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Kaiserseminar "Die Zivilgerichtsklausur"
Valerie Neuhausen, Rechtsreferendarin
19.05.2007

Überzeugende Anleitung zu Technik und Taktik in der Zivilgerichtsklausur

Ein Erfahrungsbericht zu:

Kaiserseminare
Juristische Repetitorien für Referendare

Die Zivilgerichtsklausur

Dreitägiges Seminar zur Vorbereitung auf das Assessorexamen in Lübeck

http://www.kaiserseminare.com


Juristische Repetiorien gibt es mittlerweile auch für das zweite Examen in verschiedenen Varianten – Unterschiede liegen nicht nur im zeitlichen Rahmen und der Gruppengröße, sondern auch im Konzept. So liegt bei den einen der Schwerpunkt in der Wissensvermittlung; beim Kaiser-Seminar "Die Zivilgerichtsklausur" steht die Anleitung, wie das Wissen in eine Klausur zu verarbeiten ist, im Vordergrund.

Das Seminar bietet an drei Tagen einen vertieften Überblick über die Technik der Zivilklausur, die wichtigsten prozessualen Probleme und ihre Verortung sowie vor allem viele Hinweise zur Klausurtaktik.

Der Dozent VRLG Horst Kaiser, der viele Jahre Arbeitsgemeinschaften geleitet hat und überdies auf eine jahrelange Erfahrung als Prüfer beim Gemeinsamen Justizprüfungsamt in Hamburg zurückblickt, stellt zunächst allgemein Klausurtechnik vor: Wie teile ich meine Zeit ein, welche Arbeitsschritte erledige ich in welcher Reihenfolge und worauf achte ich bei der Auswertung der Vorlage, dem Abfassen des Tatbestandes, der Falllösung und den Nebenentscheidungen? Neben allgemeinen Hinweisen zu den zu beachtenden Förmlichkeiten gibt der Dozent viele praktische Tipps zur Bewältigung der Stresssituation einer Klausur, dies nicht nur auf amüsante Art durch die Vermittlung kölscher Lebensweisheiten ("Janz roisch bliewe. Wat kütt dat kütt"), sondern vor allem auch durch handfeste Hinweise zu einer geordneten, sukzessiven Vorgehensweise anhand eines von ihm vorgeschlagenen Schemas. Vertieft geht der Dozent auf die Frage ein, welche Hinweise auf die Lösung der Examenskandidat schon bereits aus dem Klausurtext selbst ziehen kann, und erläutert hierzu die Grundprinzipien, denen jede Klausur folgt.

Nach einigen – sehr schnellen – Ausführungen zu den verschiedenen Varianten der Kostenentscheidung und der vorläufigen Vollstreckbarkeit widmet sich das Seminar dem Aufbau und dem Abfassen der Entscheidungsgründe. Die wichtigsten Grund- und Sondervarianten – von zuweisenden und abweisenden Urteilen über Urteile bei Teilerfolg, Aufrechnung und Widerklage in verschiedenen Konstellationen – werden durchgesprochen. Die dabei auftauchenden Aufbauprobleme werden auf ihren wesentlichen Kern reduziert, die Lösung gut hergeleitet und mit zahlreichen Beispielen versehen. Durch diese Verdeutlichung der Grundstrukturen entsteht ein beruhigender Überblick über die verschiedenen Aufbauvarianten, die nunmehr überschaubar werden.

Die "acht goldenen Regeln für einen guten Urteilsstil" werden durch die Vorstellung über den Ablauf eines Mandantengesprächs illustriert. Mithilfe von Leitfragen – "Was steht denn in § 985 drin?" – "Und das soll so gewesen sein?" – "Was ist das denn?" – wird der Urteilsstil, der zunächst durch die Umkehrung des Gutachtens unübersichtlich erscheinen mag, sehr viel greifbarer.

Sodann geht der Dozent in einer rasanten Fahrt durch die ZPO auf die wichtigsten prozessualen Problemstellungen ein – von der ordnungsgemäßen Klageerhebung bis zur Klageänderung und dem Verfahren nach Einspruch gegen ein Versäumnisurteil. Auch hier werden die Probleme sehr rasch nacheinander, aber auch wieder sehr strukturiert abgehandelt, anhand ihrer Erscheinungsmöglichkeiten in der Klausur erläutert und vor allem von zahlreichen Formulierungsvorschlägen begleitet.

Die folgenden Standardkonstellationen zur Kostenentscheidung und vorläufigen Vollstreckbarkeit runden das Basiswissen zur Zivilgerichtsklausur ab: Sämtliche Möglichkeiten werden noch einmal übersichtlich dargestellt und so das Feld der notwendigen Kenntnisse abgesteckt. Den Abschluss des Seminars bildet die Darstellung der Kaiser-Seminar eigenen so genannten "Notfall-Lösung": Was mache ich, wenn mir zur materiell-rechtlichen Lösung der Klausur so rein gar nichts einfällt?

Gesamteindruck:

Das Seminar bietet einen sehr guten Überblick über das, worauf es in einer Zivilgerichtsklausur ankommt. Es vermittelt handfeste Tipps und handwerkliche Fähigkeiten zum Schreiben von Klausuren. Ein Manko mag sein, dass sehr viel Grundwissen vorausgesetzt wird. Ohne eine halbwegs solide Basis an Grundkenntnissen ist es schwer, dem sehr schnellen Vortrag des Dozenten zu folgen. Dieser hält das Seminar, von wenigen Zwischenfragen abgesehen, in Form eines Frontalunterrichtes ab, der kaum Zeit für Denkpausen lässt. Dafür wird der Stoff aber auch straff, durchdacht, konsequent und gut vorgetragen.

Um von dem Seminar in vollem Maße zu profitieren, ist hier noch deutlicher als bei anderen Repetitorien die eigene Nacharbeit gefragt. Insbesondere aufgrund der wenigen eigenen Mitarbeit – aber auch des Tempos – bliebe ansonsten wohl nur ein kleiner Teil hängen. Dank des umfassenden Skripts ist aber eine Nacharbeit sehr gut möglich. Und auch der Dozent selbst betont, das Seminar diene nur dem Verständnis und der Einstimmung auf die eigene Examensvorbereitung; so muss es auch verstanden werden, als ein motivierender Anstoß für weitere eigene Arbeit.



Das Skript zum Seminar ist im Luchterhand-Verlag erschienen und auch im Handel erhältlich: H. Kaiser/ J. Kaiser/ T. Kaiser, Die Zivilgerichtsklausur im Assessorexamen, 2. Auflage 2007, 326 Seiten, 23,- € (für Seminarteilnehmer kostenlos).

Siehe hierzu auch die ausführliche Rezension zur 1. Auflage bei Jurawelt.

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