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Erfahrungsbericht amerikanische Anwaltskanzlei in Bradenton, Florida
Bericht von Bengt-Lennart Nielsen

Die letzten beiden Monate der Zivilrechtsstation habe ich in einer Anwaltskanzlei in Bradenton, U.S.A. abgeleistet. Es handelte sich dabei um eine für amerikanische Verhältnisse relativ kleine Kanzlei mit insgesamt ca. 30 Beschäftigten, wovon 12 Anwälte waren. Fünf von ihnen waren Partner, die restlichen Anwälte waren angestellt. Gleichwohl war es die größte Kanzlei in Bradenton.

Die Stadt selbst hat ca. 60000 Einwohner und ist für deutsche Verhältnisse etwas gewöhnungsbedürftig. Die Innenstadt besteht lediglich aus dem Gerichtsgebäude und vielen Anwaltskanzleien. Aufgrund der großen Entfernungen und dem Fehlen öffentlicher Verkehrsmittel ist ein Auto unabdingbare Voraussetzung gewesen.

Spezialisiert war die Kanzlei vor allem auf Grundstücksrecht, aber auch Erbrecht und Gesellschaftsrecht. Es gab aber auch drei Anwälte, die in die Prozeßführung eingebunden waren. Lediglich Strafrecht wurde nicht praktiziert.

Der Mandantenstamm war sehr unterschiedlich gemischt und reichte von großen Unternehmen bis hin zu Privatpersonen.

Die Kanzlei bearbeitet keine Fälle mit deutschem Bezug. Deswegen waren die Mandanten fast ausschließlich Amerikaner. Lediglich einmal anläßlich einer Auflassung war ein deutsches Ehepaar als Käufer eines Grundstücks anwesend, welches jedoch schon seit sehr langer Zeit in den U.S.A. lebte. Solche Auflassungen, die in den U.S.A. Anwälte durchführen, fanden fast täglich statt. Des öfteren habe ich daher bei den Auflassungen zugesehen und als Zeuge für die Echtheit der Unterschriften der Vertragsparteien fungiert. Da ich bei der Ankunft in den U.S.A. keinerlei praktische Erfahrung mit dem anglo-amerikanischen Rechtssystem hatte, konnte ich keine selbständige anwaltliche Tätigkeit übernehmen. Gleichwohl wurde ich zu den verschiedenartigen Außenterminen von den Anwälten mitgenommen und habe bei Mandantengesprächen zugehört. Neben Gerichtsterminen waren vor allem die sogenannten "depositions" interessant. Dies ist eine Art Zeugenbefragung durch Anwälte, die vor dem eigentlichen Gerichtstermin stattfindet. Der Zeuge wird dabei für mehrere Stunden, manchmal sogar auch Tage, zu den unterschiedlichsten Aspekten im Zusammenhang mit dem Prozeß befragt, die hin und wieder sehr ins Detail gehen, so daß ich manchmal die gesamte Lebensgeschichte eines Zeugen mitbekommen habe.

Auch Anwälte anderer Kanzleien habe ich bei regelmäßig stattfindenden Veranstaltungen des Gerichts oder der örtlichen Rechtsanwaltskammer kennengelernt.

Ich wurde in der Kanzlei in die Vertragsgestaltung mit eingebunden, wobei mir auch die verschiedenen Vertragsbestandteile erklärt wurden. Oft sollte ich in den umfangreichen Computerdatenbanken recherchieren und z.B. Urteile zu Rechtsproblemen finden. Des weiteren wurden mir Akten zum Studium und andere Arbeiten gegeben.

Bewerbungsmodalitäten: Die Kanzlei habe ich zufällig im Martindale-Hubbell-Law-Directory gefunden und einfach eine Blindbewerbung an sie gesandt.

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