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Artikel 7002
Dr. Thorsten Kuthe

Praktische Aspekte des Kapitalmarktrechts

Eine Rezension zu:

Heike K. Sommer

Being public


C.F. Müller Verlag, Heidelberg, 383 S., 82,- €
ISBN 3-8114-0864-X

http://www. cfmueller-verlag.de


Vor kurzem waren Bücher über Going public, also den Börsengang, der Renner. Nachdem sich das Thema mangels IPO's mehr oder weniger erledigt hat, haben zur Zeit Bücher und Seminare rund um das Thema Being public Konjunktur. Das liegt zum einen daran, daß die zahlreichen Aktiengesellschaften, die erst seit Ende der 90er-Jahre an der Börse notiert sind, hier noch Know-How intern aufbauen müssen oder dieses verstärkt bei externen Beratern nachfragen. Zum anderen befindet sich der Gesetzgeber seit einiger Zeit, wie in der Literatur formuliert wird, in einem Zustand der permanenten Aktienrechtsreform, der eine verstärkte Auseinandersetzung mit den verschiedenen Neuregelungen des AktG erfordert.

Dem aus diesen beiden Umständen erwachsenden Informationsbedürfnis dient das vorliegende Buch. Dargestellt werden die Auswirkungen des Namensaktiengesetzes, des 4. Finanzmarktförderungsgesetzes sowie des Transparenz- und Publizitätsgesetzes einschließlich des Corporate Governance Kodex auf die rechtliche und tatsächliche Situation in der börsennotierten Aktiengesellschaft.

Die ersten Kapital widmen sich dem vieldiskutierten Thema Corporate Governance. Zunächst wird die geschichtliche Entwicklung der Corporate Governance bei deutschen Aktiengesellschaften dargelegt und allgemeine Anforderungen an eine gute Corporate Governance werden herausgearbeitet. Dabei wird insbesondere auf die DWS-Studie zum Corporate Governance aus dem Jahr 2000 Bezug genommen, die neue Studie aus diesem Jahr wurde noch nicht berücksichtigt. Dieser Teil ist relativ abstrakt und dient letztlich nur als Basis für die nachfolgenden Erläuterungen.

Anschließend wird in einer Checkliste der OECD-Code zur Corporate Governance im einzelnen vorgestellt und auch erläutert. Die Erläuterungen sind dabei inhaltlich im wesentlichen mit den offiziellen Anmerkungen identisch.

Das 4. Kapital widmet sich schließlich dem Deutschen Corporate Governance Kodex. Nach einer kurzen Erläuterung über die Rechtsqualität des Kodex und Einordnung als Handelsbrauch wird für die einzelnen Organe der Aktiengesellschaft untersucht, welche Auswirkungen sich in der Praxis aus den Anforderungen des Kodex ergeben. Dargelegt wird, inwiefern die Anforderungen des Kodex für die Praxis letztlich nichts ändern oder welche Veränderungen sich im einzelnen ergeben können. Teilweise werden auch konkrete Empfehlungen gebildet, wie in Beispielfällen mit den veränderten Anforderungen umzugehen ist, etwa bei Interessenkonflikten eines Aufsichtsratsmitgliedes. Hiermit hebt sich das besprochene Buch positiv von zahlreichen anderen Veröffentlichungen ab, in denen lediglich der Inhalt des Kodex wiedergegeben wird, ohne sich konkret mit einzelnen Auswirkungen zu befassen.

Anschließend wird kurz aufgezeigt, wo (Satzung, Geschäftsordnung, Anstellungsverträge) die Umsetzung des Kodex geregelt werden kann.

Das 5. Kapital beschreibt die Unterschiede in der Rechnungslegung nach HGB und nach US-GAAP in Grundzügen. Kenntnis der Grundlagen der Rechnungslegung nach HGB wird dabei unterstellt. Des weiteren wird dargestellt, wie rein praktisch neben einer HGB-Rechnungslegung ein Abschluß nach US-GAAP erstellt wird, einschließlich einer kurzen tabellarischen Übersicht über den Ansatz und die Bewertung von Vermögensgegenständen nach US-GAAP. Das Kapital ist für einen groben Überblick interessant, mehr kann auf den wenigen Seiten nicht geleistet werden.

Das nächste Kapital befaßt sich mit den Internet-Seiten als Instrument der Investor Relation. Hier wird kurz gezeigt, was man bieten kann und sollte. Ein Blick auf einschlägige Seiten großer Unternehmen leistet letztlich das gleiche, das Kapital bringt hier wenig Mehrwert.

Für den Praktiker zum kurzen Nachschlagen sicherlich hilfreich ist die kurze Übersicht über die Pulizitätspflichten nach dem Deutschen Corporate Governance Kodex und die (durch das 4. FinanzmarktförderungsG neugestalteten) Bestimmungen des WpHG.

Kapital 8 stellt kurz die Änderungen des Aktien- und Bilanzrechts durch das TransPuG dar. Dabei wird erneut die Entsprechenserklärung zum Corporate Governance Kodex thematisiert, eine Zusammenfassung dieser Thematik hätte sich in Kapitel 4 angeboten. Etwas willkürlich ist die Anordnung einer Tabelle mit einem Überblick über alle Änderungen mitten in Kapital 8 - eine Plazierung am Anfang oder Ende des Kapitels hätte sich angeboten. Inhaltlich werden die Änderungen thematisch übersichtlich und gut verständlich dargestellt und helfen so insbesondere den Überblick darüber zu gewinnen, was sich etwa im Zusammenhang mit Hauptversammlung oder Tätigkeit des Vorstandes geändert hat. Das Kapital wird durch eine Checkliste mit Möglichkeiten zur Satzungsänderung abgerundet, ein gutes Hilfsmittel zur Vorbereitung der nächsten Hauptversammlung.

Nachfolgend wendet sich das Buch dem Schwerpunkt Investor Relations zu. Nach einem Überblick über die Grundlagen und einige rechtliche Rahmenbedingungen dieser Arbeit, wird ausführlich das Thema Financial Research beleuchtet. Die Entstehung und Hintergründe einer Analyse werden eingehend dargelegt. Abgerundet wird dieser Schwerpunkt durch eine Bestandsaufnahme der tatsächlichen Investor Relations Tätigkeiten bei einem Technologieunternehmen, einschließlich einer Kostenübersicht.

Einen weiteren Schwerpunkt des Buches stellt die Darstellung der Online-Hauptversammlung und der Umstellung auf Namensaktien dar. Ausgehend von den gesetzlichen Neuregelungen im NaStraG werden die Unterschiede zwischen Inhaber- und Namensaktien dargestellt. Auch die Umstellung auf Namensaktien wird erläutert. Hier sind insbesondere praktisch nützliche Checklisten positiv hervorzuheben. Aufbauend hierauf werden die Möglichkeiten der Nutzung elektronischer Medien im Zusammenhang mit einer Hauptversammlung erläutert. Dabei werden ebenso informativ wie praktisch gut verwendbar verschiedene Lösungen und Anwendungsmöglichkeiten dargelegt und auch in ihrer technischen Umsetzung im einzelnen beleuchtet. Abgerundet wird dieser Teil des Buches durch ein Kapitel über die elektronisch Aktienregisterführung, das bis hin zu Detailerläuterungen über technische Abläufe das Thema umfassend behandelt.

Im Anhang sind schließlich die im Text aufgegriffenen rechtlichen Grundlagen abgedruckt.

Insgesamt wendet sich das Werk nach der Verlagsinformation primär an Investor-Relations-Manager und bietet diesen ein nützliches Handbuch für die tägliche Arbeit sowie allgemeine Grundlagen. Darüberhinausgehend kann Being public aber auch Anwälten und anderen Personen, die in der täglichen Arbeit mit den dargestellten Themen in Berührung sind, empfohlen werden, um ein besseres Verständnis für die IR-Praxis zu gewinnen und Hintergründe rechtlicher Fragen von der praktischen Seite beleuchtet zu finden oder Verfahrensabläufe für die Praxis verstehen und rechtlich umsetzen zu können.

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