Vom 01.04. - 30.06.2005 verbrachte ich meine Wahlstation I an der Deutschen Botschaft in Phnom Penh (im Folgenden: PP).
Ich habe mich bei der Bewerbung ganz bewusst für die Botschaft in PP entschieden, da man mir beim
Auswärtigen Amt mitgeteilt hatte, dass eine Bewerbung für eine
Station an einer Auslandsvertretung umso eher berücksichtigt werden würde, je außergewöhnlicher bzw. weniger nachgefragt der gewünschte Einsatzort sei. Weiterhin
interessierte ich mich für ein Land im - von mir noch nicht bereisten - asiatischen Kulturraum, wobei mich Kambodscha aufgrund seiner wechselvollen Geschichte besonders
neugierig machte. Schließlich versprach ich mir von einer Station an einer relativ kleinen Botschaft - wie der in PP - ein möglichst breites Aufgabenspektrum und damit auch
einen entsprechend umfassenden Einblick in die Aufgaben des
Auswärtigen Amtes bzw. der deutschen Auslandsvertretungen. Keine dieser Überlegungen erwies sich als
unzutreffend und keine der damit verbundenen Erwartungen meinerseits wurde enttäuscht.
Die Anreise nach Kambodscha habe ich mit der
Lufthansa über Frankfurt und Bangkok abgewickelt. Da ich wegen meines Promotionsverfahrens noch an der Universität
eingeschrieben bin, habe ich den Flug HH-FFM-BGK-PP und zurück für 879 EUR bekommen, wobei ich auf dem Rückflug einen dreitätigen Stopover in Bangkok eingelegt habe, den ich
nur weiterempfehlen kann.
Bei meiner Ankunft in PP wurde ich von der Vermieterin (Frau
Kim Lim - +855.(0)11.858636) der Wohnung abgeholt, die mein Vorgänger bereits angemietet hatte und auf
die auch meine beiden Nachfolger zugegriffen haben. Die Vermieterin spricht zwar selbst weder Englisch noch Französisch, eine Kommunikation ist allerdings über ihren
ältesten Sohn möglich, der gerne als Dolmetscher fungiert. Die (spärlich) möblierte Wohnung mit Wohnzimmer, Schlafzimmer mit Klimaanlage, Küche und kleinem Bad befindet sich
im Zentrum von PP: Straße 360, Nr. 5 EO. Auf entsprechenden Wunsch kann man sich - wie ich leider erst bei Ankunft meines Nachfolgers feststellte - auch einen Schreibtisch
in die Wohnung stellen lassen. Wer allerdings in PP ausgiebig Jurabücher für die Examensvorbereitung wälzen will, sollte sich m.E. ohnehin fragen, ob für ihn nicht § 104 Nr.
2 BGB einschlägig ist. Die Miete betrug 150 US-$ im Monat, die im Voraus zu entrichten waren. Für diesen Preis bekommt man auch in vielen anderen Stadtteilen vergleichbaren
Wohnraum, der mitunter (noch) schöner gelegen und gestaltet ist. Die Nebenkosten (Wasser, Strom, Müll, Kabel-TV) summierten sich für den gesamten Zeitraum auf knapp über 200
EUR, wobei ich jede Nacht die Klimaanlage laufen ließ, da meine Station in der heißesten Jahreszeit lag. Für 2,50 US-$ kann man die Wohnung von den Hausangestellten der
Vermieterin reinigen lassen. Eine Wäscherei findet sich im Vorderhaus, wobei die Resultate nicht immer vorbildlich waren. Ein vernünftiger Internetanschluss in der Wohnung
ließ sich leider nicht bewerkstelligen, so dass ich auf die zahlreich vorhandenen Internetcafés ausweichen musste, von denen aus man auch kostengünstig in der Heimat anrufen
kann. Ich habe mich jeden Morgen von einem französischsprachigen und sehr zuverlässigen Mopedtaxifahrer (Teng Chantga - +855.(0)12.724099) zur Botschaft bringen lassen und
dafür alle zwei Tage je einen US-$ gezahlt. Einkäufe kann man m.E. am besten im
Lucky Supermarket machen, wo man auch mit Kreditkarte zahlen und damit die Barreserven
schonen kann. Ich habe in der gesamten Zeit nicht einmal selbst gekocht, da man in PP sehr gut und günstig essen gehen kann. Insgesamt hat mir der Aufenthalt in Kambodscha
gegenüber Deutschland inkl. der An- und Abreise Mehrkosten von ca. 2.500 EUR verursacht.
Die Mitarbeiter der Botschaft haben mich von Anfang an sehr herzlich und offen aufgenommen, in die Arbeitsabläufe der Botschaft eingebunden und mir auch einen Einblick in
das soziale Umfeld verschafft. Während man von Referendaren aus anderen Stationen immer wieder hört, dass sie sich nur mehr oder minder geduldet gefühlt haben, hatte ich
während meiner Zeit an der Botschaft den Eindruck, einen produktiven Beitrag leisten zu können und auch entsprechend als "
Mitglied des Teams" behandelt zu werden. Das
Arbeitsklima in der Botschaft PP ist ohnehin sehr freundlich und kollegial. Wenngleich - wie wohl an jedem Arbeitsplatz mit mehr als zwei Beschäftigten - auch hier
unterschiedliche Charaktere aufeinander treffen, habe ich gleichwohl weder offene noch versteckte Animositäten zwischen den Mitarbeitern feststellen können. Wenn Kollegen
nicht in PP waren, kümmerte sich stets ein Kollege darum, dass nach dem Haus und der Post geschaut wurde, man holte sich gegenseitig vom Flughafen ab und auch in der
Caferunde und bei den gemeinsamen Mittagessen ging es sehr herzlich zu.
Für die Referendare ist in der vollständig klimatisierten Botschaft ein eigenes Zimmer mit Schreibtisch, Telefon und Computer vorhanden. Da man über das Intranet des
Auswärtigen Amtes aus Sicherheitsgründen nur beschränkt auf das Internet zugreifen kann, gibt es zwei PCs in der Botschaft, die nicht an das Intranet angeschlossen
sind und dafür freien Zugang zum Internet haben, welches sich auch in Kambodscha als wertvolle Informationsquelle erwies. Die juristische Bibliothek der Botschaft ist sehr
beschränkt, ich konnte mir jedoch nahezu alle benötigten Informationen über das Internet (
Beck-Online, Juris etc.) beschaffen oder vom
Auswärtigen Amt zusenden
lassen.
Während der Arbeitszeit habe ich i.d.R. eine Anzugshose, ein Hemd und offene Schuhe getragen. Bei Bedarf habe ich dann auf Jackett, Krawatte und geschlossene Schuhe
zurückgegriffen, die ich im Schrank meines Büros deponiert hatte. Ich würde dringend dazu raten, dass Gepäck auf ein absolutes Minimum zu reduzieren, da man in Kambodscha
angesichts der günstigen Preise stets versucht ist, seine Garderobe zu ergänzen. Ich kam mit 20 kg Gepäck und obwohl meine Freundin zwischenzeitlich schon einiges mit nach
Deutschland genommen und ich auch einiges entsorgt habe, musste ich die
Lufthansa auf dem Rückflug immer noch davon überzeugen, 34,2 kg Gepäck ohne Aufpreis
anzunehmen und drei Stücke Handgepäck zu tolerieren.
Die Arbeitszeiten der Botschaft sind am Montag, Dienstag und Donnerstag von 7.30 - 16.00 h, wohingegen am Mittwoch und Freitag schon um 13.00 h geschlossen wird. Nach meiner
Erfahrung kommt man mit diesen Zeiten nicht aus, wenn man wirklich allen Aufgaben genügen und sich gleichzeitig noch jeden Tag möglichst vollständig aus der örtlichen und in
der Botschaft vorgehaltenen Presse über Kambodscha informieren will. Ich habe daher fast jeden Tag Überstunden gemacht, was nur geht solange auch ein Entsandter in der
Botschaft anwesend ist, da die Referendare sich nicht alleine in der Botschaft aufhalten dürfen. Mitunter habe ich auch am Wochenende einige Stunden für die Botschaft
gearbeitet, was allerdings dadurch eingeschränkt wird, dass aus Sicherheitsgründen die meisten Daten die Botschaft nicht verlassen dürfen.
Erwartungsgemäß war das Einsatzspektrum sehr breit, was in meinem Fall sicherlich nochmals dadurch gesteigert wurde, dass der Vertreter des Botschafters während der ersten
Halbzeit meiner Station zu einem dem Tsunami geschuldeten Sondereinsatz nach Indonesien abgeordnet war. Das Spektrum meiner Tätigkeiten reichte von Recherche und der
Anfertigung div. Vermerke, über die Teilnahme an Konferenzen und Präsentationen, Treffen mit kambodschanischen, deutschen und internationalen Experten und Firmenbesuchen bis
zu der Betreuung eines Strafgefangenen. In juristischer Hinsicht fiel vor allem die Anfertigung eines umfangreichen Schriftsatzes in einer Passangelegenheit an. Außerdem
habe ich - entsprechend meines Interessenschwerpunktes - am Cambodia Communication Institute (CCI) einen Gastvortrag zum deutschen Presserecht halten dürfen. Ein weiterer
Schwerpunkt der Botschaftsarbeit liegt - Kambodscha gehört zur Gruppe der am wenigsten entwickelten Länder weltweit - im Entwicklungshilfebereich.
Als "
Auftraggeber" für die Referendare fungieren prinzipiell alle Mitarbeiter der Botschaft, wobei ich die meisten Aufträge jedoch vom Botschafter, dem Vertreter des
Botschafters und dem Kanzler erhielt. Wie bereits erwähnt, hatte ich stets den Eindruck, dass man meinen Fähigkeiten vertraute und mich bei der Erledigung der anstehenden
Aufgaben mit dem zulässigen Höchstmaß an Entscheidungsfreiheit und Selbstständigkeit ausstattete, was ich als besondere Motivation empfand. Auch gestattete man mir
beispielsweise regelmäßig, an hochrangigen Gesprächen des Botschafters und des ständigen Vertreters teilzunehmen und so ein besseres Verständnis für das Land und seine
kulturellen, wirtschaftlichen und politischen Eigenheiten zu entwickeln.
Fazit:
Wenn ich aus dem Kreise der Kollegen gegen Ende der Station auch darauf hingewiesen wurde, dass "die Arbeit immer dahin geht, wo sie gemacht wird" und man daher als
Referendar die Gewichtung von Arbeit und Freizeit vermutlich auch anders hätte verteilen können, bedaure ich nicht eine Minute, die ich in der Botschaft oder auf den
Außenterminen verbracht habe.
Die Arbeit im Kreise dieser Kollegen in diesem spannenden Land hat mir sehr viel Spaß gemacht. Wenn es die Möglichkeit dazu gegeben hätte, die Station um drei Monate zu
verlängern, so hätte ich diese sofort wahrgenommen.
Die im Zuge meiner Station an der Botschaft gemachten Erfahrungen und gesammelten Eindrücke zähle ich zu den wertvollsten meines Lebens.