Dr. Thorsten Kuthe
04.12.2003
Systematische Darstellung des
Transparenz- und Publizitätsgesetzes
Eine Rezension zu:
Günther Strunk / Helge Frank Kolaschnik
TransPuG und Corporate Governance Kodex
Erich Schmidt Verlag, Berlin 2003, 221 Seiten, 36,80 €
ISBN 3-503-07072-9
http://www.
esv.info
"Aktienrechtsreform in Permanenz" - so wird der
derzeitige Zustand des Aktien- und Kapitalmarktrechts beschrieben. Im
Jahr 2002 gab es zwei wesentliche Gesetze, die das Aktienrecht
änderten, nämlich das 4. Finanzmarktförderungsgesetz sowie das
Transparenz- und Publizitätsgesetz (TransPuG), welches durch den
Deutschen Corporate Governance Kodex flankiert wurde. Das vorliegende
Werk widmet sich den letzten beiden Normenwerken. Systematisch
geordnet, aber dennoch inhaltlich umfassend, wird das TransPuG von den
Autoren mit seinen praktischen Auswirkungen dargestellt.
Die Darstellung beginnt dabei mit Erläuterungen zum Deutschen
Corporate Governance Kodex und dem System des Comply-or-explain gemäß
§ 161 AktG. Dargestellt wird, durch wen und wie die
Entsprechenserklärung in welcher Form abzugeben ist und was die
Rechtsfolgen der fehlenden bzw. verspäteten Abgabe oder fehlerhaften
Angaben sind. Des Weiteren werden ausgewählte Einzelaspekte der
Empfehlungen des Deutschen Corporate Governance Kodex näher
beleuchtet.
Das zweite Kapitel wendet sich den Neuregelungen betreffend
die Organe der Aktiengesellschaft zu. Zunächst wird die Erweiterung
der Berichtspflicht des Vorstands gegenüber dem Aufsichtsrat
beleuchtet. Hierbei wird insbesondere die praktisch relevante
Follow-Up-Berichterstattung und die Erstreckung der Berichterstattung
auf Konzerngesellschaften auf die tatsächlich für die Praxis wichtigen
Unterschiede zum bisherigen Rechtsstand hin untersucht. Hierbei machen
die Autoren zutreffend an einigen Stellen deutlich, dass sich
letztlich gegenüber dem bisherigen Rechtsstand keine Änderung ergeben
hat. Weitere Änderungen, die in diesem Kapitel beschrieben werden,
betreffen Aufsichtsratssitzungen, eine nunmehr zwingende Pflicht,
einen Katalog zustimmungspflichtiger Geschäfte aufzustellen sowie die
jetzt ausdrücklich im Gesetz genannten Verschwiegenheitspflicht für
Aufsichtsräte.
Bezüglich der Hauptversammlung werden die Neuregelungen zu
Gegenanträgen und zu den Einbindungen neuer Medien im Aktienrecht
dargelegt. Hinsichtlich der Veröffentlichung von Mitteilungen der
Gesellschaft im Bundesanzeiger wird insbesondere auch auf praktisch
relevante Fragen, wie die Art und Weise der Übermittlung der Daten und
Kosten der Veröffentlichung eingegangen.
Das dritte Kapitel behandelt die Neuerungen für den Konzern
und Jahresabschluss bzw. die Gewinnverwendung. Ausführlich erläutert
wird die Möglichkeit, eine Sachdividende auszuschütten, sofern dies in
der Satzung vorgesehen ist. Hier wird insbesondere auf die schwierige
handels- und steuerrechtliche Behandlung der Sachdividende ausführlich
eingegangen. Weiterhin werden (systematisch etwas überraschend) in
diesem Abschnitt auch die Erleichterungen bei der Bekanntmachung des
Bezugsrechts im Rahmen von Kapitalerhöhungen behandelt sowie
Erleichterungen bei der Kapitalerhöhung aus Gesellschaftsmitteln und
bei der Einziehung von Stückaktien. Auch die praktisch relevante Frage
der Vornahme der Gründungsprüfung bei Bargründungen durch den Notar
wird ausführlich erläutert.
Die Kapitel 4 bis 6 behandeln Einzelheiten in den Änderungen
der Rechnungslegungsvorschriften im HGB zu. Die entsprechenden
Passagen werden knapp aber gut verständlich erörtert.
Das letzte Kapitel des Buches wendet sich der internationalen
Corporate Governance zu und untersucht die Auswirkungen des
US-amerikanischen Sarbanes-Oxley Acts auf deutsche Unternehmen. Hier
wird zum einen erörtert, welche besonderen Offenlegungs- und
Mitteilungspflichten für deutsche Unternehmen, die (auch) an einer
amerikanischen Börse zum Handel zugelassen sind, durch den
Sarbanes-Oxley Act entstehen. Interessant sind auch die Darlegungen zu
der mittelbaren Wirkung der Vorschriften für Abschlussprüfungen und
Rechtsanwälte. Ein besonderer Abschnitt ist den Konflikten gewidmet,
die sich aus dem Sarbanes-Oxley Act für deutsche Aktiengesellschaften
mit Börsenzulassung in den USA ergeben können. Dies betrifft zum einen
den Konflikt zwischen den Regelungen zur Besetzung des
Audit-Committees einerseits und der deutschen Mitbestimmung
andererseits sowie die Verschwiegenheitspflichten von
Wirtschaftsprüfern und Rechtsanwälten.
Der umfangreiche Anhang nimmt ca. ein Viertel des Werkes ein.
Er enthält zunächst eine Checkliste zu den Empfehlungen des Deutschen
Corporate Governance Kodex. Diese Checkliste ist sicherlich praktisch
gut verwendbar und gehört in der Zwischenzeit zum Standard in jedem
Buch, das den Deutschen Corporate Governance Kodex näher behandelt.
Des Weiteren findet sich im Anhang eine synoptische Darstellung der
gesetzlichen Änderung durch das TransPuG sowie ein Abdruck des
sogenannten 10-Punkte-Programms für Unternehmensintegrität und
Anlegerschutz, das von der Bundesregierung vorgelegt wurde.
Insgesamt lässt sich festhalten, dass das Werk einen guten
zusammenstellenden Überblick über die verschiedenen Änderungen und
erste praktische Folgefragen gibt. Eine vertiefte Auseinandersetzung
mit Rechtsfragen, die sich inzwischen ergeben haben, etwa betreffend
die Auslegung von Einzelvorschriften des Deutschen Corporate
Governance Kodex, oder durch die Einführung des elektronischen
Bundesanzeigers, findet man hier allerdings nicht. Hervorzuheben ist
der günstige Preis, der zu einem sehr guten Preis-Leistungs-Verhältnis
führt.
|