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Artikel 4853
Martin Bahr

Ein hilfreiches Werkzeug

Eine Rezension zu:

Michael Ludovisy (Hrsg.)

Praxis des Straßenverkehrsrechts


ZAP-Verlag, Recklinghausen 2001, 1081 S., inkl. CD-ROM, 86,- €
ISBN 3-896555-051-9

http://www.zap-verlag.de


Setzt man sich als Jurist mit dem Bereich des Straßenverkehrsrechts auseinander, so denkt man zunächst, es würde sich um keine breite Materie handeln. Je länger man sich aber damit beschäftigt, so mehr fällt einem auf, dass es zu einem der umfangreichsten Gebiete überhaupt gehört. Es ist daher wenig verwunderlich, dass in der letzten Zeit angedacht wird, einen Fachanwalt für Verkehrsrecht einzuführen.

Genau her setzt "Praxis des Straßenverkehrsrechts" an. Der Band ist aus einer Zusammenarbeit zwischen der Bundesrechtsanwaltskammer und dem ZAP-Verlag entstanden. Anders als der übliche Kommentar (wie z.B. Jagusch/Hentschel) ist das vorliegende Werk vielmehr als Handbuch konzipiert. Gerade der Praktiker benötigt für seine alltägliche Arbeit ein Werk, in dem er schnell und zuverlässig die jeweiligen Problempunkte auffinden kann. Dank der klaren, systematischen Gliederung, der fortwährenden Verfahrensvorschläge und der zahlreichen Musterklagen und -anträge (alle auf CD-ROM!) ist dieses Ziel mehr als nur erreicht. Hervorzugeben ist insbesondere das Rechtsprechungslexikon am Ende eines jeden Teils, das den Suchenden innerhalb von Sekunden zur richtigen Stelle in diesem mehr als 1000seitigen Werk führt.

Die beiden ersten Teile beschäftigen sich mit der Mandatsbegründung und - wie sollte es auch anders sein - mit dem leidigen Thema der Rechtsschutzversicherung und des Gebührenrechts. Gerade in diesem Bereich kann der Rechtsanwalt einen erheblichen Teil seiner Energien einsparen und Ressourcen schonen, wenn er den Ablauf formalisiert. Der Ludovisy bietet dazu zahlreiche Tipps und Anmerkungen. So gibt es gerade beim 1. Teil umfangreiche Arbeits- und Beratungshilfen, die der Anwalt dank der CD-ROM sofort in der Praxis verwenden kann.

Teil 3 ist dem Versicherungsrecht gewidmet. Speziell beim Entfallen des Versicherungsschutzes, dem Regress des Versicherers und dem Deckungsprozess sind detaillierte Kenntnisse der Rechtsmaterie unumgänglich. Der Band bietet dazu das notwendige Rüstzeug in einer klaren, verständlichen Sprache.

Der Bereich des Schadensersatzrechtes (Teil 4) ist wohl eines der kasuistischsten überhaupt. Ein Blick bei §§ 249ff. BGB in den Palandt lässt auch den Höchstmotiviertesten zunächst verzweifeln. Hier leistet das Buch echte Grundlagenarbeit. Trotz der für die Praxis notwendigen Darstellung der Einzelfallsrechtsprechung gelingt es, einen durchgehenden roten Faden zu spinnen, so dass sich der Benutzer innerhalb kürzester Zeit zurecht findet. Gerade bei diesem Abschnitt wird vielen Anwälten ein Stein vom Herzen fallen!

An Teil 5 (Vertragsrecht) zeigt sich, dass sich die Autoren dieses Werkes das Ziel gesetzt haben, wirklich umfassend über diesen Bereich zu informieren. Hier werden die auftauchenden Probleme beim Kauf oder Leasing eines Neu- oder Gebrauchtwagens angesprochen.

Teil 6 - 9 ist dem großen Bereich des Straf-, Ordnungswidrigkeiten- und Verwaltungsrechts gewidmet. Insbesondere das Gebiet der Alkoholfahrten (Teil 7) nimmt einen entsprechend breiten Raum ein. Daneben werden natürlich das unerlaubte Entfernen vom Unfallort, die sonstige Gefährdung des Straßenverkehrs, die fahrlässige Tötung und die Nötigung angesprochen. Teil 7 besteht aus dem Ordnungswidrigkeiten-Verfahren: Welche Besonderheiten es bei den jeweiligen Verfahrensarten gibt (Verwaltungsbehörde, Verfahren vor AG, LG und OLG). Auch hier folgen ein Rechtsprechungslexikon und umfangreiche Arbeits- und Beratungshilfen. Teil 8 ist für den Mandanten das wohl wichtigste, das Fahrerlaubnisrecht. Hier differenziert der Ludovisy zwischen dem verwaltungs- und strafrechtlichen Verfahren und zeigt damit erneut, wie außerordentlich gelungen die Ausführungen sind. Auf mehr als über 130 Seiten wird hier qualitativ Hochwertiges geboten. Dies setzt sich auch in Teil 9 fort, der sich mit der Verkehrsmedizin und -psychologie beschäftigt. Der Anwalt wird bekanntermaßen erst dann hinzugezogen, wenn das Kind schon in den Brunnen gefallen ist. Das dies nicht so sein muss, zeigen die Erörterungen.

Mit eines der größten Probleme in der Praxis ist auch der Unfall im Ausland. Angefangen von der Frage, welches Recht denn überhaupt anzuwenden ist, hin zu dem Problem wie denn die gängige Rechtspraxis in dem jeweiligen Land ist, steht der Anwalt hier häufig vor einem Berg von Problemen. Alleine die Tatsache, dass mehr als 30 Mio. Menschen jährlich ins Ausland reisen, belegt, wie praxisrelevant dieser Abschnitt ist. Zu den wichtigsten 6 kontinentaleuropäischen Staaten bietet der Band umfangreiche Informationen.

Teil 11 beschäftigt sich mit dem KfZ und dem Arbeitsrecht. Thematisch schließt es damit an Teil 4, dem Schadensersatzrecht, an. Hier geht es u.a. um die Frage, welche Ansprüche der Betroffene hat, wenn er innerhalb seiner Arbeitstätigkeit verunfallt.

Das Werk endet mit dem Sachverständigen und der Unfallrekonstruktion: Welche Anforderungen an einen Sachverständigen zu stellen sind und welchen technischen Grundlagen die Unfallrekonstruktion zu genügen hat. Dabei ist das vorhandene Fachterminologie-Glossar sehr hilfreich, weil in diesen Fällen doch häufig für den Juristen unverständliche Fachbegriffe verwendet werden.

Gesamteindruck:
Ein rundherum stimmiges Werk, das wirklich umfassend über das breite Gebiet des Straßenverkehrsrechts informiert. Die häufigen Verfahrenstipps und die zahlreichen Arbeits- und Beratungshilfen (Musterschriftsätze, Anträge, Klagen) lassen das Werk aus dem breiten Fundus der verkehrsrechtlichen Literatur hervorragen. Dieser positive Eindruck wird noch dadurch unterstützt, dass sämtliche Materialien zur sofortigen Verwendung auf der beiliegenden CD-ROM vorhanden sind.

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