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Artikel 5596
Dr. Martin Bahr

Potential und Zukunft der mobilen Technologien

Eine Rezension zu:

Ralf Geer / Roland Gross

M-Commerce

Geschäftsmodelle für das mobile Internet

Verlag Moderne Industrie, Landsberg/Lech 2001, 239 S., 42,- €
ISBN 3-7910-1729-2

http://www.mi-verlag.de


Der mobilen Kommunikation gehört die Zukunft? Oder ist alles doch nur eine große Seifenblase und wird mit einem lauten Knall platzen wie die WAP-Geschichte?

Eines ist jedenfalls unverkennbar: Bücher über M-Commerce bzw. M-Business liegen z.Zt. im Trend (vgl. z.B. nur Zobel: Mobile Business und M-Commerce oder Nicolai / Petersmann: Strategien im M-Commerce ).

Geer / Gross beginnen ihre Ausführungen mit der Beschreibung der Schlüsseltechnologien des mobilen Internets. Sehr gut gelungen ist dabei die Unterteilung in Übertragungsstandards, Micromobility und Hard-/Software.

Bei den Übertragungsstandards wird sehr anschaulich (und technisch dennoch in die Tiefe gehend) der Wechsel von der ersten zur dritten Generation im Mobilfunk-Bereich beschrieben. Sämtliche wichtigen Begriffe und Abkürzungen werden angesprochen: UMTS, GSM, HSCSD, GPRS, EDGE. Beim Punkt "Micromobility" (= Mobilfunk auf kleinem Raum) gehen die Verfasser ebenfalls auf die neuesten Technologien ein und erläutern diese: WLAN, Bluetooth, IrDA, DECT. Bei "Hard-/Software": Aufbau des Mobilfunknetzes und den Protokollen XML und WAP.

Nach diesem sehr technisch gehaltenen Kapitel wird der mobile Markt mit all seinen Stärken und Schwächen analysiert. Zunächst widmen sich Geer / Gross ausführlich dem "mobilen Megaboom" (Handy, SMS, PDA). Sie zeigen bei dieser Darstellung jedoch eine erfreulich kritische Distanz zu so mancher Schönfärberei andernorts. So lautet daher eine Überschrift auch bezeichnenderweise: "Mobile Märkte - zwischen Hype und Realität". Sehr interessant sind im weiteren die Herausarbeitung des Kurzprofils eines M-Commerce-Users und die Darlegung von heutigen Nutzungsmängeln (Stichwort: Usability).

Ein wenig abstrakt geraten ist der sich anschließende Teil (Definitionen und Aktionsräume im M-Commerce).

Seinen Praxisbezug beweist der Band jedoch gleich wieder im nächsten Teil, bei dem es um Marktteilnehmer, die Wertschöpfungskette und die Geschäftsmodelle im M-Commerce geht. Außerordentlich lesenswert sind die Anmerkungen zu den Inhalten und Anwendungen im Mobile Business. Der Markt wartet immer noch auf die Killer-Applikation (SMS einmal ausgenommen). Die Autoren sehen die möglichen Anwendungen im Bereich der Information und Unterhaltung (Spiele, Flirts, Downloads, Information), der Werbung, der Transaktionen (Buchungs- und Vermittlungsdienste, Notfalldienste), Handel (Mobile Banking, Cash), Personalisierung, Lokalisierung) und im B2B-Bereich.

Ein Exkurs ist dem i-mode-Erfolg in Japan gewidmet und welche Erfahrungen hieraus für Europa gezogen werden können.

Auf nur 6 Seiten legen die Autoren dar, welche Kriterien für die Bewertung des Zukunftspotentials der mobilen Dienste grundsätzlich heranzuziehen sind. Diese kleine Faktoren-Analyse sollte sich jeder potentielle Dienstleister kritisch anschauen, bevor er wieder einmal einen "revolutionären neuen mobilen Dienst" ins Leben ruft, der einige Millionen oder Milliarden kostet.

Ebenso lehrreich dürften das Kapitel zu den Marketing-Instrumenten im M-Commerce sein. Die Autoren gehen dabei klassisch vor und bestimmen zunächst die potentielle Kundenzielgruppe. Es folgt der Bereich der Marktforschung (z.B. Usability-Tests). Es schließen sich die Abschnitte des Marketingmix und der Kommunikationspolitik an (Direktmarketing, PR, Preispolitik u.a.).

Im Anhang findet sich ein eigens ausgearbeiteter Marketing-Plan wieder, der bei der Konzeption und Umsetzung der eigenen Produktidee hilft und an vielen Stellen dem Leser durch kritische Nachfragen und Kommentare ermöglicht, diese noch zu verbessern.

Neben dem Schlagwort- und Literatur-Verzeichnis (das bei manch anderen Autoren zu diesem Thema anscheinend nicht zur Pflicht gehört) besticht der Band auch durch die zahlreichen Abbildungen und Grafiken (leider nur schwarz-weiss), die das Lesern erleichtern. Nicht unerwähnt bleiben soll auch die Konzeption des Verlages, bei diesem Band gänzlich auf Seitenzahlen zu verzichten und nur noch mit Randnummern zu arbeiten. Auf den ersten Blick etwas ungewöhnlich, bei längerem Lesen und häufigerem Nachschlagen zeigt sich aber schnell der Vorteil dieses Systems.


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