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Artikel 5640
Dr. Martin Bahr

Über den mobilen Zukunftsmarkt

Eine Rezension zu:

Dirk Michelsen/Andreas Schaale

Handy Business

M-Commerce als Massenmarkt

Financial Times Prentice Hall, München 2002, 211 S., 39,95 €
ISBN 3-8272-7077-4

http://www.ftd.de
http://www.handy-business.net


Der M-Commerce-Markt boomt - und mit ihm auch die Literatur hierüber. Innerhalb eines Jahres sind mehrere Bände zu diesem Gebiet erschienen: Zobel: Mobile Business und M-Commerce (Carl Hanser Verlag, 2001), Nicolai/Petersmann: Strategien im M-Commerce (Schäffer-Poeschel, 2001), Geer/Gross: M-Commerce (Verlag Moderne Industrie, 2001).

Nunmehr legt auch der Financial Times Prentice Hall-Verlag ein aktuelles Werk zu diesem Gebiet vor. Anders als die bisher erschienen Bücher fokussieren die Autoren des vorliegenden Bandes ihre Betrachtung sehr stark auf den Handy-Bereich.

Auffallend ist, dass fast 1/3 des Werkes den technischen Grundlagen (Funk- und Endgerätetechnologien, Betriebssystem, Übertragungs- und Darstellungsprotokolle, Anwendungstypen) gewidmet ist. Dies erstaunt ein wenig, ist doch der äußeren Aufmachung nach das Anliegen des Buches eher die Vermittlung der ökonomischen denn der technischen Fakten. Die Verfasser haben jedoch den Platz sinnvoll genutzt und erklären die unterschiedlichen technischen Einzelheiten sehr laiengerecht. Es handelt sich dabei nicht um eine bloße Aneinanderreihung von unwichtigen technischen Einzelinformationen. Den Autoren gelingt es vielmehr, die z.T. nur schwer nachvollziehbare Funktionsweise lesergerecht aufzubereiten und darzustellen. Sehr schön gelungen ist auch die Vermittlung der Hardware. Zahlreiche Abbildungen von Handys, Smartphones, PDAs, SIMpads und, und, und gibt dem Leser sofort den Eindruck, worüber hier überhaupt gesprochen wird. Manchmal (aber nur sehr selten) verfängt sich das Buch zu sehr in technischen Spitzfindigkeiten. So wird z.B. das neue Internet-Protokoll IPv6 auf mehr als 2 Seiten ausführlich besprochen. Ob dies wirklich in dieser Breite in einem solchen Buch notwendig ist, kann ein wenig bezweifelt werden.

Teil 2 stellt die wirtschaftlichen Grundlagen dar: Welche Beteiligten und welche Märkte gibt es? Welche Arten von Produkten und Dienstleistungen existieren schon - und welche sind zukünftig denkbar? In einem Exkurs wird der Frage nachgegangen, ob denn UMTS wirtschaftlich betrachtet ein Riesenflopp oder ein Riesenhype sein wird. In einem weiteren Exkurs werden die Datendienste im Ausland betrachtet. Natürlich muss zunächst die i-mode-Erfolgsgeschichte aus Japan herhalten. Erfreulicherweise belassen es die Autoren jedoch nicht hierbei, sondern stellen auch die Entwicklung in den USA dar.

Teil 3 ist überschrieben mit "Mobile Lösungen für jede Organisation". Hier arbeiten Michelsen/Schaale heraus, für welche Bereiche einer Firma (Einkauf, Produktion, Logistik, interne Organisation, kfm. Außendienst) mobile Anwendungen sinn- und nutzvoll sind. Auffallend bei dieser Darstellung ist, dass die Verfasser die Erörterungen in z.T. sehr knapper Form halten. An vielen Stellen findet sich kein durchgehender Fließtext, sondern Aufzählungen und die Präsentation von Beispielen.

Teil 4 umschreibt die mobilen Lösungen für bestimmte Organisationen: Warenwirtschaft, Landwirtschaft, Logistik und Verkehr, Finanzbereich, Haus und Garten, Gesundheit und - last but not least - Freizeit und Hobby. Auch hier ist es ein Anliegen der Verfasser, die wichtigen Probleme schnell und doch zugleich umfassend zu vermitteln. Nach der Lektüre dieses Teil ist dem Leser eines klar: Zwar gibt es vielversprechende Ansätze, aber man wartet immer noch auf die Killer-Applikation (SMS einmal ausgenommen), die den M-Commerce eine eigene, neue Dynamik gibt .

Pflichtlektüre für alle Dienstleister müsste Teil 5 sein, der die Planung und konkrete Umsetzung einer M-Commerce-Idee betrifft. Gerade die Analyse typischer Problembereiche sollte man so manchem Manager unter die Augen halten: Fehleinschätzung des Nutzerverhaltens ("Es gibt kaum Geschäfte, in denen ein stündlicher Informationsausgleich mit dem Außendienst notwendig ist"), zu hohe Komplexität ("Keep it simple, stupid!"), mangelnde Nutzbarkeit ("Was nützt es, wenn man erst nach längerem Klicken die Abfahrtszeiten der Deutschen Bahn AG gefunden hat und der Zug inzwischen abgefahren ist?") und marktferne Preismodelle, wo insbesondere in Deutschland im Rahmen des UMTS noch so manche preisliche Überraschung auf den Kunden zukommen wird.

Der gute Eindruck dieses Bandes wird durch ein zwölfseitiges Glossar, in dem zahlreiche branchenspezifische Begrifflichkeiten erläutert werden, und das Schlagwortregister abgerundet.

Gesamteindruck:
Das Buch richtet sich vorwiegend an Unternehmer, die im M-Business tätig werden wollen. Aber auch der einfache Kunde findet hier viele interessante Details und Informationen. Der besonders gelungene Druck, die zahlreichen Abbildungen und die lesefreundlichen Formatierungen ermöglichen ein schnelles Lesen und erhöhen das Verständnis. Nicht unerwähnt bleiben soll hier auch das Online-Angebot der Verfasser unter http://www.handy-business.net, wo die Autoren die jeweils aktuellen Tendenzen nachzeichnen und eine Auflistung der im Buch erwähnten Links anbieten.


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