Florian
Kleinmanns 21.06.2006
Sammlung lesenswerter Aufsätze
Eine Rezension zu:
Rupert Graf Strachwitz / Florian Mercker (Hrsg.)
Stiftungen in Theorie, Recht und Praxis
Handbuch für ein modernes Stiftungswesen
1. Auflage
Duncker & Humblot, Berlin 2005, 1.156 Seiten, 98,- €
ISBN 3-428-11680-1
http://www.duncker-humblot.de
Die Stiftung ist ein Stiefkind der Juristen, angesiedelt irgendwo
zwischen bürgerlichem Recht und öffentlichem Recht, eine juristische
Person, auf die das Gesellschaftsrecht nicht passt, scheinbar eine
exotische Konstruktion für reiche Erblasser mit politischen
Beziehungen zur Stiftungsaufsicht. Dieser Stereotyp beherrscht die
Wahrnehmung der Stiftung als Rechtsform ebenso wie als Objekt
gesellschaftspolitischer Bedeutung. Dieser Tradition setzen die
Herausgeber des vorliegenden Bandes eine Reihe von Aufsätzen entgegen,
welche – jeder auf seine Weise – für ein moderneres
Verständnis der Stiftung werben.
Die überwiegend jungen Autorinnen und Autoren entstammen den
verschiedensten geisteswissenschaftlichen Disziplinen, und
dementsprechend vielfältig sind die Blickwinkel, unter denen sie die
Stiftung beleuchten. Die einzelnen Aufsätze, 85 an der Zahl, sind
thematisch geordnet danach, ob ein gesellschaftspolitischer,
ein juristischer oder ein kaufmännischer Aspekt im Vordergrund steht.
So gliedert sich das Buch in elf Abschnitte, von "Stiftungswesen und
Stiftungspolitik" über "Besondere Stiftungsformen", "Das Management
einer Stiftung" und "Stiftungen im internationalen Kontext" bis hin zu
"Stiftungen in der Praxis". Wer nach der Lektüre des Buches eine
Stiftung gründen will, findet im Anhang eine Zusammenstellung
hilfreicher weiterführender Informationen, beispielsweise die Adressen
der Stiftungsaufsicht in den Bundesländern.
Die einzelnen Aufsätze lassen sich alle jeweils unabhängig von den
übrigen Aufsätzen lesen, wenngleich selbstverständlich je nach Thema
ein gewisses Vorverständnis vorausgesetzt wird. Ganz überwiegend
gelingt es den Verfassern, ihr Thema auf den Punkt zu bringen und die
wenigen Seiten, die ihnen jeweils zur Verfügung stehen, sinnvoll
auszunutzen. Der Stil ist meist wissenschaftlich, mal auch erzählend,
aber nie unpassend. Negativ fällt nur auf, dass sich einmal die Themen
aufeinanderfolgender Aufsätze überschneiden – die
"nichtrechtsfähige Stiftung" und die "treuhänderische Stiftung", deren
Unterschiede unklar bleiben.
Gesamteindruck:
Die Darstellung von Stiftungen, wie sie in diesem Werk vorgenommen
wird, ist in ihrer Interdisziplinarität einmalig. Wer nicht nur die
juristischen Aspekte der Stiftung behandelt wissen möchte, sondern
darüber hinaus einen vertieften Einblick in die
gesellschaftspolitischen Grundlagen und die praktische Bedeutung von
Stiftungen wünscht, dem sei die Sammlung ans Herz gelegt.
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