Der M-Commerce-Markt boomt - und mit ihm auch die Literatur hierüber.
Innerhalb eines Jahres sind mehrere Bände zu diesem Gebiet erschienen:
Zobel: Mobile Business und M-Commerce (Carl
Hanser Verlag, 2001),
Nicolai/Petersmann: Strategien im
M-Commerce (Schäffer-Poeschel, 2001),
Geer/Gross: M-Commerce (Verlag Moderne Industrie, 2001).
Nunmehr legt auch der Financial Times Prentice Hall-Verlag ein aktuelles
Werk zu diesem Gebiet vor. Anders als die bisher erschienen Bücher
fokussieren die Autoren des vorliegenden Bandes ihre Betrachtung sehr
stark auf den Handy-Bereich.
Auffallend ist, dass fast 1/3 des
Werkes den technischen Grundlagen (Funk- und Endgerätetechnologien,
Betriebssystem, Übertragungs- und Darstellungsprotokolle,
Anwendungstypen) gewidmet ist. Dies erstaunt ein wenig, ist doch der
äußeren Aufmachung nach das Anliegen des Buches eher die Vermittlung der
ökonomischen denn der technischen Fakten. Die Verfasser haben jedoch
den Platz sinnvoll genutzt und erklären die unterschiedlichen
technischen Einzelheiten sehr laiengerecht. Es handelt sich dabei nicht um
eine bloße Aneinanderreihung von unwichtigen technischen
Einzelinformationen. Den Autoren gelingt es vielmehr, die z.T. nur
schwer nachvollziehbare Funktionsweise lesergerecht aufzubereiten und
darzustellen. Sehr schön gelungen ist auch die Vermittlung der Hardware.
Zahlreiche Abbildungen von Handys, Smartphones, PDAs, SIMpads und, und,
und gibt dem Leser sofort den Eindruck, worüber hier überhaupt
gesprochen wird. Manchmal (aber nur sehr selten) verfängt sich das Buch
zu sehr in technischen Spitzfindigkeiten. So wird z.B. das neue
Internet-Protokoll IPv6 auf mehr als 2 Seiten ausführlich besprochen. Ob
dies wirklich in dieser Breite in einem solchen Buch notwendig ist, kann
ein wenig bezweifelt werden.
Teil 2 stellt die wirtschaftlichen Grundlagen dar: Welche Beteiligten
und welche Märkte gibt es? Welche Arten von Produkten und Dienstleistungen
existieren schon - und welche sind zukünftig denkbar? In einem Exkurs
wird der Frage nachgegangen, ob denn UMTS wirtschaftlich betrachtet ein
Riesenflopp oder ein Riesenhype sein wird. In einem weiteren Exkurs
werden die Datendienste im Ausland betrachtet. Natürlich muss zunächst
die i-mode-Erfolgsgeschichte aus Japan herhalten. Erfreulicherweise
belassen es die Autoren jedoch nicht hierbei, sondern stellen auch die
Entwicklung in den USA dar.
Teil 3 ist überschrieben mit "Mobile Lösungen für jede Organisation".
Hier arbeiten
Michelsen/Schaale heraus, für welche Bereiche
einer Firma (Einkauf, Produktion, Logistik, interne Organisation, kfm.
Außendienst) mobile Anwendungen sinn- und nutzvoll sind. Auffallend bei
dieser Darstellung ist, dass die Verfasser die Erörterungen in z.T. sehr
knapper Form halten. An vielen Stellen findet sich kein durchgehender
Fließtext, sondern Aufzählungen und die Präsentation von Beispielen.
Teil 4 umschreibt die mobilen Lösungen für bestimmte
Organisationen: Warenwirtschaft, Landwirtschaft, Logistik und Verkehr,
Finanzbereich, Haus und Garten, Gesundheit und - last but not least -
Freizeit und Hobby. Auch hier ist es ein Anliegen der Verfasser, die
wichtigen Probleme schnell und doch zugleich umfassend zu vermitteln.
Nach der Lektüre dieses Teil ist dem Leser eines klar: Zwar gibt es
vielversprechende Ansätze, aber man wartet immer noch auf
die
Killer-Applikation (SMS einmal ausgenommen), die den M-Commerce eine
eigene, neue Dynamik gibt .
Pflichtlektüre für alle Dienstleister müsste Teil 5 sein, der die
Planung und konkrete Umsetzung einer M-Commerce-Idee betrifft. Gerade
die Analyse typischer Problembereiche sollte man so manchem Manager
unter die Augen halten: Fehleinschätzung des Nutzerverhaltens
("Es
gibt kaum Geschäfte, in denen ein stündlicher Informationsausgleich mit
dem Außendienst notwendig ist"), zu hohe Komplexität
("Keep it
simple, stupid!"), mangelnde Nutzbarkeit
("Was nützt es, wenn man
erst nach längerem Klicken die Abfahrtszeiten der Deutschen Bahn AG
gefunden hat und der Zug inzwischen abgefahren ist?") und marktferne
Preismodelle, wo insbesondere in Deutschland im Rahmen des UMTS noch so
manche preisliche Überraschung auf den Kunden zukommen wird.
Der gute Eindruck dieses Bandes wird durch ein zwölfseitiges Glossar, in
dem zahlreiche branchenspezifische Begrifflichkeiten erläutert werden,
und das Schlagwortregister abgerundet.
Gesamteindruck:
Das Buch richtet sich vorwiegend an Unternehmer, die im M-Business tätig
werden wollen. Aber auch der einfache Kunde findet hier viele
interessante Details und Informationen. Der besonders gelungene Druck,
die zahlreichen Abbildungen und die lesefreundlichen Formatierungen
ermöglichen ein schnelles Lesen und erhöhen das Verständnis. Nicht
unerwähnt bleiben soll hier auch das Online-Angebot der Verfasser unter
http://www.handy-business.net, wo die Autoren
die jeweils aktuellen Tendenzen nachzeichnen und eine Auflistung der im
Buch erwähnten Links anbieten.