Jurawelten

Das Handbuch bietet eine gut verständliche Übersicht über die Aktiengesellschaft und bezieht auch sehr aktuelle Entwicklungen in die Darstellung ein. Seitens der Autoren ist das Werk stark geprägt von Spezialisten, die in der Kanzlei Heuking, Kühn, Luer, Woytek und bei der Wirtschaftsberatungsgesellschaft Verhülsdonk & Partner tätig sind. Derartige Gemeinschaftswerke großer Kanzleien und Wirtschaftsberatungsunternehmen sind in den USA sehr geläufig und nehmen inzwischen auch in Deutschland erheblich zu, wie zahlreiche Neuerscheinungen aus den verschiedensten Teilbereichen zeigen. Die Artikel sind allgemeinverständlich geschrieben und richten sich nicht nur an spezialisierte Juristen oder Wirtschaftsfachleute. Damit ist dieses Handbuch auch in Fachabteilungen einsetzbar.

Das Werk ist gut gegliedert und sehr übersichtlich strukturiert, wobei auch der lesefreundliche Satz ins Auge fällt. Dem Praktiker wird bereits das Vorhandensein von Teil 3 zustatten kommen, da hier unter "Aktuelles und Trends" schon direkt am Anfang über aktuelle Entwicklungen berichtet wird. So finden sich hier sehr lesenswerte Bemerkungen zur Renaissance der Namensaktie oder zur AG im Zivilprozeß, wobei insbesondere Fragen der Prozeßfähigkeit der Vor-AG und der AG i.L. eingehend erörtert werden. Exzellent ist auch der Abschnitt über den Datenzugriff der Finanzverwaltung ab dem 02.01.2002 auf digitale Daten, die jederzeit verfügbar, unverzüglich lesbar und maschinell auswertbar sein müssen. Dieses überaus informative Kapitel erfaßt auch neuere Literatur zum Aktienrecht und enthält auch eine Übersicht über neuere Gerichtsentscheidungen neben Hinweisen zu Internetfundstellen oder deren Auffinden in Suchmaschinen.

Eher kurz ist die Darstellung zur Berufung des Vorstandes. Sehr ausführlich hingegen die Darstellung über die zivilrechtliche Haftung. Hier werden gleichzeitig Möglichkeiten der persönlichen Absicherung von Vorstandsmitgliedern gegen solche Risiken kompetent mitbehandelt. Eine entsprechend detaillierte Darstellung findet sich zu den Aufgaben, Pflichten und zur inneren Ordnung des Aufsichtsrates, die allerdings noch nicht ganz vollständig ist. Beigefügt sind Muster für die Abfassung eines Sitzungsprotokolls und ein kommentiertes Muster einer Geschäftsordnung des Aufsichtsrates. Selbstredend findet sich auch eine AG-Satzung in dieser Sammlung. Auch finden sich in einem Kapitel sehr eingehende Darlegungen zur Haftung des Aufsichtsrates und zur möglichen Absicherung gegen solche Risiken, deren Reichweite indessen begrenzt ist, wie die Ausführungen zu Verzicht oder Vergleich/Entlastungsbeschluß dann auch zeigen. Gestiegen ist das Risiko einer strafrechtlichen Verfolgung. Diese Risiken werden unter dem Aspekt der strafrechtlichen Verantwortung der Organe eingehend thematisiert. Die Ausführungen zeigen dabei die erhebliche Bedeutung, die hier dem unechten Unterlassen zukommt. Kurz wenigstens wird über einzelne Straftatbestände informiert. Hier ist die Darstellung noch ausbaufähig. Angesichts der vielschichtigen Probleme dieses Bereiches erscheint auch die Darstellung zur Mitbestimmung im Unternehmen eher knapp und präsentiert eher Strukturen als Problemlagen.

Überblickshaft werden Rechnungslegung und Gewinnverwendung vorgestellt. Sehr lesenswert sind die Ausführungen zu möglichen Kapitalmaßnahmen. Von immer größerer Bedeutung ist inzwischen das Insiderrecht. Es wird recht umfassend vorgestellt. Der Beitrag zeigt aber auch, wie schwierig die Handhabung des WpHG ist, etwa was den Begriff der Insidertatsachen angeht. Insbesondere die zentrale Haftungsnorm des § 14 WpHG wird sehr nachvollziehbar erklärt. Unter den gegenwärtigen wirtschaftlichen wie rechtlichen Gegebenheiten kommt dem "risk management" in allen Bereichen eine hohe Bedeutung zu. Infolgedessen beschäftigt sich hier ein eigenes Kapitel maßgeblich mit den Möglichkeiten des Aufbaus eines Frühwarnsystems und dessen angemessener Handhabung. Ungemein lesenswert für Betroffene ist der interessante Beitrag über die Möglichkeiten des Versicherungsschutzes für Vorstand und Aufsichtsrat.

Die "kleine AG", deren wirtschaftliche Bedeutung immer mehr zunimmt, wird ebenso eingehend berücksichtigt wie die Möglichkeiten eines Börsenganges, einem Weg, der von zahlreichen rechtlichen Fallstricken gekennzeichnet ist. Dieser Beitrag hilft sie in den Griff zu bekommen. Der Band informiert auch über die Möglichkeiten des Einsatzes von Venture Capital. Breiten Raum nimmt schließlich angesichts der praktischen Bedeutung das Thema "Krise der AG" ein. Der Beitrag ist umfassend angelegt und berichtet zunächst über mögliche Ursachen, um sodann die Bedeutung des Grundkapitals in der Krise zu reflektieren. Besonderen Raum verlangt hier die Berücksichtigung des Insolvenzverfahrens. Der vielschichtige Beitrag beleuchtet alle aktuellen Aspekte. Die beigefügte Diskette enthält wichtige Gesetzestexte und Musterformulierungen, hat allerdings den Stand von 1999.

Die Loseblattsammlung erlaubt einen ausgezeichneten Zugriff auf erste Informationen zur Aktiengesellschaft und überzeugt durch eine klare Strukturierung bei sehr verständlicher Darstellung.

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