Florian Kleinmanns 15.12.2003
Lern- und Nachschlagebuch
Eine Rezension zu:
Harald Horschitz / Walter Groß / Werner Weidner
Bilanzsteuerrecht und Buchführung
9. Auflage
Reihe "Finanz und Steuern", Band 1
Schäffer-Poeschel, Stuttgart 2002, XXXI + 760 Seiten, 44,95 €
ISBN 3-7910-2024-2
http://www.schaeffer-poeschel.de/
Mittlerweile in der 9., neubearbeiteten Auflage ist das vorliegende
Werk erschienen. Mit dicht bedruckten Seiten und einem Gewicht von gut
drei Pfund enthält es detaillierte Ausführungen zur Buchführung und
Bilanzierung.
Die drei Autoren, allesamt Professoren an der FH Ludwigsburg
(Hochschule für öffentliche Verwaltung und Finanzen), nehmen den Leser
mit durch 21 Kapitel. Die Darstellung beginnt mit den
Buchführungspflichten – warum Buchführung? –, setzt sich
fort mit Buchführungsthemen – was für Datensätze gehören in die
Bücher? –, Bilanzierungsthemen – was für Zahlen schreibt
man in die Datensätze? – und erläutert besondere Problemkreise
– etwa Bilanzberichtigung, Verträge unter Verwandten und
Besonderheiten bei Personen- bzw. Kapitalgesellschaften. Schließlich
finden sich im letzten Abschnitt Übungsfälle mit Lösungen.
Diese Kapitel sind klar voneinander abgegrenzt, so dass Verweise nach
oben oder gar nach unten entbehrlich sind, und bauen wenig aufeinander
auf; man kann ein Kapitel auch ohne Kenntnis der vorhergehenden
Kapitel lesen. Mit jedem der Kapitel könnte man Wochen verbringen, so
umfangreich ist der dargestellte Stoff. Die Erläuterungen sind tief
detailliert. Nur als ein Beispiel dürfen die Rückstellungen für
Wechselobligo genannt werden: Ihnen ist im Kapitel "Bilanzierung
bestimmter Passivposten" eine ganze Seite gewidmet.
Doch so lang die Texte sind, sie werden aufgelockert und verständlich
gemacht durch zahlreiche Beispiele und einige Übersichten. So wie die
Berechnung der Höhe von Pauschalrückstellungen für Wechselobligo in
einem Beispiel gezeigt wird, so ziehen sich durch das ganze Buch kurze
konkrete Fälle mit Lösungen. In diesen Beispielen erklären die
Verfasser auf wenigen Zeilen, wie typische Problemfelder zu lösen
sind, und rechnen auch mal vor, mit welchem Buchwert ein
Wirtschaftsgut zu berücksichtigen ist.
Apropos lange Texte: Abschnitte, die ohne durch Zwischenüberschriften
oder Beispiele unterbrochen zu sein mehr als eine Seite einnehmen,
finden sich kaum im Buch. Auch sind die wichtigsten Begriffe in jedem
Absatz durch Fettdruck hervorgehoben. Doch dadurch, dass die Zeilen
dicht an dicht stehen und auch die Überschriften sich optisch nur
wenig hervorheben, wird der Leser leicht überfordert. Ihm ist zu
raten, sich dennoch auf das Lesen einzulassen, die Zäsuren bewusst
wahrzunehmen und selbst Schwerpunkte zu setzen. So wird die schwierige
Materie verständlich.
Das Buch ist grundsätzlich auf kaufmännische Ausbildungen und nicht
auf wissenschaftliche Beschäftigung zugeschnitten. So orientiert sich
die Darstellung im Wesentlichen an der Praxis der Finanzverwaltung und
Finanzrechtsprechung. Auf die einschlägigen EStR, EStH, Schreiben der
Finanzverwaltung und BFH-Urteile wird im Text verwiesen. Nur
gelegentlich, wenn die Autoren die BFH-Rechtsprechung kritisieren,
finden sich auch Fundstellen anderer Sekundärliteratur. Doch auch für
den Juristen, der sich im Bilanzrecht fortbilden will, ist es
geeignet, um sich einen weiten Überblick zu verschaffen.
Gesamteindruck:
Ein dicker Wälzer, zum Lernen von Details und zum Nachschlagen für die
Praxis empfehlenswert. Der Preis ist dem Umfang des Werkes und seinem
Lehrbuchcharakter angemessen. Wer nur einen Einstieg in das Thema
will, für den ist dieses Buch zu umfangreich. Ein Jurastudent benötigt
selbst im handelsrechtlichem Schwerpunktbereich nur einen Bruchteil
dessen, was er darin lesen kann.
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