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Die Finanzkrise ist eine Vertrauenskrise. Nicht mehr zu überschauende Kreditverbriefungen, ein Stillstand am Kreditmarkt und das Misstrauen gegenüber Banken einerseits und innerhalb der Bankenwelt andererseits werden noch zu großen Umwälzungen führen. Es herrscht eine Zeit, in der alle Bankvorgänge unter die Lupe genommen werden und auf dem Prüfstand stehen. Die rechtliche Bewertung darf nicht hinterherhinken. Die Gefahr dazu besteht jedenfalls, da punktuelle Gesetzesregelungen nur einen Tropfen auf den heißen Stein sind und die internationalen Rechtsbeziehungen oftmals unübersichtlich geregelt sind. Die Notwendigkeit eines Standardwerkes, das Licht in den Bankendschungel bringen soll, besteht mehr denn je. In diese Lücke stößt das „Handbuch zum deutschen und europäischen Bankrecht“ aus dem Hause Springer, das von seinem Gesamtkonzept her einzigartig ist. Entstanden ist ein Handbuch mit einem Umfang von an die 3.000 Seiten, das von deutlich mehr als 100 Autoren zusammengetragen worden ist.

Das erste Kapitel mag für Laien der Materie besonders interessant sein, wird doch eine anschauliche Einführung in das Bankwesen und den Bankvertrag gegeben. Die Verhaltenspflichten der Banken unter besonderer Berücksichtigung des AGB-Gebrauchs bei Bank und Sparkassen beleuchtet die Geschäftsverbindung zwischen Bank und Kunde überaus umfassend. Kredit und Kreditsicherheit sind Thema des 2. Kapitels. Die verschiedenen Kreditformen – natürlich unter schwerpunktmäßiger Zielsetzung auf den Darlehensvertrag – hängen eng mit den Kreditsicherheiten zusammen. Das besonders in Zeiten der Finanzkrise in den Fokus geratene Kreditrating beschließt das Kapitel. In „Konto und Zahlungsverkehr“ sollte auch der Verbraucher einige wichtige Informationen in puncto Verwahrung, Anlage und Transfer seines Geldes finden. Das Kapitel liest sich sehr flüssig und ist gut verständlich.

Das 4. Kapitel widmet sich vor allem den Aufgaben und Geschäftsbereichen der Banken, wobei dem Leser die Schwierigkeiten eines dualistischen Bankensystems klar vor Augen geführt werden. Neben dem ausführlichen Abschnitt zur Vermögensbetreuung werden die einzelnen Finanzgeschäfte vorgestellt. Das Kapitel zu Hedgefonds mag gemessen an der öffentlichen Debatte etwas kurz erscheinen, gibt aber auf interessante Art Antworten auf aktuelle Problemkreise, die dringend einer Regulierung bedürfen. Der Abschnitt zum Kapitalanleger-Musterverfahrensgesetz ist für Zivilprozess-Interessierte mehr als aufschlussreich. „Öffentliches Bankrecht“, „Bankarbeitsrecht“ und „Haftung und strafrechtliche Sanktionen“ werden in kleineren Abschnitten behandelt. Das Handbuch endet mit einer wertvollen Gegenüberstellung des europäischen sowie des nationalen Bankrechts aller europäischen und einiger angrenzenden Staaten.

Das Werk ist inhaltlich gesehen beides: großes Lehrbuch und mächtiger Kommentar. Vom Layout her betrachtet, scheint das Handbuch aber ganz dem Kommentar-Stil unterworfen zu sein. Schaubilder oder Gliederungen sind einfach zu selten gesetzt worden. Von Textauflockerungen oder Veranschaulichungstechniken wird nur sporadisch Gebrauch gemacht. Einzig und allein der Abschnitt § 66 „Institutionelle Schlichtungsverfahren“ bildet hiervon eine erfreuliche Ausnahme und sollte bei einer Neuauflage durchaus als gutes Grafik-Beispiel für andere Kapitel dienen können.

Gesamteindruck:
Dieses gewichtige Werk schließt eine große Lücke. Das umfassende Wissen der über 100 Autoren garantiert eine schwerpunktmäßige und genaue Bearbeitung, die höchsten Ansprüchen gerecht wird. Studenten mit dem Schwerpunktbereich Bankenrecht, Wissenschaftler und Praktiker werden in diesem Handbuch mit Sicherheit fündig und profitieren von der unheimlichen Dichte dieses Buches.