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Artikel 8301
Stefanie Samland

Fallorientiert und mit Schemata

Eine Rezension zu:

Christian Koenig / Andreas Haratsch

Europarecht


4. Auflage

Mohr/Siebeck, Tübingen 2003, 420 Seiten, 22,- €
ISBN 3-16-148058-9

http://www.mohr.de


Der Markt an Europarechtslehrbüchern ist inzwischen unüberschaubar geworden, und durch die Änderungen, die mit der Osterweiterung der EU und dem Verfassungskonvent demnächst aktuell werden, werden viele Lehrbücher neu aufgelegt. Das vorliegende Lehrbuch aus dem Verlag Mohr/Siebeck wird von den Autoren nun in der 4. Auflage vorgestellt.

In sieben Kapiteln bietet das Lehrbuch alles das, was andere Europarechtsbücher inhaltlich auch bieten. Begonnen mit einer Abgrenzung des Rechts der Europäischen Gemeinschaft, der Europäischen Union und des Europarats, zieht sich die Darstellung über die Geschichte der EU, die Grundprinzipien, Rechtsquellen und Verfahren der Gemeinschaft, die Grundfreiheiten und Unionsbürgerschaft, Politiken und Außenbeziehungen der EG und die Wettbewerbskontrolle bis hin zum Europäischen Unionsverbund mit seinen drei Säulen.

Um sich gegenüber der Masse abzuheben, haben die Autoren jedoch nicht nur auf die auffallenden Cover-Farben des Verlags, sondern auch auf einige didaktische Finessen gebaut. So sind für den Studenten, der sich ins Europarecht einlesen will ebenso wie für denjenigen, der eine schnelle Wiederholung anstrebt, die Merksätze von großem Nutzen, die die Autoren den meisten Abschnitten anschließen. Hier werden die wichtigsten Punkte jeweils noch einmal zusammengefasst. Ebenso hilfreich sind die speziellen Literaturhinweise und leading cases zu den einzelnen Abschnitten, so kann gezielt spezielle Literatur nachgeschlagen werden. Des weiteren bieten die Verfasser mehrere Übersichten, so z.B. zu den anhand des Vertragstextes schwer nachvollziehbaren Rechtsetzungsverfahren der Europäischen Gemeinschaft, zu den Klagearten oder den Grundfreiheiten. Auch der Beitritt eines Staates zur EU wird schematisch dargestellt. Schließlich ist hervorzuheben, dass die Autoren nicht nur zahlreiche Verweise zu einschlägigen Fällen des Europäischen Gerichtshofs vornehmen, sondern auch die wichtigsten Personen der Geschichte Europas mit Meilensteinen in der Entwicklung der Europäischen Union verknüpfen oder auch einige Kommissare, die zur Zeit tätig sind, beim Namen nennen. So wird die Lektüre des Buches lebendig, da nicht nur die Theorie behandelt wird, sondern auch die Personen dahinter.

Die Aktualität des Buches kann ebenfalls nur lobend erwähnt werden. Das Ergebnis des irischen Referendums zum Vertrag von Nizza hat Einklang gefunden wie auch die Ziele des Verfassungskonvents oder aktuelle Entscheidungen zu den Grundrechten, wie z.B. Jégo-Quéré aus 2002. Bei den Informationen zu den Institutionen der Europäischen Gemeinschaft wurden schon die Stimmen- und Mitgliedszahlen ab 2004 berücksichtigt. Etwas genauer hätte auf die sich abzeichnenden Ergebnisse des Europäischen Verfassungskonvents eingegangen werden können, z.B. die Frage der Rechtsverbindlichkeit der Charta der Grundrechte oder ein möglicher Beitritt zur Europäischen Menschenrechtskonvention. Es kann aber auch sein, dass die konkreten Vorschläge des Konvents bei Redaktionsschluss noch nicht vorlagen.

Gesamteindruck:
Das von Koenig / Haratsch vorgelegte Buch kann wie in den Vorauflagen voll überzeugen. Aktuell und durch die Übersichten und Merksätze sehr anschaulich wird der Pflichtstoff Europarecht studentenfreundlich aufbereitet. Die Darstellung ist überschaubar und flüssig lesbar. Ein gelungenes Stichwortverzeichnis, welches auch die führenden Fälle des EuGH aufführt, rundet den sehr guten Eindruck ab.

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