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"Anwaltsstrategien zur Vergütungsabrechnung" von Mario Axmann / Carmen Rothenbacher
Florian Wörtz
29.09.2007

Uneingeschränkte Kaufempfehlung

Eine Rezension zu:

Mario Axmann / Carmen Rothenbacher

Anwaltsstrategien zur Vergütungsabrechnung


Teil I: „RVG – GKG“


Reihe: Anwaltstrategien, Band 3
1. Auflage
Boorberg, Stuttgart 2006, 134 Seiten, 19,80 €
ISBN 3-415-03759-2

sowie

Teil II: „PKH-BerHG-Vergütungsoptimierung“

Reihe: Anwaltstrategien, Band 4
1. Auflage
Boorberg, Stuttgart 2006, 130 Seiten, 19,80 €
ISBN 3-415-03760-6

http://www.boorberg.de


3 Jahre nach Einführung des Rechtsanwaltsvergütungsgesetzes ist die Literatur hierzu bereits sehr umfangreich. Kein Wunder – schließlich sichert die korrekte Abrechnung die finanzielle Entlohnung des Anwalts. Entsprechende Nachfrage versteht sich da von selbst. Aus der Reihe „Anwaltsstrategien“ widmen sich zwei Bände dem Thema RVG: Teil I ist das Nachfolgewerk von Dieter Eberts „Das neue Rechtsanwaltsvergütungsgesetz“ aus dem Boorberg-Verlag, das den Grundstock für dieses Werk bildet. Die Autoren haben dem Nachfolgewerk dankbarer Weise noch das Kapitel Gerichtskosten hinzugefügt, um das Thema umfassend abzuhandeln. Der zweite Teil umfasst neben den Themenbereichen PKH und Beratungshilfe auch Vergütungsmanagement, um dem unerfahrenen Anwalt den Weg in erfolgreiche Gebührenoptimierung in verschiedenen Stadien des Mandats zu weisen.

Teil 1: RVG – GKG

Nach einer kurzen Einführung in Aufbau und Gliederung des RVG wenden sich die Autoren den Regelungen des Rechtsanwaltvergütungsgesetzes. Die einzelnen Paragraphen des RVG werden prägnant erläutert; Beispiele, Praxistipps und Checklisten erleichtern das Verständnis für die Materie. Dankbar wird der Leser insbesondere über die Übersicht zu den Kriterien des § 14 Abs. 1 RVG sein, die die Kriterien „Umfang“, „Schwierigkeit“, „Bedeutung der Angelegenheit“, „Einkommens- und Vermögensverhältnisse“ und „Haftungsrisiko“ für die richtige Ermessensausübung bei der anwaltlichen Festlegung der Mittelgebühr kurz umreißt. Gerade hier dürfte für die Anwälte noch einiges an Gebühren bei Mandanten respektive den Rechtsschutzversicherungen zu holen sein. Die richtigen Argumente als Waffe in Gebührenverhandlungen sind hier unerlässlich.

Der zweite Teil des Buches widmet sich dem Vergütungsverzeichnis, auf dessen einzelnen Regelungen nach einer abermaligen Einführung in Aufbau und Gliederung des Verzeichnisses eingegangen wird. Mit 60 Seiten handelt es sich hierbei im Umfang um den Schwerpunkt des Buches.

Ein kurzer Ausflug zu den Gerichtskosten rundet das Buch in einem dritten Teil ab. Axmann und Rothenbacher tun gut daran, dieses Thema einzubeziehen. Aus Sicht eines Mandanten sind nicht nur die Kosten des Anwalts, sondern auch die bei Gericht anfallenden Gebühren und Auslagen von Interesse. Er wird sicherlich keinen vorteilhaften Eindruck von seinem Anwalt gewinnen, wenn ihm dieser auch über dieses Thema nicht sachkundig Auskunft geben kann.

Das Buch schließt mit Musterabrechnungen sowie Fällen und Abrechnungsbeispielen in einem vierten Teil. Dieser Teil dient nicht nur einer einfacheren Stoffvermittlung, sondern gibt dem Leser auch gleich wertvolle Stützen für die Abrechnung häufig wiederkehrender Fallkonstellationen in seiner täglichen Praxis.
Teil 2: PKH – BerHG – Vergütungsoptimierung

Der zweite Band handelt zunächst die Prozesskosten sowie die Vergütungsfestsetzung ab, bevor er in die Materie der Prozesskostenhilfe eintaucht. Angesichts der steigenden Anwaltsdichte werden viele Rechtsanwälte nicht umhin kommen, auch PKH- und Beratungshilfemandate anzunehmen, um ihre finanzielle Existenz abzusichern. Damit auch diese Mandate möglichst kostendeckend oder sogar profitabel bearbeitet werden, darf in der Kostennote keine Abrechnungsposition fehlen. Auch die Beiordnung in Strafsachen – für viele Berufseinsteiger sind Pflichtverteidigungen ebenfalls ein einträgliches Zubrot – schließt sich daran an. Der Umfang des Themas Beratungshilfe beschränkt sich zwar auf lediglich knapp 8 Seiten, die Autoren verstehen es jedoch dennoch geschickt, das Wesentliche präzise zusammenzufassen.

Das anschließende Kapitel der Strategien bei der Geltendmachung von Vergütungsansprüchen ist eine wertvolle praktische Stütze der effektiven Durchsetzung von Vergütungsansprüchen gegen den eigenen Mandanten in Fällen der vorzeitigen Beendigung des Mandats. Die Autoren zeigen verschiedene prozessuale Möglichkeiten in unterschiedlichen Fallkonstellationen auf. Bedauerlich ist, dass auf insgesamt 6 Seiten lediglich auf die „Klassiker“ eingegangen wird, eine umfangreichere Darstellung würde jedoch den Rahmen und die Konzeption dieses Werkes sprengen.

Ein besonderes Augenmerk sollte auf das sich anschließende Kapitel der anwaltlichen Vergütungsvereinbarung gelegt werden, da dem Anwalt immer mehr Gestaltungsmöglichkeiten eingeräumt werden und sich diese Tendenz auch weiter ausprägen wird. Das Abschlusskapitel „Vergütungsmanagement“ ist von höchster Praxisrelevanz und dient als Leitfaden für eine Gebührenoptimierung in den verschiedenen Stadien des Mandats.

Es ist keine falsche Selbstanpreisung, dass die Autoren von sich behaupten, dass sie durch langjährige Erfahrung als Gebührenrechtsexperten wissen, auf was es in der Praxis ankommt. Axmann und Rothenbacher verstehen es, die Materie durch Beispiele, Praxistipps und Checklisten anschaulich zu gestalten. Der Schreibstil ist prägnant und verzichtet auf umständliche Schachtelsätze. Inhaltlich besticht das Buch dadurch, dass es sich nicht nur auf eine Erläuterung des RVG und BerHG beschränkt, sondern umfassend auch auf praxisrelevante Themen wie das Vergütungsmanagement eingeht.

Gesamteindruck:

Die beiden Bände vermitteln einem mit dem RVG nicht vertrauten Leser einen kompakten und verständlichen Einstieg in die Materie. Die zahlreichen Beispielsfälle und Praxistipps sind eine sehr hilfreiche Stütze. Einen fundierten Einblick kann und will dieses knappe Werk allerdings nicht bieten. Dieser Anspruch bleibt einem ausführlicheren Buch wie beispielsweise Enders „RVG für Anfänger“ oder einem Kommentar vorbehalten. Es stellt vielmehr eine Alternative zu einem RVG-Einsteigerseminar dar und ist in Art und Umfang eher einem Seminar-Skript ähnlich.

Für RVG-Einsteiger sind diese beiden Bände eine lohnenswerte Investition, die sich im Verlaufe von einigen Mandaten mit Sicherheit amortisieren wird. Die beiden Bände sind im Bereich RVG-Einsteigerliteratur eine uneingeschränkte Kaufempfehlung.

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