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"Strafrecht Allgemeiner Teil" von Kristian Kühl   
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Stefanie Samland

Exzellente Darstellung der prüfungsrelevanten Probleme

Eine Rezension zu:

Kristian Kühl

Strafrecht Allgemeiner Teil


4. Auflage

Studienreihe Jura

Verlag Vahlen, München 2002, 946 Seiten, 35,- €
ISBN 3-8006-2843-0

http://www.vahlen.de


Mit fast 1000 Seiten ist der nun schon in der 4. Auflage erschienene AT von Kristian Kühl nicht gerade ein Leichtgewicht. Dennoch ist das Lehrbuch in der Studienreihe Jura gut aufgehoben, denn es handelt sich trotz des Umfangs um ein als "Lernbuch" konzipiertes Werk, wie der Autor im Vorwort zur Erstauflage erklärte. Daß sich dieses Konzept bewährt hat, zeigt sich zum einen daran, daß der Kühl vor allem bei Hausarbeiten immer gern zu Rate gezogen wird, zum anderen aber auch an der starken Nachfrage im Verkaufsgeschäft, die zu einer Neuauflage schon nach 2 Jahren statt wie geplant nach 3 Jahren führte.

Im Aufbau orientiert sich der Autor an den gängigen Vorlesungen und Lehrbüchern zum Allgemeinen Teil des Strafgesetzbuches. Nach einer kurzen Einführung mit Hinweisen zum Handlungsbegriff wendet sich Kühl systematisch dem vollendeten, vorsätzlichen Begehungsdelikt, der Problematik von Versuch und Rücktritt, der Fahrlässigkeit, dem Unterlassungsdelikt, dem Bereich von Täterschaft und Teilnahme sowie den Konkurrenzen zu. Dabei werden die Schwerpunkte anhand der Klausur- und Examensrelevanz der einzelnen Probleme gesetzt. Dies ist auch schon an der Einleitung sichtbar, wo der Handlungsbegriff im strafrechtlichen Sinne auf nur vier Seiten dargestellt wird. Jedoch ist dies absolut ausreichend, da alle denkbaren Fälle erfaßt sind.

Bei der Stoffülle, die der Autor bietet, ist es innerhalb einer Rezension schwierig, einzelne Punkte herauszupicken. Am Beispiel des Vorsatzes soll dennoch exemplarisch deutlich gemacht werden, wie er auf die "Dauerbrenner" im Allgemeinen Teil eingeht. Der Vorsatz fehlt als Klausurproblem in keiner Anfängerübung, aber auch in der ersten Hausarbeit wird er meist problematisiert. Kühl reagiert hierauf mit einer fast 50seitigen Darstellung, in der es wahrlich an nichts mangelt. Zunächst untersucht er den Begriff des Vorsatzes anhand des Gesetzes und untersucht §§ 15, 16 I 1 StGB. Er arbeitet heraus, daß im Gesetz nur von einem Wissenselement des Vorsatzes die Rede ist und erläutert dann, warum aus seiner Sicht auch ein Willenselement für den Vorsatz wesentlich ist. Ferner geht er auf den Zeitpunkt, wann Vorsatz vorliegen muß, und arbeitet hier auch mit den lateinischen Begriffen des "dolus antecedens"und "dolus subsequens", die gerade dem Studienanfänger noch nicht geläufig sind. Das Kernstück dieses Teils macht aber selbstverständlich die Veranschaulichung der Erscheinungsformen des Vorsatzes aus. Absicht und Wissentlichkeit werden – da nicht so prüfungsrelevant – relativ kurz gehalten, dafür genießt der Eventualvorsatz volle Beachtung. Ausgehend von der Unterscheidung der Theoriegruppen zur Abgrenzung von Eventualvorsatz und bewußter Fahrlässigkeit im Hillenkamp, 32 Probleme aus dem Strafrecht AT, beschreibt er die einzelnen Ansichten ausführlich und unterlegt sie mit Beispielen und Zitaten aus BGH-Urteilen. Er schließt diesen Abschnitt mit fett gedruckten, zwischen den Ansichten vermittelnden Definitionen von Eventualvorsatz und bewußter Fahrlässigkeit sowie einer längeren Aufzählung von Fundstellen aus der Fallbearbeitungs-Literatur ab.

Diese Vorgehensweise zieht sich durch das ganze Buch. Wer gezielt nach den ungewöhnlichsten Konstellationen der Standard-Probleme suchen möchte, wird im Kühl sicherlich fündig. Der Autor verweist, wo nötig, auch auf Klassikerfälle, bedeutende BGH-Urteile oder auch die Skriptenliteratur. Durch die gute Abstimmung zwischen flüssigem Schreibstil und zahlreichen Beispielen einerseits und umfangreichen Nachweisen und Detailproblemen andererseits erreicht Kühl sowohl die Anfänger als auch die Examenskandidaten.

Gesamteindruck:
Will man das vorliegende Lehrbuch in einem Satz beschreiben, so müßte dieser wohl lauten: Kühl konzentriert seine Ausführungen auf die prüfungsrelevanten Probleme des AT, stellt diese aber überaus umfassend und eingängig dar, dabei legt er besonderen Wert auf die Übertragung des Gelernten auf die Fallbearbeitung und erreicht dies durch Beispiele und vor allem ständige Verweise in die Übungsfall-Literatur. Ein weiterer Pluspunkt, der das Werk von Kühl vor allem für Hausarbeiten so wertvoll macht, zeigt sich im Umfang der Fußnoten, die gerade bei Streitständen auf die gängigen Aufsätze und Lehrbücher führen.

Fazit: Das "Lernbuch" von Kristian Kühl kann vor allem Examenskandidaten ans Herz gelegt werden, sollte aber auch von Studienanfängern häufiger zurate gezogen werden. Der relative hohe Anschaffungspreis macht sich durch Detailkenntnis bezahlt und kann z.B. durch eine gemeinsame Anschaffung innerhalb einer Lerngruppe kompensiert werden, denn der Kühl ist eher ein Buch zum gezielten Nachschlagen als ein Lehrbuch zum alltäglichen Lernen, so daß er bequem zu mehreren "geteilt" werden kann.

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