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Artikel 9152
Florian Kleinmanns
04.05.2004

Gerüst mit System

Eine Rezension zu:

Eike Schmidt

Das Schuldverhältnis

Eine systematische Darstellung des Allgemeinen Schuldrechts

1. Auflage

Reihe: Jurathek Studium

C.F. Müller, Heidelberg 2004, 183 Seiten, 14,- €
ISBN 3-8114-9031-1

http://www.cfmueller-verlag.de


Eike Schmidt ist Professor für Rechtstheorie, Bürgerliches Recht und Verfahrensrecht. Als solcher gehört es zu seinem Pflichtprogramm, hier und da mal ein paar Bücher zu veröffentlichen. Schmidt konzentriert sich auf Lehrbücher für Studenten, und bei diesem Buch gewinnt man den Eindruck, dass das Schreiben für ihn viel mehr als Pflichtprogramm ist. Den Text gestaltet er wie ein Künstler, setzt aus Buchstaben Worte, Sätze, Absätze, Kapitel zusammen, die in der Lehrbuchlandschaft hervorragen.

Ohne auf Details einzugehen, sei dazu nur erwähnt: Wie selbstverständlich gibt es in Schmidts Texten nicht nur den Schuldner, Verkäufer und Verbraucher, sondern auch die Gläubigerin, Käuferin oder Unternehmerin. Die Lesbarkeit hindert dies nach der ersten Überraschung nicht, das angenehme Druckbild tut ein Übriges. Stutzig wird die Leserin allerdings, wenn sie überlegt, ob die allzu konsequente Anwendung der neuen Rechtschreibung "wohl begründet" (Rn. 24) ist.

Der Aufbau des Buches ist schlüssig. Ausgehend von den §§ 241 ff. BGB, von einem einseitigen Schuldverhältnis, erläutert der Verfasser in Teil I Dimensionen, sachlichen und persönlichen Umfang und Entstehung von Schuldverhältnissen. Teil II beschäftigt sich mit dem Verlauf des Schuldverhältnisses, das von Leistungsstörungen nicht beeinflusst wird. Den Leistungsstörungen wiederum ist als eigentlichen Problemstellen selbstverständlich ein ganzer Teil gewidmet, in dem auch die Besonderheiten des gegenseitigen Vertrages behandelt werden. Zuletzt finden sich, was zunächst überrascht, als Teil IV noch kurze Ausführungen zum Schadensrecht, das aber auch vom Gesetzgeber bewusst in unmittelbarer Nähe des Schuldverhältnisses geregelt ist. Der Verfasser verfolgt eine klare Linie, die sich an der Systematik des Gesetzes und der Dogmatik des Schuldverhältnisses orientiert. Auf das besondere Schuldrecht wird nur ausnahmsweise verwiesen.

So wie Schmidt sich schon sprachlich von der gewöhnlichen juristischen Literatur abhebt, so vertritt er auch inhaltlich seine Ansichten gegen die "sogenannte" (Vorwort, S. VI) herrschende Meinung. Selbstbewusst und mit guten Argumenten vertritt er eine Anwendung des allgemeinen Leistungsstörungsrechts auf Mangelfolgeschäden (Rn. 209 ff.) und eine Ausweitung der Haftung des Verkäufers für Verschulden des Herstellers. Eine Auseinandersetzung mit dem Problem des Rücktritts nach Schadensersatzverlangen (§ 281 IV), die gut in den Kontext des Buches (etwa bei Rn. 249, 303) passen würde, fehlt leider.

Schließlich ist noch eine erfreuliche Aktualität hervorzuheben. Nicht nur sind die Zitate auf dem neuesten Stand, auch inhaltlich hat der Autor alle Referenzen zum "alten" Schuldrecht über Bord geworfen. Auch ansonsten trägt der Text keinen Ballast in sich.

Gesamteindruck:
Das allgemeine Schuldrecht ist der Grundstein für jede Examensklausur im Zivilrecht. Was dieses Buch zum systematischen Verständnis der Materie beiträgt, ist erstaunlich. Nur vor einem Kauf ohne Probelesen ist abzuraten: Gerade den Studienanfänger, der keine Fachsprache gewohnt ist, werden die vielen Nebensätze zur Verzweiflung bringen. Wer sich damit anfreunden kann, für den ist dieses Buch eine Bereicherung.

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