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Artikel 5186
Dr. Thorsten Kuthe

Aktienrecht für Wissenschaft und Praxis

Eine Rezension zu:

Günter Henn

Handbuch des Aktienrechts


7. Auflage

C. F. Müller Verlag, Heidelberg, 1153 S., 144,- Euro
ISBN 3-8114-2245-6

http://www.huethig.de


Der "Henn" liegt in der neuen Auflage vor und setzt damit die Reihe der Standardwerke zum Aktienrecht fort, die 2002 in neuer Auflage erschienen sind (andere, die hier zu nennen wären, sind etwa der Handkommentar von Hüffer oder das RWS-Skript zur Höchstricherlichen Rechtsprechung von Henze). Grund hierfür sind die zahlreichen Neuerungen im Aktienrecht durch den Gesetzgeber, die eine häufig höhere Aktualisierungsfrequenz als in früheren Jahren erfordern. Die 7. Auflage des Buches ist auf dem Stand von August 2001, eingearbeitet wurden etwa das Stückaktiengesetz, das Namensaktiengesetz, die europäische Aktiengesellschaft sowie der Bericht der Baums-Kommission.

Henn bewegt sich mit seinem Buch in einer eigenen Kategorie zwischen Lehrbuch und Kommentar: Einerseits wird teilweise im Unterschied zu reinen Praktikerhandbüchern auch mit wissenschaftlicher Tiefe gearbeitet, andererseits setzt Henn an praktischen Anforderungen orientierte Schwerpunkte, so daß es sich nicht um eine umfassende Darstellung des gesamten Rechts der Aktiengesellschaft handelt.

Ein erster Schwerpunkt des Buches, den es hervorzuheben gilt, bildet das 3. Kapital über verbundene Unternehmen. Dieses schwierige und umfangreiche Thema beleuchtet Henn unter verschiedenen Aspekten. Er erläutert die Grundlagen des Rechts der verbundenen Unternehmen in den §§ 15 ff AktG, die Unternehmensverträge, Zusammenhänge in verschiedenen strukturierter Konzernen und Auswirkungen von wechselseitigen Beteiligungen. Auch die Eingliederung und die Konzernrechnungslegung werden besprochen. Gemäß dem Grundprinzip, daß das Werk sich an den Bedürfnissen der Praxis orientieren will, nimmt die Einberufung und Abwicklung der Hauptversammlung im 6. Kapital mit über 100 Seiten und zahlreichen Formularen im Anhang breiten Raum ein. Thematisch werden die Einberufung der Hauptversammlung, die Tagesordnung, Leitung und Durchführung der Hauptversammlung, die Gegenanträge, Abfassung der Niederschrift, die Auskunftserteilung in der Hauptversammlung sowie die Anfechtung und Nichtigkeit von Beschlüssen behandelt. Mit der gesetzlich nicht geregelten Leitung und Durchführung der Hauptversammlung beschäftigt sich Henn im Detail. Einen besonderen Schwerpunkt legt er dabei auf Hinweise, wo Anfechtungsrisiken drohen. Im Mittelpunkt stehen daneben viele im Gesetz oft ungeregelte, praktisch jedoch für die Hauptversammlung von börsennotierten Gesellschaften jedoch relevante Fragen wie das Teilnahmerecht von Gästen und Pressevertretern, die Durchführung der Abstimmung, Aufnahme der HV auf Tonband durch einen Aktionär oder die Ordnungsgewalt des Versammlungsleiters.

Besonders hervorzuheben ist in diesem Zusammenhang die Darstellung zum Auskunftsrecht der Aktionäre. Der Autor zeigt die allgemeinen Grundsätze in Tatbestand und Rechtsfolgen im Zusammenhang mit dieser Problematik auf und gibt dadurch Hilfestellung für den Umgang mit diesem praktisch wichtigen Aktionärsrecht. Auch das Auskunftserzwingungsverfahren nach § 132 AktG wird detailliert beschrieben, ein Muster für einen solchen Antrag ist im Anhang abgedruckt.

Einen weiteren Schwerpunkt des Kapitals über die Hauptversammlung bildet die Anfechtung von Hauptversammlungsbeschlüssen. Erneut zeigt Henn nicht nur übersichtlich die materiellen Voraussetzungen auf, sondern erläutert auch die prozessualen Voraussetzungen und Abläufe einer entsprechenden Anfechtungsklage.

Ebenso ungewöhnlich wie interessant ist das 12. Kapital, in dem sich Henn mit der Thematik "Anteilseigner und Arbeitnehmer im gesellschaftspolitischen Spannungsfeld" beschäftigt. Hier erörtert Henn die verfassungsrechtlichen Grundlagen und die Reichweite der Mitbestimmung und geht auf Einzelfragen zur Auslegung des Mitbestimmungsgesetzes 1976 ein. Hierzu gehören auch die Ausführungen über die Position und Rolle von Gewerkschaften. Darüber hinaus beschäftigt er sich umgekehrt auch mit den Aktionärsvereinbarungen quasi als Spiegelbild zu den Arbeitnehmervereinigungen und der Rolle der Kreditinstitute als Stimmrechtsvertreter. Das entsprechende Kapital ist nicht nur rechtspolitisch spannend, sondern bringt dem Leser auch die Grundlagen verschiedener Regelungen und Dispute in der Rechtsprechung erfolgreich näher.

Am Ende des Buches finden sich auch ca. 100 Anlagen. Es handelt sich hierbei um in der Praxis verwendete Beispiele für Anmeldungen an das Handelsregister, Bekanntmachungen und Mitteilungen etwa nach dem WpHG, Unterlagen rund um die Hauptversammlung, Dokumente für Organisationsvorgänge wie etwa eine Mustersatzung, Unternehmens- und Umstrukturierungsverträge und sonstige Dokumente. Dabei finden sich teilweise Vorlagen, an die man an anderer Stelle, etwa in Vertragshandbüchern, kaum findet. Diese Mustersammlung ist von großem Wert für die praktische Arbeit.

Insgesamt kann festgehalten werden, daß das Buch von Henn seinen Platz als Standardwerk auch in der 7. Auflage behalten wird. Durch die Erläuterung des gesamten Akteirnechts, wenn auch in Schwerpunkten, in Form einer Monographie aus einer Hand erhält das Buch eine Sonderstellung. Wer sich intensiv mit den Abläufen bei einer Aktiengesellschaft, sei es als externer Berater, sei es als Inhouse-Council, befaßt, findet hier ein ebenso hilfreiches wie interessantes Werk.

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