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Artikel 9612
Hannes Münchinger
27.09.2004

Falltraining im Europarecht!

Eine Rezension zu:

Ullrich Pieper

Fälle und Lösungen zum Europarecht


2. Auflage

Boorberg, Stuttgart 2004, 168 Seiten, 14,80 €
ISBN 3-415-03275-2

http://www.boorberg.de


Das Europarecht ist in den letzten Jahren im Rahmen der juristischen Ausbildung vom Neben- zum Pflichtfach avanciert. Aus der heutigen Examensrealität ist es somit nicht mehr wegzudenken.

Während in den Vorlesungen zum Europarecht oft nur das materielle Recht gelehrt wird, kommt es im Examen hingegen vor allem darauf an es in der Fallprüfung zu beherrschen. Der Autor unterscheidet dabei zwischen "Europarechtsfällen i.e.S.", deren Prüfungsaufbau sich nach europarechtlichem Prozessrecht richtet und "Europarechtsfällen i.w.S.", bei denen das Gemeinschaftsrecht im Rahmen des normalen öffentlich-rechtlichen, zivilrechtlichen etc. Fallaufbaus geprüft wird. Für die Einübung beider hier genannten Falltypen ist das vorliegende Buch hilfreich. Allerdings erfolgte die Auswahl der Fälle aus der Kenntnis, dass erfahrungsgemäß "lupenreine" Gemeinschaftsfälle dem Wahlfach vorbehalten sind und Problemlösungen sowohl im Studium wie in der Praxis eher auf der Schnittstelle zwischen Gemeinschaftsrecht und nationalem Recht liegen. Das Buch ist somit zwar auch für Wahlfachkandidaten geeignet, richtet sich aber in erster Linie an den europarechtlichen Anfänger, der erste materiell-rechtliche Kenntnisse erworben hat und diese nunmehr im Rahmen der Fallbearbeitung anzuwenden gedenkt.

Das Buch ist nun in der 2. Auflage erschienen und gliedert sich in zwei Teile. Im ersten Teil finden sich nach einer kurzen Einschätzung zur Bedeutung des Europarechts in Ausbildung und Praxis allgemeine Ausführungen zur Fallbearbeitung. Hierbei werden auch die verschiedenen Prüfungsschemata dargestellt. Inhaltlich sind diese durchaus hilfreich, jedoch hätte hier durch eine bessere graphische Darstellung in didaktischer Hinsicht noch weit mehr rausgeholt werden können. Auch gibt der Autor in diesem Teil des Buches über mehrere Seiten ausführliche Literaturhinweise, bei denen er auch eine Reihe von in den Zeitschriften JA, JUS und JURA veröffentlichen Übungsfällen aus den Jahrgängen 1994 bis 2002 aufführt.

Im zweiten Teil, der vom Umfang her ca. zwei Drittel des Buches ausmacht, folgen dann 12 Fälle mit Lösungen, die vom Autor teilweise auch in Hausarbeiten oder Klausuren verwandt wurden. Im Vorwort erklärt der Autor, dass die ausgewählten Fälle eben nur eine Auswahl sind und keineswegs die Spannbreite europarechtlicher Fallgestaltungen abdecken. Die ausformulierten Lösungen, so weist der Autor hin, genügen den Erfordernissen einer Klausurlösung.

Fazit:
Wirkt das Europarecht nach den Einführungsvorlesungen oft noch wenig griffig, so zeigt dieses Büchlein anhand einiger Fälle, wie es konkret aussehen kann, wenn man z.B. eine gemeinschaftsrechtsrechtliche Prüfung in eine verwaltungsgerichtliche Anfechtungsklage mit einbaut. Somit ist es im Hinblick aufs Examen als eine sehr gute Ergänzung zum Lehrbuch anzusehen. Abschließend kann man sagen, dass es für seinen mit 168 Seiten überschaubaren Umfang einen verhältnismäßig großen Erkenntnisgewinn mit sich bringt. Spätestens hier lernt man so Begriffe wie das Subsidiaritätsprinzip oder den Grundsatz der begrenzten Einzelermächtigung in der Fallprüfung richtig zu verorten. Ein Durcharbeiten lohnt sich auf alle Fälle!

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