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Artikel 846
Thilo Schulz
Die Fallbearbeitung im Handelsrecht

Eine Rezension zu:

Rocco Jula

Fallsammlung zum Handelsrecht


1. Auflage 2000; 275 S., 39,-DM
Springer-Verlag, Heidelberg
ISBN 3-540-67833-6

http://www.springer.de


Da im Staatsexamen fast immer die Lösung eines Falles gefordert ist, konzentrieren sich die meisten Studenten im Laufe ihres Studiums darauf, sich die Technik der Falllösung anzueignen. Das Zivilrecht spielt dabei die Hauptrolle. Ein wichtiger Teil des Zivilrechts, der nicht nur für Studenten der Wahlfachgruppe Handels- und Gesellschaftsrecht relevant wird, ist das Handelsrecht. Rechtsanwalt Dr. Rocco Jula hat deshalb eine Fallsammlung zum Handelsrecht erarbeitet, die sich mit Musterfällen auf die Klausurlösung konzentriert und sich auf unverzichtbares Basiswissen beschränkt.

Jula hat 15 Fälle unterschiedlicher Schwierigkeitsgrade zusammengestellt. Die leichten Fällen sind von der Schwierigkeit so bemessen, daß sie auch von Anfängern mit Grundwissen aus dem Bürgerlichen Recht gelöst werden können. Die Klausuren mittlerer Schwierigkeit erfordern schon vertiefte Kenntnisse des Bürgerlichen Rechts und des Handelsrechts, während sich die schweren Fälle auf Examensniveau bewegen. Schon im Inhaltsverzeichnis findet man die Einstufung der Fälle. Die Angabe des Klausurschwerpunkts ist ebenfalls sehr nützlich.

Dem ersten Fall vorangestellt sind einige Ausführungen zur Fallbearbeitung im Handelsrecht. Jula zeigt hier Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Fallbearbeitung in Handelsrecht und Bürgerlichen Recht auf. Für Examenskandidaten dürften die Hinweise auf immer wieder vorkommende Schwerpunkte handelsrechtlicher Klausuren eine große Hilfe sein. Jula nennt hier die Bereiche des Firmenrechts, das Handelsregister, Prokura und Handlungsvollmacht, Handlungsgehilfen, Komission und Handelsgeschäfte. Bei jedem der genannten Bereiche gibt er auch gleich die wichtigsten Normen mit an.

Der erste Fall "Die Erfolgsstory des Alfonso A. Arnold" hat die Kaufmannseigenschaft zum Schwerpunkt. Der Sachverhalt gehört zur ersten Kategorie und dürfte von Anfängern gut zu lösen sein. An der Musterlösung fällt gleich positiv auf, daß Jula ein Gutachten schreibt, wie man es auch von Studenten in einer Klausur erwarten kann. Auf für die Lösung überflüssige Fußnoten, die häufig bei Fällen in den Ausbildungszeitschriften zu finden sind, verzichtet er völlig. Am Rand findet man Stichworte zum jeweiligen Prüfungspunkt, die den gedanklichen Ablauf der Prüfung schnell erfassbar machen. Einziger Kritikpunkt ist das Fehlen einer Gliederung der Lösung durch Unterpunkte. Zwar steht jeder Prüfungsschritt in einem eigenen Absatz, aber in der Klausur ist eine klare Gliederung durch Zahlen und Buchstaben für Student wie Korrektor unerläßlich.

Anschließend kommt ein erster Teil mit Basiswissen. Jula führt an dieser Stelle in die Grundlagen der Kaufmannseigenschaft ein und erläutert, was Unternehmen, Gewerbetreibende und Kaufleute sind. Es schließen sich Ausführungen zu den einzelnen Adressaten des Handelsrechts an, die aber wieder auf das unverzichtbare Minimum beschränkt sind. Hier gibt Jula in einigen wenigen Fußnoten Literatur zur Vertiefung an, meistens verweist er auf das große Werk von Karsten Schmidt. Diese Teile mit Basiswissen kommen im Buch immer wieder vor und sind gut dazu geeignet, die Schwerpunkte der vorigen Klausur noch einmal lehrbuchartig aufbereitet durchzuarbeiten. Schön sind auch die zahlreichen graphischen Übersichten, die komplizierte Zusammenhänge wie etwa die Publizität des Handelsregisters gem. § 15 HGB leichter verständlich machen.

Fall zwei gehört ebenfalls zur leichten Kategorie und beschäftigt sich mit dem Recht der Firma. Fall drei ("Richards Reiseläden") ist schon eine Stufe schwerer. Hier geht es um die Haftung bei Firmenfortführung. Der Ausgangsfall wird in 3 Varianten behandelt, was den Einbau unterschiedlicher Probleme ermöglicht. Es folgt wieder ein Teil mit Basiswissen, diesmal zu Inhaberwechsel und haftungsrechtlichen Konsequenzen.

Fall vier, "Balduin in Geldnöten", ist der erste auf Examensniveau. Auch dieser Fall hat drei Varianten, die Lösung ist entsprechend umfangreich. Es geht dabei hauptsächlich um die Themen Firmenfortführung/Eintritt als Gesellschafter.

Fall fünf, "Buchführung für alle", ist der zweite Fall auf Examensniveau. Jula behandelt hier die Publizität des Handelsregisters. Es schließt sich ein Teil mit Basiswissen zum Handelsregister an, der die eben behandelten Probleme nochmals aufbereitet.

Rund um die Prokura sind Fall sechs und sieben konzipiert. Der erste Fall gehört zu den leichten und hat Erteilung/Widerruf der Prokura zum Inhalt, während Fall zwei zu den schweren gehört und sich mit der Reichweite der Prokura befaßt.

Besonders erwähnenswert sind noch die Fälle zwölf, dreizehn und fünfzehn. Fall zwölf ("Rückwärts mit dem Trecker") dreht sich um die Verwendung von AGB unter Kaufleuten und Rügeobligenheit. Es schließt sich der letzte Teil mit Basiswissens zu eben diesem Thema an. "Steaks für alle" (Fall 13) behandelt gleich mehrere Problemkomplexe: zum einen das kaufmännische Bestätigungsschreiben, zum anderen das Schweigen im Handelsrecht, Fixhandelskauf und Annahmeverzug. Dieser Fall gehört zu den schwersten des Buches und ist wohl erst nach eingehender Beschäftigung mit den Schwerpunkten zufriedenstellend zu lösen. Fall fünfzehn beschließt das Buch mit einem weiteren Klassiker: er dreht sich um den gutgläubigen Erwerb vom Kaufmann.

Das Buch hinterläßt einen guten Eindruck. Dem Autor gelingt es, die wesentlichen Schwerpunkte in der handelsrechtlichen Fallbearbeitung zu umreißen und in den Klausuren aufzuzeigen. Die Musterlösungen sind jeweils gut nachvollziehbar und für den Vergleich mit der eigenen Lösung gut geeignet. Diese Fallsammlung sollte sich jeder zulegen, der zu Hause die handelsrechtliche Fallbearbeitung üben oder vervollkommnen will.

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