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Artikel 9668
Tobias Schott
11.10.2004

Grenzüberschreitende Unternehmenszusammenschlüsse

Eine Rezension zu:

Lars Kloster

Grenzüberschreitende Unternehmenszusammenschlüsse

Eine verfassungs-, europa- und steuersystematische Untersuchung

Wirtschaftsrechtliche Forschungsergebnisse – Band 60

Verlag Dr. Kovac, Hamburg 2004, 638 Seiten, 148,- €
ISBN 3-8300-1435-X

http://www.verlagdrkovac.de


Das vorliegende Buch kommt zu einer Zeit in den Handel, in dem sich das europäische Gesellschaftsrecht im Umbruch befindet. Vor allem durch die jüngsten Urteile des EuGH Überseering und Inspire Art sowie die Vorlage des Entwurfs einer 10. Richtlinie über die Verschmelzung von Kapitalgesellschaften aus verschiedenen Mitgliedstaaten wurde eine neue Aufbruchstimmung im Hinblick auf grenzüberschreitende Unternehmenstätigkeiten ausgelöst. Auch wenn das Bedürfnis nach grenzüberschreitenden Unternehmenszusammenschlüssen besteht, lassen die gegenwärtigen nationalen Rechtsordnungen diese Umstrukturierungen in der Regel nicht zu.

Der Autor hat in seine Arbeit die Entwürfe einer 10. Richtlinie und einer überarbeiteten Fusionsrichtlinie, sowie die hierzu veröffentlichte Begleitliteratur verarbeitet, so dass das Buch eine nähere Befassung mit der Materie anhand der aktuellsten Veröffentlichungen ermöglicht. Das Literaturverzeichnis ist gigantisch. Es gibt offenbar keinen Aufsatz, kein Buch oder sonstige Veröffentlichung, die der Autor nicht in seine Betrachtungen mit einbezogen hat. Auch wenn die umfangreiche Literaturangaben oft erschlagend auf den Leser wirken, helfen gerade sie beim vertieften Umgang mit der Materie.

Das internationale Gesellschaftsrecht unterliegt zurzeit einer permanenten Veränderung. Lars Kloster trägt mit seinem Werk dazu bei, die Veränderungen im Hinblick auf grenzüberschreitende Unternehmenszusammenschlüsse besser verfolgen zu können. Durch die umfangreiche Darstellung der Diskussion in der Literatur, steuert er durch die Aufarbeitung der unzähligen Meinungen, seinen Beitrag zu einer übersichtlichen Gestaltung der Problemfelder bei.

Der Autor beschäftigt sich in erster Linie mit den verfassungs- und europarechtlichen Ansätzen bei Unternehmenszusammenschlüssen. Dabei beleuchtet er den Begriff des "Unternehmenszusammenschlusses" von mehreren Seiten und analysiert ihn anhand von Normen des Grundgesetzes und des EG-Vertrages.

Kloster arbeitet dabei heraus, warum aus seiner Sicht grenzüberschreitende Verschmelzungen nur in Ausnahmekonstellationen durchführbar sein sollen. Seine Ansicht wird in der Literatur durch zahlreiche Vertreter gestützt, wenngleich die Zahl derjenigen, die sich für die Möglichkeit einer grenzüberschreitenden Verschmelzung aussprechen, immer größer wird. Gerade durch die neueren Urteile des EuGH in Sachen Überseering und Inspire Art und der Möglichkeit einer unmittelbaren Anwendung der Fusionsrichtlinie auf grenzüberschreitende Verschmelzung wäre ein anderes Ergebnis durchaus zu vertreten gewesen.

Zum Ausgleich für diese eher konservative Argumentationsführung hält der Autor aber eine Vielzahl von sonstigen Möglichkeiten der Unternehmenszusammenschlüssen bereit, die er kritisch hinterleuchtet.

Gesamteindruck:
Abschließend lässt sich festhalten, dass das Buch einen Eindruck über die Entwicklung von grenzüberschreitenden Verschmelzungen in Literatur und Rechtsprechung vermittelt. Vor allem das alleine 46 Seiten umfassende Literaturverzeichnis ermöglicht ein eingehendes Beschäftigen mit der Materie. Vor allem im Hinblick auf die Entwicklung derartiger grenzüberschreitender Verschmelzungen ist das Buch lesenswert. Für den Praktiker, der nach einer Möglichkeit sucht, wie grenzüberschreitende Umstrukturierungsmöglichkeiten vorzunehmen sind, hält das Buch keine Neuerungen bereit, wenngleich auch hier die Argumentationsführung von Lars Kloster von Interesse sein könnte. Meiner Meinung nach hätte der Autor stärker auf die aktuellen Entwicklungen im europäischen Gesellschaftsrecht eingehen sollen. Hätte der Autor diese Ansätze stärker mit eingebunden, wäre sein Werk mit Sicherheit wegweisend für das europäische Gesellschaftsrecht gewesen und ein Absolutes muss für jeden, der sich mit dem Problemfeld beschäftigt. Wer die hohen Anschaffungskosten von 148 Euro nicht scheut, der findet interessante Ansätze und Argumente, die zur weiteren Diskussion des skizzierten Problemfeldes beitragen können.

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