Jurawelten

Das Buch "Öffentliches Baurecht in Hessen" wird von Dr. Lutz Eiding, Prof. Dr.-Ing. Lothar Ruf, Jürgen Herrlein und Prof. Dr.-Ing Markus G. Viering herausgegeben. Die Autoren unterrichten teils als Professoren an der Fachhochschule oder der TU, teils sind sie als Rechtsanwälte tätig. Schon aus diesem Mix kann man sich die sich beim Lesen bestätigende inhaltliche Kombinierung von Lehre und Praxis vorstellen. So richten sich die Autoren dann auch an Architekten, Bauingenieure und Juristen gleichermaßen. Die Sprache ist gut verständlich, und viele Beispiele veranschaulichen die Erklärungen. Insbesondere legen die Autoren viel Wert auf die Einarbeitung der in der baurechtlichen Praxis bedeutsamen Rechtsprechung. So findet man neben den "klassischen" Definitionen auch aktuelle Entscheidungen. Die meisten der aufgenommen Beispiele sind solche aus der gerichtlichen Praxis.

Das 2003 im Beck-Verlag erschienene Lehrbuch umfasst 160 Seiten. Der Inhalt ist in sechs Kapitel gegliedert. Eine kurze Einleitung definiert insbesondere die Begriffe der Bauleitung und der Bauvorlageberechtigung. Umfangreicher wird es dann im Teil des Bauplanungsrechts. Hier wird das Bundesbaurecht knapp und präzise vorgestellt. Der Leser erfährt unter anderem, was ein Flächennutzungsplan ist und wann Bauvorhaben nach dem BauGB zulässig sind. Durch eine gute Fußnotensammlung ist es möglich, sich vertieft in die Materie einzuarbeiten. Ein umfangreiches Lehrbuch ersetzen die vierzig Seiten zwar nicht, einen guten Überblick kann man sich aber dennoch verschaffen.

Aufgrund der aktuellen Rechtsänderung im Landesbaurecht und auch der knappen und meist wenig befriedigenden Literatur zum hessischen Baurecht ist besonders der nächste Abschnitt des Buches interessant. Der Autor beschreibt ausführlich und übersichtlich die Regelungen der HBO. Zum Beispiel werden die verschiedenen Baugenehmigungsverfahren vorgestellt sowie praktische Erläuterungen zum Ablauf des Verfahrens oder der Bauüberwachung gegeben. Insgesamt ist die Darstellung informativ und gelungen.

Das vierte Kapitel widmet sich dem in der juristischen Ausbildung eher untergeordneten Teil des materiellen Bauordnungsrechts, den bautechnischen Anforderungen. Dafür sind diese in der Praxis umso bedeutsamer. So werden etwa die Vorschriften für Wände, Decken und Rettungswege erläutert. Viele Übersichten wie z.B. die zeichnerische Darstellung unterschiedlicher Brandwandmöglichkeiten vervollständigen diesen Abschnitt.

Ein kurzer Exkurs führt den Leser ins Zivilrecht. Dieser Teil ist allerdings so kurz geraten, dass er kaum Informationen bietet. Auf die im privaten Baurecht bedeutsamen Vorschriften der VOB weist der Autor nur kurz hin. Rechtliche Probleme aus diesem Bereich können anhand dieser Angaben nicht gelöst werden. Zuletzt werden die verschiedenen möglichen Rechtsmittel vorgestellt. Auf sieben einhalb Seiten kann der Leser sich hier einen schnellen Überblick verschaffen.

Gesamteindruck:
Trotz der letzten beiden Kapitel, die, wenn sie schon aufgenommen wurden, ausführlicher hätten sein können, ist das Buch für das hessische Baurecht zu empfehlen. Der bauplanungsrechtliche Teil ist gut dargestellt, und vor allem der Abschnitt zum Landesbaurecht überzeugt zum Kauf. Und mit seinem Preis von 18,- € ist das Buch nicht nur für Praktiker, sondern auch noch für Studenten erschwinglich.

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