschnitt in Singapur zu absolvieren, war eine der besten Entscheidungen, die ich in meiner gesamten Ausbildung getroffen habe. Nicht nur, dass der Tätigkeitsbereich in der Kanzlei über die Maßen abwechslungsreich war; Nein, auch das vielfältige Spektrum der Kulturen, die in Singapur anzutreffen sind, haben mich gar zu dem Gedanken verleitet, hier möglicherweise einen längeren Zeitabschnitt als Anwalt zu verbringen.

II. Ankunft in Singapur
Bereits vor der Ankunft in Singapur war Herr Rechtsanwalt Andreas Vogel, resident partner der Kanzlei in Singapur, bemüht, mir die Möglichkeiten in Singapur darzulegen und darüber hinaus die Einreise so problemlos wie möglich zu gestalten. So übersandte er vor der Abreise bereits die Unterlagen für die Erteilung eines Employment Passes, Tipps zur Station, kümmerte sich um eine preiswerte Unterkunft und versorgte mich regelmäßig per Email mit den zu treffenden Vorkehrungen. Dank dieser Für- und Vorsorge konnte gar nichts schief gehen.
So war es dann auch. Ein bestehender Referendar der Kanzlei holte mich am Flughafen Changi ab und begleitete mich in mein „Condo“ - eine WG-Wohnung. Das Zimmer in dieser WG war groß genug und hatte ebenso einen Swimming-Pool wie eine W-Lan Flat, um den Kontakt nach Hause nicht zu verlieren. Ein Luxus, an den man sich nach den entbehrlichen Studienzeiten erst einmal gewöhnen musste. Die Wohnung war international belegt, so dass man bereits am ersten Tag Kontakt zu ebenfalls ausländischen Trainees hatte und sich damit schnell heimisch und vor allen Dingen nicht allein fühlte.

III. Die Kanzlei – Vorstellung und Profil
Doch von den privaten Annehmlichkeiten einmal abgesehen, war die Ausbildung in der Kanzlei§ großartig. Herrn Vogel kam es stets darauf an, dass der Referendar praxisnah ausgebildet wird und achtete auch bei der Auswahl der Akten darauf, dass diese „referendargerecht“ sind. Mit fortschreitender Zeit wurde ich zunehmend eingebunden, so dass ich nicht nur in der Kanzlei selbst tätig war, sondern unter anderem auch in den verschiedenen Botschaften ein- und ausging, Gerichtstermine wahrnahm, für eine Mandantin in Vertretung des local partners ein Geschäftsessen teilnahm und Mandate nahezu selbständig betreute.
Die Phase, in der ich mich einarbeitete, war sehr kurz und nachdem der local partner von meiner Eignung überzeugt war, ließ er mir in meiner Tätigkeit recht freie Hand. Eigene Ideen, die möglicherweise zunächst ein wenig unkonventionell erschienen, wurden nicht einfach abgetan; Vielmehr setzte man sich mit den Ideen auseinander und erarbeite so auch gemeinsam „schneidige“ Lösungen. So wurde mir der Arbeitsbereich eines Anwaltes sehr nahe gebracht und ich konnte die gewonnenen Erkenntnisse über die Angehensweise auch später sehr gut verwerten. So gewann man das Gefühl, ein tatsächlicher Bestandteil dieser Kanzlei zu sein und nicht nur das Arbeitstier für unangenehme Akten zu sein, wie es teilweise in anderen Kanzleien der Fall ist.
Die Rechtsbereiche betrafen das Gesellschaftsrecht, Handelsrecht, Arbeitsrecht und Steuerrecht; letzteres jedoch nur auf meine ausdrückliche Bitte hin, da ich Steuerrechtler bin. Ansonsten wäre Steuerrecht aufgrund der Komplexität und fehlenden Berücksichtigung im Studium kein zwingender Aspekt der Ausbildung gewesen. Ein wesentlicher Bestandteil der Bearbeitungen lag im singapurischen „Common Law“. Im Rahmen der Ausbildung erhielt ich somit die Möglichkeit, einen vertieften Einblick zu gewinnen. Neben einer M & A Angelegenheit einer deutschen AG in Singapur war ich viel mit Handelsverträgen, Gesellschaftsgründungen in Singapur und China und einem interessanten Zivilverfahren, in der Computerbetrug eine Rolle spielte, befasst.
Doch nicht nur die anwaltliche Ausbildung war der Kanzlei wichtig. Es kam Herrn RA Vogel auch darauf an, mir die Welt eines deutschen Anwalts in Singapur zu zeigen. So besuchte ich mit ihm externe Vorträge, bereitete einen eigenen Vortrag der Kanzlei mit vor, begleitete ihn zu offiziellen Veranstaltungen und nicht zuletzt auch zu Anlässen, bei denen auch ein singapurischer Minister zugegeben war.

IV. Freizeit, Reisen, Kosten
Die Möglichkeiten der Freizeitgestaltung sind in Singapur nahezu unendlich. Neben den auch in Deutschland üblichen Dingen wie Kino, Zoo, Bars etc. bietet Singapur insbesondere eine kulturell vielfältige Auswahl. Allein die Stadtteile Chinatown, Little India und Arab Street sind schon eine Reise wert. Umso erfreulicher, wenn man in Singapur ist und sich für einen Besuch Zeit nehmen kann. Gerade in diesen Vierteln ist das Essen in sog. Hawker Centern, also offenen Garküchen, nicht nur besonders günstig (ca. 4-8 S$, also 2-4 EUR). Besonders erwähnenswert ist das Hawker Center Lau-Pa-Sat, das im Financial District belegen ist und nur 5 Minuten vom Singapore River entfernt ist (MRT Station Raffles Place). Besonders abends, wenn eine Straße komplett gesperrt und der sog. Satay Club geöffnet ist, treffen sich hier alle Menschen, gleich ob Anwalt, Banker oder Angestellte, local oder Ausländer.
Doch auch der Nachtschwärmerei sind hier Tür und Tor geöffnet. Von Discotheken wie dem M.O.S (Ministry of Sound) bis hin zu Bars und Clubs jedweder Natur ist hier alles vorhanden. Besonders erwähnenswert ist der Mount Faber, auf dessen Spitze sich eine wunderbare Bar befindet und vor der man nachts einen atemberaubenden Blick über die Stadt hat.
Doch auch das in Singapur beliebte „shop `till you drop“ ist eine reizvolle Alternative. Als Stop-Over-Point hat Singapur eine gar unerschöpfliche Menge an Einkaufscentern, die sich im Kern um die Orchard Road angesiedelt haben. Hier findet man westliche und lokale Marken, allerdings nicht immer so günstig wie gedacht. Daher sollte man, wenn man sich die Zeit nehmen möchte, abseits umschauen (z.B. Little India oder Chinatown), und dort den Preis durch geschicktes Handeln auf das gewünschte Niveau zu bringen.
Der einzige Nachteil ist, dass alkoholische Getränke recht teuer sind – und teuer heißt wirklich teuer. Daher sollte man sich bei der Einreise im Rahmen der zollrechtlich zulässigen Mengen eindecken. Der Duty Free in Singapur ist übrigens deutlich (!) günstiger als diejenigen in Deutschland.
Zusammenfassend kann ich nur dazu raten, bei AV & P LEGAL, Rechtsanwälte die Stationsausbildung zu genießen. Die Chance, solche Auslandserfahrungen zu sammeln, sind mehr als selten und wer sie nicht nutzt, wird sich später vorhalten, etwas verpasst zu haben.
Denn wann hat man später noch einmal die Möglichkeit, für eine recht kurze Zeit den Job zu wechseln (und auch zu bekommen), fremde Rechtskreise kennen zu lernen und eine so vielseitige Republik wie Singapur kennen zu lernen. Für mich ist Singapur ein besonderer Teil meines Lebens geworden. Gern kehre ich zurück und treffe mich mit dort gefundenen Freunden und Bekannten.

Markus Krause, Rechtsreferendar

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