Ronald Moosburner 19.12.2003
Gut sortierte Entscheidungssammlung
zum Einstieg Eine Rezension zu:
Ulrich Magnus / Wolfgang Wurmnest
Casebook Europäisches Haftungs- und Schadensrecht
Nomos Verlagsgesellschaft, Baden-Baden 2002, 401 Seiten, 40,- € ISBN 3-7890-8287-2 http://www.nomos.de
Die noch recht neue Reihe der Casebooks im Nomos-Verlag wird durch den
vorliegenden Band 4 weiter ausgebaut. Bereits erschienen sind Casebooks
zum Europäischen Privatrecht und zum Europäischen Verbraucherrecht
(beide 1999) sowie zum Europäischen Gesellschafts- und Unternehmensrecht
(2002). In Vorbereitung ist ein Band zum Europäischen Wettbewerbsrecht.
Das zentrale Anliegen dieser Reihe ist es, Juristen in Ausbildung und
Praxis Grundlagen und Strukturen des europäischen Rechts in seiner
Auswirkung auf die Privatrechtsordnungen der Mitgliedsstaaten zu
vermitteln. Dabei steht allerdings nicht die Fortentwicklung der
europäischen Vertragswerke durch die Nationalstaaten im Mittelpunkt, und
genau so wenig gilt das für die Rechtsetzungsakte der Organe von EU und
EG mit Ausnahme des EuGH. Dessen Rechtsprechung ist es vielmehr, anhand
derer die Casebooks europäische Rechtsentwicklungen nachzeichnen. Von
zentraler Bedeutung ist dabei die Schaffung von "case law" bei der
Auslegung von primären und sekundären Rechtsetzungsakten durch den EuGH.
Die Rechtsprechung des EuGH hat damit in vielen zentralen Bereichen die
Entwicklung des Europarechts intensiv geprägt, gerade die Wirksamkeit
des Binnenmarkts wäre ohne sie nicht denkbar. So ist es nicht nur
sinnvoll sondern notwendig, die Leitentscheidungen des EuGH und des EuG
in ihren wichtigsten Passagen zu präsentieren. Hier enthält das Buch
wörtliche Auszüge der Entscheidungen, ergänzt durch Erläuterungen zum
jeweils zugrunde liegenden Sachverhalt. Damit wird ein Konzept
umgesetzt, das in anderen Ländern bereits seit längerem für den Bereich
des gesamten Europarechts sehr erfolgreich umgesetzt wird. So haben etwa
in Frankreich die Editions Dalloz mit ihrer Sammlung "Grands textes de
droit de l'Union européenne" mit Vertragstexten, wichtigen Akten des
Sekundärrechts und vor allem umfangreichen Auszügen aus
Leitentscheidungen des EuGH eine überaus hohe Verbreitung bei Studenten
und Praktikern gefunden. Die Casebooks beschränken sich zwar einerseits
auf die Entscheidungsauszüge, andererseits verbessern sie das
angesprochene Konzept aber noch durch wichtige Anmerkungen zu jeder
Entscheidung, nicht nur hinsichtlich ihrer Bedeutung für das Europarecht
sondern auch für ausgewählte nationale Rechtsordnungen.
Inhaltlich finden sich in den 21 rezensierten Fällen neben alten
Bekannten wie den Entscheidungen in den Rechtssachen "Francovich" und
"Brasserie du pêcheur / Factortame" zur Staatshaftung der
Mitgliedsstaaten zahlreiche weitere Fälle zu verschiedenen Merkmalen der
Haftungstatbestände.
Damit bringt das vorliegende Sammelwerk den Leser höchst effektiv auf
den Stand der Dinge im europäischen Haftungsrecht. Gerade die
gewöhnungsbedürftige Terminologie des EuGH bereitet nach der Arbeit mit
diesem Buch und den hilfreichen Anmerkungen keine größeren Probleme
mehr, der Wissensstand des Leser wird sich auf ein solides
Grundlagenwissen belaufen, mit dessen Hilfe er ähnlich gelagerte Fälle
im Rahmen der nach wie vor bestehenden Rechtsunsicherheit wird
einschätzen können.
|